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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2017

Ersatzneubau Alters- und Pflegeheim

ahaa - Amden - Blick von Osten

ahaa - Amden - Blick von Osten

2. Rang

Preisgeld: 12.000 CHF

ahaa - Andreas Heierle Atelier fĂŒr Architektur

Architektur

ErlÀuterungstext

KONTEXT, SETZUNG, VOLUMEN

Zweigt man von Amden her zum Pflegeheim ab und schlĂ€gt den Weg Richtung Äschen ein, lĂ€sst man schnell das Dorf hinter sich. Lang bevor die letzten EinfamilienhĂ€user den Dorfrand markieren, fĂŒhlt man sich der Zivilisation entflohen. Der Hang ist gespickt mit kleinen landwirtschaftlichen Nutzbauten, welche meist einzeln, manchmal in kleinen Gruppen wild ĂŒber den Hang verteilt sind. Wegen dem steilen GelĂ€nde sieht man sie jedoch kaum. Der Berg und das Panorama bestimmen die Wahrnehmung.

Die Kuppe vor der Abzweigung der Furstrasse wird dominiert vom imposanten Volumen des bestehenden Altersheims, welches sich in Dimension und Nutzung von den ĂŒbrigen EinzelgebĂ€uden abhebt. Das neue Heim wird das alte in seiner Dimension noch ĂŒbertreffen und sucht daher nicht die Anlehnung an den gebauten Kontext sondern orientiert sich an der Landschaft. Die Form des GebĂ€udes hat ihren Ursprung in der Topografie des GelĂ€ndes, aus dem es hervorwĂ€chst und dem Panorama, zu dem hin es sich öffnet.

In Anbetracht der tollen Aussicht und der Hanglage scheint sich auf den ersten Blick eine lineare und mono-orientierte GebĂ€udetypologie aufzudrĂ€ngen. Da sich das Panorama ĂŒber einen Winkel von 270 Grad prĂ€sentiert, ist jedoch eine sehr viel differenziertere GebĂ€udeform möglich. Es sind die InnenrĂ€ume, die sich zur Aussicht hin ausrichten sollen und nicht das GebĂ€ude an sich, was unweigerlich zu einem Hinten und Vorne fĂŒhren wĂŒrde. Um die Riegelwirkung eines LĂ€ngsbaus zu vermeiden wird das GebĂ€udevolumen derart modelliert, dass eine kompakte Grundform entsteht. Das polygonale Volumen ist prĂ€zise geschnitten, definiert eine klare Adresse und besetzt einen relativ kleinen Bereich der Parzelle, wodurch der Blick ins Tal zu grossen Teilen erhalten bleibt. Durch seine Fragmentierung wird der GebĂ€udekörper nie in seiner Gesamtheit wahrgenommen und erscheint dadurch kleiner als er tatsĂ€chlich ist. WĂ€hrend sich die grösste Fassade nach SĂŒden hin der umliegenden Bergwelt entgegenstellt, verjĂŒngt sich der GebĂ€udekörper hangseits sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen und passt sich zur Strasse hin der KleinmassstĂ€blichkeit der direkten Umgebung an.


AUSDRUCK

Der Entscheid der Gemeinde, das neue Pflegeheim ausserhalb des Dorfes zu bauen, lÀsst auf eine starke Verbindung der Bewohner mit der Landschaft schliessen. Abgeschiedenheit und Ruhe, Aussicht und Natur, die lÀndliche Idylle werden stÀrker gewichtet als die Integration der alten Menschen ins Dorfleben. Diese Grundstimmung der Gemeinschaft soll sich auch im Ausdruck des Pflegeheims widerspiegeln.

Es steht wie ein Fels im GelĂ€nde, verwurzelt in der Berglandschaft, als ob es immer schon da gewesen wĂ€re. Es ist ein robuster, solider Bau, der den Launen des alpinen Klimas trotzt; ein zurĂŒckhaltender SolitĂ€r, der sich natĂŒrlich und ohne Aufsehen zu erregen in die archaische Berglandschaft einfĂŒgt. Die einfache, reduzierte Fassadengestaltung will nicht mit der KomplexitĂ€t der umgebenden Landschaft konkurrieren und bringt aus der Ferne die skulpturale Wirkung des Volumens zur Geltung - analog einem rauhen, scharfkantigen Felsbrocken. Aus der NĂ€he eröffnet eine zweite Wahrnehmungsebene die quasi textilen QualitĂ€ten der GebĂ€udehaut. Die lebendige, taktile FassadenoberflĂ€che changiert im Sonnenlicht und verleiht dem grossen GebĂ€ude einen menschlichen Massstab. Durch das Schattenspiel unterstreicht sie die Wahrnehmung des Tagesverlaufes. An der profilierten Fassaden ranken sich Kletterpflanzen in die Höhe und verankern das GebĂ€ude in der Umgebung.


