modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2015

Departement Biomedizin der Universität Basel - Neubau Labor- und Forschungsgebäude

ODO

4. Preis

Preisgeld: 35.000 CHF

Markus Schietsch Architekten GmbH

Architektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Bauingenieurwesen

Schmidiger + Rosasco I Ingenieure für Elektroplanung

TGA-Fachplanung

OLOS AG Ingenieurbüro für Energie- und Umwelttechnik

Energieplanung

Triplan Ingenieur AG

TGA-Fachplanung

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Quantum Brandschutz

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Das Raumprogramm ist in einem achtgeschossigen Volumen mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss organisiert. Die Anzahl der Hauptgeschosse und deren Höhen entsprechen denjenigen des bestehenden Pharmazentrums. Gegen Norden hin rückt das Volumen leicht von der Baufeldgrenze und damit vom neuen Biozentrum ab.
Durch das Zusammenbinden des Ersatzneubaus mit dem Bestandsbau des Pharmazentrums (PHZ) und die Übernahme der Geschosshöhen entsteht eine ruhige Fassadenflucht an der Klingelbergstrasse. Die geschichtete Fassade des Bestandsbaus wird im Neubau aufgenommen und gestalterisch neu interpretiert. Die vertikale Erschliessung der acht Vollgeschosse erfolgt über vier Treppenkerne mit vier Aufzügen. In den beiden Untergeschossen befinden sich die Core Facilities sowie die Anlieferung.

Charakteristisch für diese Arbeit ist die Ausbildung des Erdgeschosses als Kommunikationszone. Dieses enthält nebst den öffentlichen Bereichen auch die Science Lounge, welche nicht öffentlich zugänglich, aber ein wichtiger Teil der internen Kommunikation ist und dem persönlichen sowie dem wissenschaftlichen Austausch der Forschenden dient. Mit der Ausrichtung der Science Lounge zur Pestalozzistrasse hin wird ein Bezug zum öffentlichen Stadtraum gesucht.
Über dem Erdgeschoss sind sechs Regelgeschosse mit Labornutzung angeordnet. Diese sind über zwei stirnseitig angeordnete Wendeltreppen untereinander und über die westliche Wendeltreppe mit der Science Lounge im Erdgeschoss verbunden.
Die Regelgeschosse sind klar strukturiert und flexibel ausgestaltet, sodass künftige Änderungen und Anpassungen z. B. in den Forschungslaboren mit geringfügig in die Bausubstanz eingreifenden Umbauten aufgefangen werden können. Die Labor- und Auswertplätze sind exzentrisch angeordnet, ausreichend dimensioniert und gut erschlossen. Die Unterbringung der Tierhaltung im Innern des 7. Obergeschosses führt zu gut belichteten Arbeitsplätzen für das Personal und einer von aussen nicht einsehbaren Nutzung. Die Nähe zum Technikgeschoss auf dem Dach ermöglicht eine kurze Leitungsführung im Gebäude.
Die geringe Eingriffstiefe in die Bausubstanz des PHZ hat den Vorteil, dass dieses während der Bauzeit nur minimal tangiert wird und der Lehr- und Forschungsbetrieb aufrechterhalten werden kann.

Freiraum
Die Umgebungsgestaltung ist rudimentär mit einer strassenbegleitenden Baumreihe als teilweiser Ersatzbepflanzung sowie mit der Anlage von Senkgärten zur Belichtung des Untergeschosses bearbeitet. Vor der Science Lounge an der Pestalozzistrasse ist eine (öffentliche) Sitzgelegenheit angedeutet.

