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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Departement Biomedizin der Universität Basel - Neubau Labor- und Forschungsgebäude

EDELWEISS

3. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

Nissen Wentzlaff Architekten BSA SIA AG

Architektur

WMM Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

HKG Engineering AG / HKG Consulting AG

Bauingenieurwesen

Laborplaner Tonelli AG

sonstige Fachplanung

Visiotec Technical Consulting AG

Brandschutzplanung

Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Campus Schällemätteli
Als Ort des Wissens soll der Campus Schällemätteli Forschern und Studenten eine attraktive Arbeitsumgebung bieten,ungezwungene Begegnungen fördern und eine starke Identität ausstrahlen. Da die Gebäude sehr eng beieinander stehen ist der öffentliche Raum zwischen den Gebäuden knapp bemessen. Umso wichtiger ist es, dass die Gebäude auf der Fussgängerebene durchlässig sind und sich im Raumangebot gegenseitig ergänzen.
Unser Entwurf soll die bereits bestehenden Gebäude Pharmazentrum und Life Science zu einer attraktiven Forschungslandschaft verbinden. So ist der Haupteingang zwar zur Klingenfeldstrasse orientiert, mit Sitzstufen und einer zweigeschossigen Halle öffnet sich das Gebäude jedoch gleichzeitig zum Campus und zur zentralen Fussgängerachse.
Sowohl Erdgeschoss, als auch 1.Obergeschoss bieten vielfältige Möglichkeiten für
Durchwegung und Aufenthalt.

Topografie der Lehre
Sowohl das bestehende Pharmazentrum als auch das geplante Life Science Gebäudebieten bieten im Erdgeschoss und im 1.Obergeschoss bereits Räume für die
Lehre an. Indem der Neubau des DBM die Geschosshöhen des Pharmazentrums
übernimmt und sich mit einer Glashalle zum LifeScience Gebäude öffnet, knüpft er an
beide Bauten an und schafft eine gebäudeübergreifende, räumlich abwechslungsreiche
und grosszügige Landschaft des Lernens und Forschens. Zwei- bis dreigeschossige
Lufträume signalisieren hier Öffentlichkeit und bieten räumliche Verknüpfungen, und
Durchblicke. Innen- und Aussenraum verbinden sich zu einer Raumsequenz, die
Begegnungen fördert und Orte für Unvorhergesehenes bietet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Das Projekt für den Neubau des Labor- und Forschungsgebäudes für Biomedizin der Universität Basel präsentiert sich als gut gestaltetes, neungeschossiges Bauvolumen mit einseitig zurückspringendem Dachgeschoss sowie einem differenziert ausgebildeten Sockel. Die Anordnung der Nutzungen ist grundsätzlich rational und einfach. Die Labore liegen in den oberen sieben Geschossen, die Tierhaltungsräume in den beiden Untergeschossen, die Core Facilities sind im Erdgeschoss situiert und die Hörsäle und Praktikumslabore werden über eine zweigeschossige «Lehrtopographie » verteilt.

Die Adresse und Haupterschliessung liegt an der Klingelbergstrasse, angrenzend an das Pharmazentrum (PHZ), und bietet dort den Zugang zu den Laboren in den oberen Geschossen. Gegen den Campus und den Neubau Biozentrum (NBZ) öffnet sich das Haus mit einem zweigeschossig verglasten Sockelgeschoss und zusätzlich mit einer überaus grosszügigen Sitzarena für die Studierenden. Die Auditorien sind in dieser «Lehrtopographie» als freistehende Kuben ausgebildet, ebenso wie die Praktikumslabore, die im 1. Obergeschoss zu Raumzonen zusammengefasst sind. Diese doppelgeschossige, allseitig zugängliche Sockellösung nimmt Bezug auf den benachbarten Neubau des Biozentrums und insbesondere auf das bestehende PHZGebäude, mit dem der Neubau in einem vitalen Austausch stehen möchte.
An den Haupteingang angegliedert, separat mit Liften und Treppenhäusern erschlossen und abgegrenzt von der «Lehrtopographie», liegen im Erdgeschoss die allgemeinen Räume der Core Facilities. Sie bilden sich gegen aussen und innen als solide, geschlossene Räume ab, als fester Teil gewissermassen, über dem sich die offene Lernlandschaft entwickelt. Von der hohen Eingangshalle an der Klingelbergstrasse schraubt sich eine verjüngende Wendeltreppe hinauf zur Science Lounge. Sie bindet aber auch das «öffentliche » 1. Obergeschoss mit an und müsste zu den Laboren hin mit einer technischen Zugangskontrolle gesichert werden.
Die Science Lounge wird von zwei unterschiedlich grossen Lufträumen gekrönt, welche die Kommunikation mit den verschiedenen Laborgeschossen befördern. Die Höfe weisen zudem je eine unabhängige Wendeltreppe auf.

