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Offener Wettbewerb | 04/2014

Wohnsiedlung Herdernstrasse

5. Rang / 5. Preis

Guagliardi Ruoss

Architektur

tripet SA

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem winkelförmigen, viergeschossigen Eckgebäude und einem allseitig zurückspringenden Attikageschoss gelingt es den Projektverfassenden, sowohl die grossräumige Randfigur wie auch die bestehenden prägnanten Gründerzeitbauten an der Kreuzung von Bullinger- und Herdernstrasse auf überzeugende Art zu ergänzen. Der Ansatz, den Neubau von der benachbarten Bebauung abzurücken, erweist sich als geschickter städtebaulicher Schachzug. Als Blockrandergänzung schliesst der Baukörper das offene Schul- und Freiraumareal nach Westen hin ab und als Solitär bildet er ein würdiges Gegenüber zum Schlachthof und zur Sporthalle Hardau. Schliesslich ergibt sich für die Siedlung dadurch auch ein willkommener Zugang in den rückwärtigen Hofbereich.

Die Lücke in der Gebäudezeile hat allerdings den gravierenden Nachteil, dass das Flächenpotenzial nicht optimal ausgenützt werden kann. Zwar können die gewünschten 45 Wohnungen insgesamt nachgewiesen werden, aber 5 davon sind im Erdgeschoss angeordnet. Trotz Vorgartenzone in einer leichten Hochparterrelage werden diese Erdgeschosswohnungen an diesem Standort als ungünstig taxiert. Als Folge davon bleibt zudem nur noch sehr wenig Platz für Gewerbenutzungen übrig.

Alle Hauseingänge des Neubaus befinden sich auf der Strassenseite. Die Treppenhäuser und der Kindergarten können zudem auch über einen zweiten Eingang – mit viel Platz für Velos und Kinderwagen – vom Innenhof her erreicht werden. Im Bereich der Gebäudeecke werden zwei funktionale Ladenlokale angeboten. Der Kindergarten ist ebenfalls sehr zweckmässig organisiert – er liegt an der Herdernstrasse, was für die Besonnung der hofseitigen Aussenräume klare Vorteile bietet. Die Siedlungserschliessung mit lediglich drei Treppenhäusern und Liftanlagen, die zudem allesamt direkt an der Fassade liegen, ist ausgesprochen effizient gelöst. Dieser wirtschaftliche Vorteil wird jedoch durch ein wohl zu grosszügiges Angebot an Waschküchen und Trocknungsräumen, die auf allen Regelgeschossen und bei allen Treppenhäusern vorgesehen sind, wieder verspielt.

Die kammerartig organisierten Wohnungen tragen eine klar erkennbare Handschrift. Über ein Entrée mit Garderobe wird jeweils eine zentrale Halle erschlossen. Auf der Strassenseite sind kombinierte Wohn-Ess-Kochräume mit halb eingezogenen Loggien aufgereiht. Sie sind flächenmässig allerdings zu klein und auch wegen der Erschliessung des angerenzenden Schlafzimmers nur sehr schlecht möblierbar. Auf der ruhigen Hofseite sind fast ausschliesslich Schlafzimmer angeordnet. Wegen den Belegungsvorschriften der Stadt Zürich sind die vorgeschlagenen Doppelflügeltüren nicht sehr sinnvoll. Die Attikawohnungen sind intern eher umständlich erschlossen und wirken räumlich etwas eng.

Der architektonische Ausdruck mit einer in keramischen Platten verkleideten Sockelzone, einer durch regelmässig aufgereihte und farblich gekennzeichnete Loggien geprägten Mittelzone und einem durchgehend zurückspringenden Dachgeschoss passt grundsätzlich gut zum Standort und zur Bauaufgabe.

Die Stärken des Projektes liegen in erster Linie in seiner präzisen städtebaulichen Setzung und in seiner effizienten inneren Organisation. Leider vermögen die Erdgeschosswohnungen und die Organisation der Regelwohnungen nicht in allen Aspekten zu überzeugen. Zudem liegt die angebotene Hauptnutzfläche um einiges tiefer als bei den anderen Projekten der engeren Wahl, weshalb bei den Erstellungskosten der Rahmen des gemeinnützigen Wohnungsbaus nicht eingehalten werden kann.