Betrieb und Logistik
Das Raumprogramm ist mehrheitlich erfüllt, im Untergeschoss des PHZ sind Lager und im Kragenbau des PHZ Büros untergebracht. Das Erdgeschoss ist klar unterteilt in einen Teil Lehre (externe Studierende) und einen Teil Science Lounge und Besprechungen. Dies platziert die beiden Letzteren nahe beim Eingang, aber mit dem relativen Nachteil der Entfernung von den oberen Regelgeschossen.
Die Anböschungen im 1. Untergeschoss gewährleisten gute Tageslichtverhältnisse bei Core Facilities und Laborglas- Spülküche.
Die Regelgeschosse weisen wie verlangt zusätzliche Erschliessungen (Fassadenkorridore) auf, die eine langfristige Flexibilität ermöglichen sollen. Diese maximale Flexibilität wird jedoch erkauft durch Auswertbereiche, die nicht direkt an der Fassade liegen und im Regelfall auch nicht vom Aussenkorridor getrennt werden können, was dem Bedürfnis nach ruhigen Arbeitsplätzen entsprechen würde. Spontane Kommunikation des Forschungspersonals sollte auf den Regelgeschossen bei den Wendeltreppen möglich sein.
Das Kennzeichen des Entwurfes ist die Tierhaltung im obersten Nutzgeschoss in einer sinnvollen Nähe zur Gebäudetechnik- Dachzentrale; Tageslichtfragen werden sich hier nicht stellen. Diese Platzierung der Tierhaltung wird dagegen die Logistik erheblich beanspruchen, da sie in der maximalen Entfernung zur Ladebucht angeordnet ist. Die Logistik selbst ist phasengerecht und gut gelöst, die Zweiteilung des 1. Untergeschosses in Core Facilities und Lager ist ein tragfähiger Ansatz. Die zwei vertikalen Verkehrszonen zum PHZ müssten allerdings vertauscht werden, damit in den Untergeschossen das entsprechende Niveau im PHZ angefahren werden kann.

Gebäudetechnik
Eine vertiefte Beurteilung der Gebäudetechnikkonzepte kann aufgrund fehlender Angaben nicht vorgenommen werden. Die vertikale Medienerschliessung und Dimensionierung der Steigzonen ist gut gelöst. Die horizontale Erschliessung der Medien ist jedoch nicht dargestellt und kann nicht beurteilt werden. Das Lüftungskonzept ist nachvollziehbar und gut gelöst. Der Nachweis für die Aussenluftfassung für die Lüftungszentralen im Untergeschoss fehlt. Die Erschliessung der Schächte aus den Zentralen im Untergeschoss ist umständlich und erfordert lange Anbindungswege. Die Steigzonen sind ausreichend dimensioniert und sinnvoll platziert. Von der Grundcharakteristik her scheint das Potenzial für ausreichende Verbesserungen der Gebäudetechnik vorhanden, obwohl das Fehlen wichtiger Informationen eine abschliessende Bewertung erschwert.

Wirtschaftlichkeit
Die Geschossflächen und das Gebäudevolumen liegen im Durchschnitt aller Projekte. Eine vergleichsweise einfache Fassadenkonstruktion relativiert den hohen Verglasungsanteil, wodurch leicht unterdurchschnittliche Erstellungskosten resultieren.

Würdigung Projekt
Das Projekt ODO weist mit der Anordnung der Tierhaltung im 7. Obergeschoss und der klar strukturierten Organisation, insbesondere in den Laborgeschossen, einen guten Bearbeitungsstand auf. Die unterdurchschnittlichen Erstellungskosten fallen trotz des hohen Verglasungsanteils positiv auf.
Die detaillierte Beschäftigung mit dieser Arbeit zeigt auf, dass das vorgegebene Raumprogramm technisch weitgehend erfüllt werden kann, aber auch, dass Gestaltung und Layout keinen Bezug zum Ort finden und dass das Raumprogramm ohne erkennbare Innovation umgesetzt wurde. Das Gebäude könnte irgendwo in einer europäischen Stadt stehen.
Die gewählte Fassadenstruktur macht die Funktion des Forschungs- und Lehrgebäudes von aussen nicht erkennbar. Zudem scheint das Gebäude im «Treibsand» zu stehen: Die längsseitig verlaufenden Senkgärten, die der Belichtung des 1. Untergeschosses dienen, lassen das Gebäude im Stadtkörper «einsinken». Dieser städtebaulich problematische Kunstgriff erweist sich letztlich als Schwäche des gewählten Ansatzes.