AUSSENRAUM UND ERSCHLIESSUNG

Durch seine ungerichtete, polygonale Form hat das GebÀude kein Vorne und Hinten und der Aussenraum umfliesst es gleichmÀssig. Auf allen Ebenen und rundum befinden sich Zu- und AusgÀnge - das Projekt profitiert explizit von der Hanglage und das GebÀude funktioniert in Symbiose mit dem Terrain. Entsprechend den GebÀudegrundrissen ist der Aussenraum nicht in getrennte Bereiche unterteilt, sondern zusammenhÀngend und zoniert.

Durch die GebĂ€udeknicke wird hangseitig ein hofartiger Raum gefasst, welcher eine eindeutige Adresse schafft. Im Zusammenspiel mit dem GelĂ€nde entsteht eine intime Eingangssituation mit einer angenehmen rĂ€umlichen Dichte, in deren Geborgenheit man gerne zu Hause ankommt. Dieser Hofraum ist das funktionale Zentrum des Projektes - Haupteingang, Personaleingang und KĂŒcheneingang liegen hier. Die Vorfahrt zu allen drei EingĂ€ngen ist mit dem Personenwagen möglich. Das Treiben in diesem Bereich ist von den Wohngruppen her einsehbar und das Beobachten des tĂ€glichen GeschĂ€fts wird als wichtiger Kontrapunkt zur Aussicht ins Panorama auf der gegenĂŒberliegenden GebĂ€udeseite gewertet.

Der im westlichen Parzellenbereich liegende Park integriert sich in die Topografie des Hanges und gliedert sich in mehrere Terrassen, die jeweils einem Geschoss vorgelagert sind. Ein radikaler Eingriff wie die Schaffung eines grossen Plateaus, was dem natĂŒrlichen Verlauf des GelĂ€nde widerspricht, wird vermieden. Durch die Terrassierung werden gut bemessene Bereiche mit einer gewissen IntimitĂ€t geschaffen, deren GrosszĂŒgigkeit nicht von ihrer FlĂ€che sondern von der Aussicht herrĂŒhrt. Dank der kompakten GebĂ€udeform profitiert der gesamte Parkbereich vom Blick ins Tal wie in den Berg und die Umgebung ist in ihrer Gesamtheit erfahrbar. Die Terrassen sind ĂŒber Rampen verbunden und vielfĂ€ltige RundlĂ€ufe sind möglich. Hochbeete, AktivierungsgerĂ€te und der Kinderspielplatz animieren zur Bewegung. Auch der Aussenbereich der Cafeteria befindet sich hier. Die Aussenraumgestaltung ist naturnah und es werden ausschliesslich einheimische Pflanzen eingesetzt. Das GebĂ€ude soll ‘auf der Wiese stehen’, der unmittelbare Kontakt zum bĂ€uerlichen Umfeld wird angestrebt und alle landschaftsgestalterischen Eingriffe minimal gehalten.

Die ParkplĂ€tze reihen sich entlang der leicht befahrenen Äschenstrasse auf, wodurch die Wege zu den EingĂ€ngen kurz gehalten werden. Anlieferung und Entsorgung erfolgen am westlichen GebĂ€udekopf, wo das GebĂ€ude an die Strasse andockt. Der ĂŒbersichtliche Vorbereich ohne GefĂ€lle dient gleichzeitig als Wendeplatz fĂŒr LKW.