Eine rationelle Einteilung der Labore und Büroarbeitsplätze wird durch die Tragstruktur von 7 x 7 m weitgehend gewährleistet. Vier ostwestlich verlaufende Erschliessungsgänge erlauben die freie Zuordnung von Laboren und Instrumentenräumen. Darüber hinaus wären mehr nordsüdlich verlaufende Stichgänge wünschenswert. Dass das Projekt nur das brandschutztechnische Minimum von zwei Fluchttreppenhäusern vorschlägt, ist jedoch hinsichtlich einer maximalen Flexibilität der Anordnung und Verknüpfung von Laboren und Büroarbeitsplätzen nachteilig. Die gewünschte Flexibilität wäre nur mit vier Fluchttreppenhäusern gegeben. Der durchgehende Stützenraster wird nordseitig zugunsten der Weiträumigkeit der «Lehrtopographie» und stützenfreier Hörsäle auf 10,5 x 14 m ausgeweitet und mit hohen Unterzügen bewerkstelligt.

Für die fast vollständige räumliche Öffnung zum PHZ und im Hinblick auf das Zusammenschmelzen der beiden Nutzungen zu einer «Forschungslandschaft» wird die tragende Brandmauer zwischen den beiden Bauten fast vollständig geopfert, ebenso wie die einläufige Treppe und das rückseitige Fluchttreppenhaus. Diese allzu grosszügige Geste müsste bezüglich Tragstruktur und Bauablauf sehr teuer erkauft werden, insbesondere weil der Betrieb des PHZ während der Bauarbeiten aufrechterhalten werden muss.

Die Fassade der Laborgeschosse zeigt eine ruhige, schöne Struktur aus Betonelementen, welche Themen der Fassade des PHZ-Gebäudes aufnimmt und interpretiert. Es gelingt dabei, dass die beiden Baukörper nicht divergieren, sondern die beabsichtigte Wirkung einer Gesamterscheinung aus «zwei Bausteinen» entsteht. In die Betonelemente integrierte, feste Brüstungen verkleinern den Glasanteil der Fassade und reduzieren die Einblicksmöglichkeiten in die Laborgeschosse von aussen.
Dabei gibt die Ausbildung des zweigeschossigen Sockels mit Haupteingang und «Lehrtopographie» in Form einer «gläsernen Fuge» dem Bau ein besonderes Gepräge. Der Sockel kontrastiert und belebt den gemessenen Raster der darüberliegenden Laborgeschosse und bildet gegen aussen auch die unterschiedlichen Nutzungen ab.

Freiraum
Das dem Projekt zugrundeliegende entwerferische Konzept, das Gebäude mit seinen Sockelgeschossen an die Öffentlichkeit zu adressieren und mit dem Strassenraum in Bezug zu setzen, führt folgerichtig zu Strassenbelägen, die bis an das Haus reichen, und zu Ersatzpflanzungen der Bäume in Baumscheiben, die im Asphalt eingelassen sind. Das Niveau der Klingelbergstrasse wird für die ganze Gebäudetiefe übernommen und in Form eines leicht vertieften Hofs bis in den Campusbereich geführt.
Eine interessante Lösung finden die Verfasser für die Veloparkplätze, die sie im Erdgeschoss, beim Eingang an der Pestalozzistrasse, unter den Sitzstufen der «Lehrtopographie » anbieten. Leider kann aber nur ein Teil der geforderten Veloparkplätze dort untergebracht werden.

