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Offener Wettbewerb | 06/2015

Liniendesign U5, Wiener Linien

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Frankgasse Aufgangseinhausung

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Frankgasse Aufgangseinhausung

3. Rang

Zechner & Zechner ZT GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Gestaltungskonzept

Das Gestaltungskonzept baut auf der erprobten Gestaltungsstrategie der Wiener U-Bahn Stationen auf. Der Kontrast zwischen dem rohen dunklen Gleisbereich und dem hellen, freundlichen Kundenbereich wird beibehalten und um eine dynamische, farbige Akzentbeleuchtung des Gleisbereichs erweitert.
Im Kundenbereich werden helle, unbunte Materialien verwendet, die in einem Modulsystem verbaut werden. Einbauelemente werden flächenbündig angeordnet, Übergänge fließend gestaltet, ein „glattes“ Erscheinungsbild angestrebt. In den zentralen stark frequentierten Bereichen werden die Wandflächen leuchtend ausgeführt.
Der dynamische Bewegungsfluss von Zügen und Menschen wird in einem kontinuierlichen Band in der Linienfarbe weitergeführt, welches den Reisenden durch die unterirdischen Stationen begleitet.
Beschleunigung und Verzögerung werden in Form von verlaufenden Rastern und Flächen gestalterisch interpretiert.
Möblierungselemente werden möglichst in die Verkleidungselemente integriert und mit einer einheitlichen Formensprache ausgeführt.

Materialien

Der Bodenbelag aus hellgrauen Granitplatten mit integriertem taktilen Leitsystem geht über einen gut ausgerundeten Kehlsockel in die Wand über. Im Falle der Ausführung der optionalen Bahnsteigwand avisieren hellere, strukturierte Felder die Zugangszonen im Bereich der Schiebetüren.
Die Wandverkleidung besteht im Stationsbereich hauptsächlich aus transluzent leuchtenden Glas-Verbund-Paneelen, hierbei werden Glasscheiben aus widerstandsfähigem Einscheibensicherheitsglas (ESG) mit einem umlaufenden Stahlwinkelrahmen verklebt.
Auf der Rückseite der Glasscheiben wird mittels Siebdruckverfahren eine Schicht aus Mikro-Glasperlen appliziert, welche im oberen Bereich Türkisblau eingefärbt sind und in ein neutrales Weiß verlaufen. Es entsteht eine transluzente Optik und und gleichzeitig haben die Glasperlen eine lichtverteilende Wirkung. An der oberen und unteren Glaskante werden LED-Leisten aufgesteckt und mittels Nirowinkel geschützt, durch die Glasperlen wird das eingestrahlte Licht gebrochen und nach vorne abgestrahlt.
Es entsteht ein vollflächig leuchtendes Paneel mit einem färbigen Lichtstreifen welcher als Grund für die Stationskennzeichnung und als Kennzeichen der Linie fungiert.
Die Verkleidungselemente folgen einem Raster von 1250mm. Die niedrigen Paneele am Bahnsteig weisen ein Gewicht von ca. 65kg auf, die Vollelemente ca. 75kg. Die Paneele können von zwei Arbeitern in die vorgerichtete Stahlunterkonstruktion eingehängt und in den Fugen mittels Vierkantsteckschlüssel verriegelt werden. Zur betrieblichen Revision müssen die Paneele nicht entfernt werden, sondern können einfach aufgeklappt werden. Zum Leuchtmitteltausch können die Nirowinkel ohne Elementdemontage abgenommen und die LED Leisten gewechselt werden.
In den Aufgangsbereichen und den untergeordneten Wandbereichen erfolgt die Wandverkleidung ohne Hinterleuchtung.
Die Deckenverkleidung erfolgt durch hell beschichtete Aluminium-Verbund-Bleche im Rhythmus der Wandverkleidung. Die Alubleche erhalten eine verlaufende Lochung mit dahinter liegender schallabsorbierender Auflage. Die Deckenelemente sind drehbar gelagert und können nach Entriegelung abgeklappt werden.
Entlang der Bahnsteigkante verläuft eine Schürze, die als Installations- und Informationsträger fungiert.
Falls der Gleisbereich vom Bahnsteig getrennt werden soll, wird unter dieser Schürze eine Glasverkleidung mit Schiebetüren situiert. Eine horizontale Lamellenverkleidung überdeckt die Nachströmöffnung der Brandentrauchung. Sowohl die Schiebetüren, wie auch die dazwischen angeordneten öffenbaren Panikflügel (break out Flügel) werden als Metallrahmen mit aufgeklebten Glasplatten ausgeführt, um vom Bahnsteig ein möglichst glattes und flächenbündiges Erscheinungsbild zu erzeugen. Ein verlaufendes Punktraster auf den Glasscheiben verbessert die Sichtbarkeit für Sehschwache.