RAUMORGANISATION UND BETRIEB

Das Bewohnerzimmer dient als Ausgangspunkt fĂŒr die Organisation des Grundrisses. Es wird als wichtigster Raum des Heimes betrachtet weil alle Bewohner viel Zeit darin verbringen und es als primĂ€rer RĂŒckzugsort dient. Da das Pflegekonzept auch palliative Pflege vorsieht, wird eine grosse Anzahl der Bewohner die letzten Tage im Zimmer verbringen. Folglich befinden sich die beiden Stationen in den Obergeschossen, von welchen der Ausblick ĂŒber den Wald hinweg ins Bergpanorama allseits garantiert ist und zudem der Sichtbezug zum Hang besteht. Zwei etablierte Zimmertypologien mit Z- und T-Grundriss gewĂ€hrleisten trotz der unterschiedlichen Ausrichtung der GebĂ€udeflĂŒgel fĂŒr jeden Heimbewohner den direkten Blick vom Bett aus auf das Panorama. Die eingezogene Loggia zoniert die relativ grosse ZimmerflĂ€che, die anschliessende sĂŒdliche Zimmerecke ist jeweils verglast, die niedere FensterbrĂŒstung kann als Sitzbank benutzt werden.

In den Gemeinschaftsbereichen generiert die GebĂ€udegeometrie rĂ€umlichen Reichtum und vielfĂ€ltige BezĂŒge zur Umgebung. Durch die GebĂ€udeknicke werden Korridore gĂ€nzlich vermieden und es entstehen im fliessenden Raum Wohnnischen, die sich am hĂ€uslichen Massstab orientieren. An den zentralen Eingangsbereich mit Stationszimmer, Essraum und windgeschĂŒtzter Terrasse, schliesst sich beidseitig eine Wohngruppe an, die autonom funktionieren kann und jeweils zwei unterschiedlich ausgerichtete Wohnnischen und Loggien aufweist.

Ein Kern pro Wohngruppe umgibt die vertikale Erschliessung und funktioniert im WestflĂŒgel als Betriebs-Block mit PersonalrĂ€umen, im OstflĂŒgel sind darin das Pflegebad und der Coiffeur untergebracht. Beide Bereiche sind direkt ĂŒber Lift und Treppe erschlossen und sorgen fĂŒr kurze Wege zwischen den Geschossen. Die pentagonale Treppe ist als rĂ€umliches Element prĂ€sent in den Wohngruppen. Sie animiert mit ihren kurzen LĂ€ufen zur Bewegung und fĂŒhrt durch die mehrseitige Verglasung Licht vom Dach ins Herz der Wohngruppen. Brandschutztechnisch funktionieren die Wohngruppen als ‘Wohnzonen’, womit das gesamte Geschoss ohne EinschrĂ€nkung möblierbar ist.

Vom introvertierten Hofraum aus betritt man im Erdgeschoss das Pflegeheim an seiner schmalsten Stelle. Bereits vom Foyer aus eröffnet sich einem die Aussicht nach SĂŒden; in der anschliessenden Cafeteria weitet sich der Blick durch die beidseitig vorgelagerten Terrassen und das gesamte Panorama ist erfassbar. Der Grundriss ist in klare Nutzungsbereiche gegliedert und die beiden TreppenhĂ€user fungieren als Scharnier zwischen öffentlichen und betrieblichen Bereichen. Die BĂŒro- und GarderobenrĂ€ume befinden sich im OstflĂŒgel und sind ĂŒber einen separaten Eingang, der auch den Wohnungen dient, direkt von aussen zugĂ€nglich. Im WestflĂŒgel ist die KĂŒche mit Kiosk und zugehörigen NebenrĂ€umen untergebracht. Sie verfĂŒgt ebenfalls ĂŒber einen direkten Zugang von aussen. Die Warenanlieferung und -entsorgung erfolgt ĂŒber den Warenlift, welcher zur Anlieferungszone im 2. Obergeschoss fĂŒhrt. Die KĂŒche ist ĂŒber die vorgelagerte Terrasse belichtet, von welcher aus man durch ein Fensterband Einblick auf das Geschehen hat. Aussenbereich der Cafeteria und Park sind von der Terrasse aus zugĂ€nglich. An der östlichen Terrasse liegt der Mehrzweckraum, der mit dem Sakralraum zusammengelegt werden kann. Alle öffentlichen Bereiche sind direkt vom Hauptraum aus erschlossen; Cafeteria und Ess-Saal können durch Schiebeelemente voneinander getrennt werden.