Betrieb und Logistik
Das Raumprogramm ist weitgehend erfüllt, und man kann davon ausgehen, dass die noch fehlenden 330 m2 Nutzung (Garderoben Mitarbeitende und Kopierräume Regelgeschosse) im Projekt realisierbar wären. Der Hauptteil des Projektes, die Labor-/Bürobereiche in den Regelgeschossen, sind ökonomisch knapp gehalten. Gleichwohl wird die Kommunikation unter den Forschenden im Lichthofbereich und der Science Lounge gefördert.
Negativ prägend für dieses Projekt ist aus Betreibersicht der Verzicht auf zusätzliche Erschliessungen für die umfassend geschilderte Flexibilitätsanforderung auf den Regelgeschossen, also auf die Ausbildung von Längskorridoren an der Fassade oder von Stichgängen in das Gebäudeinnere und insbesondere auf das Angebot von insgesamt vier Fluchttreppenhäusern, die für eine ordnungsgemässe (Flexibilitäts-) Entfluchtung notwendig wären.
Die Spezialnutzungen Core Facilities, Science Lounge und Besprechungen sind sinnvoll untergebracht; bei der Laborglas- Spülküche und der Tierhaltung im 1. Untergeschoss wird Tageslichtkompensation notwendig, das bedeutet zusätzliche Pausenzeit für die Mitarbeitenden. Die Logistik ist zu knapp gehalten. Die Grösse der Warenlifte und der Vorplatzbereiche im Erdgeschoss überzeugen nicht, aber eine Änderung würde beim grosszügigen Verkehrsbereich zum PHZ hin kein unüberwindliches Problem darstellen. Der sehr prägnanten Erschliessung und Verknüpfung von Lehre, Eingangsbereich und Core Facilities im Sockelbereich kann aber aus Betreibersicht keine funktionelle Notwendigkeit zuerkannt werden.

Gebäudetechnik
Die beschriebenen Konzepte, Energieflüsse und schematischen Darstellungen sind nachvollziehbar und erfüllen die Anforderungen. Angaben zum Elektro- und Sanitärkonzept fehlen leider vollständig. Das Lüftungskonzept kann überzeugen, bleibt aber in seiner räumlichen Umsetzung noch zu wenig stringent.
Die Lage der Haustechnikzentralen und deren Dimensionierung und Anbindung an die Steigzonen sind realisierbar, jedoch sehr von den räumlichen Sachzwängen geprägt. Die asymmetrische Platzierung der Steigzonen erschwert die Horizontalverteilung der Medien. Insbesondere die östliche Steigzone liegt ungünstig positioniert. Im Weiteren sind die Steigzonen ungenügend dimensioniert und verunmöglichen im Bedarfsfall eine Nachrüstbarkeit zusätzlicher Medien. Der Nachweis für die Aussenluftfassung für die Lüftungszentralen im Untergeschoss fehlt. Es liegt ein Gebäudetechnikkonzept vor, welches vor allem in der Vertikalerschliessung Schwächen aufweist.

Wirtschaftlichkeit
Die gesamte Geschossfläche und das Gebäudevolumen liegen über dem Durchschnitt aller Projekte. Dank einer einfachen Fassadengestaltung resultieren dennoch Erstellungskosten, die im Mittelwert aller Projekte liegen. Die kostenintensiven Abbrüche und Provisorien im PHZ gilt es in eine ökonomische Gesamtbetrachtung einzubeziehen.

Würdigung Projekt
Das dem Projekt zugrundeliegende Konzept einer sowohl volumetrischen als auch gestalterischen und schliesslich nutzungsmässigen Verbindung zum Bestand ist schlüssig durchgearbeitet und gelingt auf mehreren Ebenen. Das Zusammenspiel des Neubaus mit dem PHZ stärkt beide Gebäude und führt zu einer städtebaulich und architektonisch ansprechenden Gesamtlösung. Gleichwohl gereichen dem Projekt die allzu freizügige Öffnung und Durchdringung der Nutzungen und Strukturen zum Nachteil und führen zu zahlreichen Defiziten, die von Betreiberseite nicht hingenommen werden können.