Informationszone

Die leuchtenden Glas-Verbund-Paneele dienen auch als Bild- und Informationsträger. Vitrinen, Informations- und Werbemodule können in die Paneele integriert werden. Hierzu wird ein Teil der Scheibe vom Siebruck ausgespart, dieser bleibt transparent und kann dahinter mit Infografiken oder Monitoren ausgestattet werden. Solche häufig zu öffnenden Paneele werden beidseitig mit verdeckt liegenden Gasdruckzylindern gesichert.

Funktionszone

Die wesentlichen Ausstattungselemente wie Sitzgelegenheiten, Abfallbehälter, Hydranten, Reinigungselemente, Feuerlöscher folgen dem Modulraster und werden in einer einheitlich gestalteten Sockelzone flächenbündig angeordnet.
Die Module in der stark beanspruchten Funktionszone bestehen aus widerstandsfähigen hell emailierten Blechen.
Die Sitze werden als Klappsitze ausgeführt. Dies vergrößert im hochgeklappten Zustand bei starker Fahrgastfrequenz die Verkehrsfläche am Bahnsteig, die Bodenreinigung wird erleichtert. Die geneigte Oberkante der Sockelzone fungiert als bequeme Stehbank.

Lichtkonzept Bahnsteige

Die Direktbeleuchtung (insbesonders des sicherheitsrelevanten Bereichs der Bahnsteigkante), erfolgt durch in der Decke eingebaute lineare, gut ausgeblendete LED-Module mit entsprechender Lichtverteilung.
Die indirekte Beleuchtung der hellen Decke mit linearen LED-Leuchten liefert das erforderliche Streulicht, um am restlichen Bahnsteig ein helles Gesamterscheinungsbild zu erzielen.

Lichtkonzept Passagen und Verbindungswege

Die erforderliche Beleuchtungsstärke von 150 Lux wird in den Gangbereichen mit Indirektlicht, das über die helle Decke reflektiert wird, erreicht. Der Raum im Untergrund wird optisch erhöht, wodurch ein freundlicher Gesamteindruck entsteht. Die Decke ohne sichtbare Technikeinbauten strahlt Eleganz aus.
Dazu werden beidseitig hinter den Wandpaneelen hochwertige lineare IP67 LED Leuchten uneinsichtig montiert. Mit einem Lichtstrom von 2.066 Lumen bei einer Anschlussleistung von 25W pro Meter handelt es sich um eine effiziente Lösung.

Lichtatmung

Die charakteristische dynamische Akzentbeleuchtung der neuen U5 ist die türkisfarbige LED-Beleuchtung des dunklen Gleisbereiches, sobald sich der Zug nähert. Die Oberflächen sind in der Linienfarbe gemalt und werden, bevor der Zug einfährt, durch die zusätzliche Aufhellung mit dynamisch gesteuerten LED-Leuchten in gleicher Lichtfarbe gleichsam aus sich selbst heraus zum Leuchten gebracht. Dieses farbige Licht in der Linienfarbe türkisblau steigert seine Intensität je näher die Ankunft des nächsten Zuges rückt und klingt dann einer Lichtatmung gleich wieder ab.

Bestandsstationen

Die bestehenden U2 Stationen können bei Bedarf einfach mit den Plug-in Elementen des Modulsystems der neuen U5 Linie nachgerüstet werden um ein einheitliches Gestaltungskonzept zu erzielen.

Zugangsgebäude

Das bewusst zurückhaltend gestaltete, quaderförmige Zugangsgebäude kann in seiner Geometrie, in Länge und Breite leicht unterschiedlichen stadträumlichen Anforderungen angepasst werden, die Gestaltung erlaubt verschiedenste Konfigurationen.
Die Stahlkonstruktion besitzt eine umlaufende Glashülle mit verlaufendem Punktraster und vermittelt einen leichten, schwebenden Eindruck. Blickt man durch das transparente Gebäude hindurch, überlagern sich die Punktraster der jeweiligen Fassaden. Durch die Bewegung des Betrachters entsteht ein Moiré-Effekt der zu scheinbaren Interferenzen führt und die Fassade belebt und sie fließend, veränderlich erscheinen lässt.