WĂ€hrend das GebĂ€ude im Untergeschoss auf drei Seiten unter Terrain liegt, besetzen die vier Wohnungen die SĂŒdfassade, die in ihrer gesamten LĂ€nge exponiert ist. Der Personenlift fĂŒhrt wie in den oberen Geschossen zentral in die Erschliessungszone, welche ebenfalls an die beiden TreppenhĂ€user anschliesst. Die Treppen funktionieren auch hier als Scharnier zwischen Wohn- und BetriebsrĂ€umen und ist von oben belichtet. Die Wohnungen sind um eine zentrale Loggia mit anschliessender KĂŒche organisiert. Zwei gleichwertige WohnrĂ€ume können bei Bedarf zu je einem Pflegezimmer umgenutzt werden. Die Integration des Kellers in den Wohnungsperimeter ermöglicht zudem den Einbau eines zusĂ€tzlichen Bades, womit pro Wohnung zwei vollwertige, unabhĂ€ngige Zimmer entstehen. In den GebĂ€udeflĂŒgeln finden sich, jeweils gruppiert, die Hauswart- und GartenrĂ€ume mit direktem Zugang von Aussen, die TechnikrĂ€ume, die Lager im Luftschutzraum, und die unterschiedlichen WaschrĂ€ume. Letztere sind teilweise belichtet und können je nach öffentlicher bzw. betrieblicher Nutzung flexibel zugĂ€nglich gemacht und zusammengeschaltet werden. Sie sind direkt ĂŒber den Bettenlift mit allen Geschossen verbunden.


KONSTRUKTION UND MATERIALISIERUNG

Das Pflegeheim steht an einem Hang mit starkem GefĂ€lle und verfĂŒgt ĂŒber TerrainanschlĂŒsse auf allen Geschossen. Da zudem ein Grossteil der AussenwĂ€nde erdberĂŒhrt ist, wird eine Konstruktion in konventionellem Massivbau mit betonierten AussenwĂ€nden und Geschossdecken vorgeschlagen. Die einfache, sichere und effiziente Bauweise begĂŒnstigt einen rationalen Bauablauf, Dichtigkeitsproblemen ist vorgebeugt und der Schallschutz zwischen den Geschossen ist mit geringen Aufbauhöhen gewĂ€hrleistet. Ab dem Erdgeschoss sind die InnenwĂ€nde in Leichtbau vorgesehen damit eventuelle Umbauten leichter vollzogen werden können. Die Massivbauweise entspricht zudem der soliden Ă€usseren Erscheinung des Hauses. Die Betonelemente, welche die Fassade einkleiden, sind in einer Wellblechschalung gegossen und aus einem 45° Winkel jeweils von links oder rechts sandgestrahlt um die horizontalen FassadenbĂ€nder zu differenzieren. Der einfache Fassadenaufbau mit relativ weit aussen liegenden Holz-Metallfenstern und aufgesetzten StorenkĂ€sten kommt gĂ€nzlich ohne Leibungsverkleidungen aus. Einfache StaketengelĂ€nder runden das Bild von Aussen ab. Die vorgeschlagene Fassade ist Ă€usserst robust und langlebig und verlangt minimalsten Unterhalt. Im Innenraum dominieren warme, natĂŒrliche Materialien. TĂŒren, Fenster und Einbauten sind in Eiche gehalten, WĂ€nde und Decken mit Kalkputz abgerieben. Der Boden ist in den öffentlichen Bereichen als geschliffener Sichtestrich, in den privaten RĂ€umen als Parkettbelag ausgefĂŒhrt.
Die Medien werden von den TechnikrĂ€umen aus zentral bis an die Decke ĂŒber EG gefĂŒhrt und von dort dezentral in den einzelnen Zimmer-Steigzonen in die Obergeschosse. In den Zimmern sind die Decken ĂŒber den Eingangsbereichen und Nasszellen abgehĂ€ngt und ermöglichen so eine unkomplizierte Verteilung der Haustechnik.


VERHÄLTNIS ZUM BESTAND

Das bestehende Altersheim ist ein imposantes Bauwerk an exponierter Lage, das fĂŒr das Ortsbild prĂ€gend und TrĂ€ger einer ĂŒber hundert jĂ€hrigen Geschichte ist. Es gibt viele GrĂŒnde der Nachhaltigkeit und des Heimatschutzes, die fĂŒr den Erhalt und eine Umnutzung sprechen. Falls sich, entgegen den aktuellen Annahmen, ein neuer Betreiber finden lassen sollte, schlagen wir vor das GebĂ€ude zu erhalten. Eine komplementĂ€re Funktion zu jener des Pflegeheims könnte durchaus spannende Synergien generieren (Gastro, WĂ€scherei, Unterhalt, etc.).

