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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2013

Erweiterung Alterszentrum Hochweid

1. Rang / 1. Preis

Wolfgang Rossbauer

Architektur

Basler & Hofmann AG

TGA-Fachplanung, Bauingenieurwesen

Timbatec Holzbauingenieure

Bauingenieurwesen

Hänggi Basler | Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser organisieren die Erweiterung wie vorgesehen in einem strassenseitigen, turmartigen Neubau fĂĽr die Alterswohnungen und einer hofseitigen eingeschossig erscheinenden Wohngruppe.

Der polygonale Baukörper mit den neuen Wohnungen fügt sich präzise zwischen Strasse und Bestand ein und formt selbstverständlich wirkende Aussenräume. Die mehrfach geknickte Abwicklung der Hülle lässt das Volumen kleiner wirken, die stehenden Fassadenflächen verleihen ihm eine elegante Erscheinung.

Der eingeschossige Verbindungsbau zum bestehenden Hauptbau und die Anordnung der Räume im Erdgeschoss sind plausibel und funktional sehr gut gelöst. Form und Position des neuen Mehrzweckraums sind überzeugend und zweckdienlich, die geforderte Unterteilbarkeit ist noch nicht zufriedenstellend nachgewiesen. Der Fitnessraum ist gut angeordnet, als Ort der Begegnung sollte er zum Eingangshof und zu den Erschliessungsbereichen geöffnet werden.

Einen sehr hohen Wohnwert versprechen die Wohnungen in den Obergeschossen. Pro Geschoss sind zwei Wohnungen angeordnet. Beide sind optimal mehrseitig orientiert und profitieren vom Ausblick auf den Zürichsee. Der Grundriss der Wohnungen, der den Eingangsbereich, Küche, Essen, Wohnen und jeweils ein Zimmer fliessend verbindet ist auf hohem Niveau austariert. Die schiefwinkligen Räume sind ausgewogen und gut möblierbar, die Wohnung ist in ihrer ganzen Dimension erlebbar. Die Balkone und Zimmer sind jeweils über Eck attraktiv zweiseitig ausgerichtet. Die Erschliessung am Tageslicht ist räumlich reichhaltig, die grossen Vorzonen zu den Eingängen können zu Gunsten der Wohnungen reduziert werden.

Die stringente Ausformulierung des Volumens und die Organisation im Innern aus dem Bestand heraus findet leider im vorgeschlagenen Erscheinungsbild keine Entsprechung. Die in Holz konstruierte Fassade wirkt am Ort fremd und das neue Material scheint den sehr heterogenen Ort zusätzlich zu überfrachten. Die prägnante Zweiteilung in massiven Sockel und leichten Aufbau verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Es wäre wünschenswert Material und Öffnungsverhalten mehr aus dem bestehenden Hauptbau heraus zu entwickeln und eine neue Einheit zu schaffen.

Die Schrägstützen der Balkone sind formal und funktional nicht verständlich: die Lasten können teilweise nicht abgetragen werden und ob der angestrebte freie Blick über Eck erreicht wird, wird stark in Frage gestellt. Auch die Überspannung der grossen Spannweite des Mehrzweckraums im Erdgeschoss mit der betonierten Wohnungswand wird in der dargestellten Form – mit Knicken und Öffnungen – bezweifelt.

Der Anbau für die Wohngruppe versteht sich innenräumlich ähnlich wie der Wohnturm als fliessende Erweiterung des bestehenden Altersheims. Die angenehmen räumlichen Abfolgen der Verbindungen werden geschätzt, insbesondere die Ausrichtung der gemeinschaftlichen Bereiche Essen – zum Hof orientiert – und Wohnen – zur Hochweid – wird positiv bewertet. Allerdings beansprucht die vorgeschlagene Anordnung im Grundriss viel Raum und erzeugt lange Verbindungswege. Der Anbau für die Wohngruppe nimmt so sehr viel Raum ein und bedrängt den Hof des Altersheims stark. Die grossen Erschliessungsflächen könnten durch eine Orientierung der Zimmer nach Westen zur Aussicht und der Erschliessung zum Hof optimiert und die Freiflächen der Gesamtanlage aufgewertet werden.

Ăśber die Materialisierung und das Erscheinungsbild des Anbaus an diesem sensiblen Ort wird leider keine Auskunft erteilt.

Betrieb und Nutzung
Die Anbindung des Neubaus ist betrieblich hervorragend gelöst. Die optimale Verbindung zum Hauptbau und die gute Anordnung von Personalaufenthaltsraum, Fitnessraum und Mehrzweckraum bilden eine echte funktionale Erweiterung des Alterszentrums.

Kleinere betriebliche Mängel wie lange Verbindungswege im Anbau für die Wohngruppe und die starke Verkleinerung des Hofs sind zu überarbeiten und scheinen korrigierbar. Das Projekt "Über Eck" bietet so von allen vorgeschlagenen Erweiterungen den grössten Nutzen für die Betreiberin.

Freiräume und Erschliessung
Die neu entstandenen Aussenräume im Bereich der Alterswohnungen wirken angenehm entspannt. Die Haupt- und Nebeneingänge sind übersichtlich angeordnet, auch die Anlieferung funktioniert in der vorgeschlagenen Disposition gut.

Der Hof im Bereich der Wohngruppe ist gut geformt, er wird allerdings durch die grosse Ausdehnung des Anbaus stark bedrängt. Das vorgeschlagene Wasserbecken erscheint formal fremd und ist betrieblich nicht erwünscht.

Wirtschaftlichkeit / Nachhaltigkeit

Das Projekt weist einen unterdurchschnittlichen Flächenquotienten (HNF/GF) auf. Die Wirtschaftlichkeit dürfte sich – trotz der zum Teil aufwendige Konstruktion – im Quervergleich im Mittelfeld bewegen und ist Rahmen der Weiterbearbeitung optimierbar. Die Steigzonen und die Abführung ins Untergeschoss durch den Mehrzweckraum sind bei der Weiterbearbeitung im Detail nachzuweisen.

GesamtwĂĽrdigung
Das Projekt "Über Eck" überzeugt insbesondere durch die Form und die Anbindung des Neubaus an der Stockenstrasse. Dieser fügt sich volumetrisch vorbildlich in die komplexe Situation ein und tritt trotz seiner Dimension zurückhaltend in Erscheinung. Gute geformte Aussenräume, die logische Anordnung der Zugänge und betrieblichen Erweiterungen, eine funktional durchdachte Verbindung zum Bestand sowie in der räumlichen Disposition hervorragende Wohnungen machen das Projekt zum architektonisch vielversprechendsten und betrieblich wertvollsten Beitrag des Verfahrens.

Weniger ausgereift sind die dargestellte Materialisierung in Holz und verschiedene strukturelle Aspekte des Wohnturms. Der Vorschlag fĂĽr die Wohngruppe vermag das Niveau der Alterswohnungen nicht zu erreichen.