Licht- und Materialkonzept

Die Station zeigt im Stadtbild zwei Gesichter – sie wandelt sich vom extrovertierten Tag- in ein introvertiertes Nachterscheinungsbild.
Tagsüber fängt sich das Sonnenlicht am hellen Punktraster, die Erscheinung wandelt sich durch die nächtliche Lichtinszenierung nach Sonnenuntergang in das umgekehrte Bild. Das opake Punktmuster bildet einen Negativkontrast und zeichnet sich dunkel vor dem hellen Untergrund ab. Das Licht strahlt nun von innen heraus und weist den sicheren und angstfreien Weg in den Untergrund.
Die helle Aluminium Deckenuntersicht wird mit linearen Einbauleuchten beleuchtet und illuminiert mit diffusem Streulicht das Gebäudeinnere. Die nach oben gerichteten Leuchten werden in einem beidseitig verlaufenden Sockel integriert, um die Decke aufzuhellen. Dies ist besonders für die Fernwirkung des Aufnahmegebäudes von Bedeutung. Die eingeplanten Leuchten sind außentauglich, wasserfest und die einzelnen Elemente sind tauschbar.
Stiegen werden mit im Handlauf integrierten LED-Modulen zusätzlich beleuchtet.

Mitarbeiter:
Arch. Dipl.-Ing. Stefan Wecker,
Dipl.-Ing. Sonja Mijatovic Malovic,
Dipl.-Ing. Mario Buxbaumer,
Dipl.-Ing. Dragan Malovic

Visualisierung: expressiv.at
Lichtplanung: podpod design, Podgorschek & Podgorschek lighting design OG, Wien


www.zechner.com

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht durch seine innovative und sich vom konventionellen U-Bahngestaltungen unterscheidenden Designansatz. Dominierendes Element des Entwurfes sind die konsequent eingesetzten LED-beleuchtende Glasverkleidungen. Die so erzeugten Lichtwände interpretieren und optimieren das „Wiener System“ neu durch die maximale Kontrastwirkung zwischen dunklem Blindbahnsteig und leuchtendem Aufenthaltsbereiches des Bahnsteiges. In der gestalterischen innovativen Kraft liegt aber auch die Angreifbarkeit der Materialwahl. So wird seitens des Betreibers in Hinblick auf Nachhaltigkeit, Dauerhaftigkeit und Erhaltung auf die absolute Notwendigkeit des Einsatzes „sicherer“, erprobter und bewährter Materialien hingewiesen. Für den Einsatz von Leuchtglaswänden in der geplanten Dimension und Umfang kann auf erprobte Referenzbauwerke nicht verzichtet werden.

Die Gestaltung der Aufnahmegebäude und Aufgangseinhausungen wird in ihrem subtilen Spiel zwischen Tag- und Nachtwirkung durchaus gelungen gewertet, eine zusammenwirkende und verbindende Designlinie und Architekturrhetorik zwischen Aufnahmegebäude und Bahnsteig könnte jedoch noch verstärkt herausgearbeitet werden.

Insgesamt ein qualitativ hochwertiger und sehr konsequent bis in das Design der Ausstattungsmodule durchgestalteter Entwurf, dem das Potential für zukünftige Umsetzungen inne wohnt.
Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Aufnahmegebäude Elterleinplatz

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Aufnahmegebäude Elterleinplatz

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Innenperspektive Randbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Innenperspektive Randbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Innenperspektive Verbindungsgang

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Innenperspektive Verbindungsgang

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Innenperspektive Aufzug-Stiege

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Innenperspektive Aufzug-Stiege

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Innenperspektive Inselbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Innenperspektive Inselbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Innenperspektive Aufgang

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Innenperspektive Aufgang

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Inszenieren der Fasssade durch Moire-Effekt

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Inszenieren der Fasssade durch Moire-Effekt

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Ausstatungselemente

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Ausstatungselemente

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Längsschnitt Aufgangsgebäude Frankgasse

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Längsschnitt Aufgangsgebäude Frankgasse

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Querschnitt Inselbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Querschnitt Inselbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Querschnitt Randbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Querschnitt Randbahnsteig

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign
Lichtatmung

Zechner&Zechner - U5 Liniendesign Lichtatmung