Der Neubau hĂ€lt den brandschutztechnischen Mindestabstand gegenĂŒber dem Bestand ein, weshalb das Haupthaus und die Cafeteria wĂ€hrend dem Bau stehen bleiben können. Es ist keinerlei NutzungsbeeintrĂ€chtigung zu erwarten. Durch sein kompaktes Volumen und die Grundrissorganisation ist das Neubauprojekt aber auch auf ein lĂ€ngerfristiges Nebeneinander ausgelegt. Mit seiner geringen GebĂ€udehöhe beeintrĂ€chtigt es den Ausblick des Altbaus in keiner Weise und wĂŒrde architektonisch als dessen Sockel gelesen. Beide könnten vom gemeinsamen Aussenraum profitieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Ein GebĂ€ude wie ein Fels im GelĂ€nde, natĂŒrlich und unauffĂ€llig, verwurzelt in der Berglandschaft, als ob es schon immer da gewesen wĂ€re.“ So stellen sich die Projektverfasser das Bild fĂŒr das neue Alters- und Pflegeheim vor. Aus der Topografie des GelĂ€ndes modellieren sie eine organische GebĂ€udevolumetrie, welche an einen riesenhaften Schmetterling erinnert, der im Garten östlich des bestehenden Hauses gelandet ist. Diese Setzung verbinden die Verfasser mit dem ebenso ĂŒberraschenden wie sympathischen Vorschlag, das bestehende GebĂ€ude nach Vollendung des Neubaus zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzufĂŒhren. WĂŒrde dies gelingen, könnte der periphere Standort des Alterszentrums Amden vielleicht entscheidend aufgewertet werden.

Die auf den ersten Blick unerwartete Figur entfaltet bei nĂ€herer Betrachtung schnell das ihr innewohnende Potential. Die zwei stark abgewinkelten, sich gegen den Berg hin verjĂŒngenden GebĂ€udeflĂŒgel verbinden sich talseitig in einem zentralen Rumpf. Es entsteht ein kompakter Baukörper mit langer Fassadenabwicklung welcher gut auf die im Raumprogramm vorgegebene Gliederung der einzelnen Funktionsbereiche abgestimmt ist.

Ein hofartiger Raum auf der Bergseite bildet die Adresse des Hauses. Hier liegen der Haupteingang, welcher ins Zentrum des GebĂ€udes fĂŒhrt, sowie die separaten ZugĂ€nge zu den beiden SeitenflĂŒgeln direkt nebeneinander. Die schiefe Ebene der Vorfahrt, welche die EingĂ€nge mit der Äschenstrasse verbindet, weist jedoch unzulĂ€ssige SteigungsverhĂ€ltnisse auf.

Der Zutritt zum GebĂ€ude erfolgt etwas umstĂ€ndlich ĂŒber einen dreiecksförmigen Windfang in den zentral liegenden Empfangsraum. Die öffentlich zugĂ€nglichen Bereiche auf diesem Geschoss sind geschickt angeordnet und erlauben flexible Nutzungsmöglichkeiten. Der Hauptraum mit Cafeteria und Speisezimmer lĂ€sst sich in zwei gleich grosse Kompartimente unterteilen, welche je mit einer Eckloggia verbunden sind. Der an die SĂŒd-Ost Loggia angrenzende Mehrzweckraum lĂ€sst sich attraktiv gestalten, der Sakralraum mit schmaler Öffnung an der Ostfassade verspricht ebenfalls eine stimmungsvolle AtmosphĂ€re. Die Zuordnung und die Organisation der NebenrĂ€ume in den SeitenflĂŒgeln sind ĂŒberzeugend gelöst. Die Anlieferung der KĂŒche und die Entsorgung erfolgen mittels Lift im obersten Geschoss an der Stirnseite des WestflĂŒgels. Damit ist einerseits eine saubere Trennung von den PersonenzugĂ€ngen gewĂ€hrleistet, andererseits wird eine betrieblich umstĂ€ndliche Lösung vorgeschlagen. Die 2 Âœ Zimmer Wohnungen liegen im untersten Geschoss und sind ĂŒber die SeiteneingĂ€nge separat erschlossen. Die vorgeschlagene Raumdisposition mit zentraler KĂŒchen- und Balkonschicht ist dank der SĂŒdlage tragfĂ€hig. Kellerabteile, welche zu BĂ€dern umgebaut werden könnten, eröffnen eine interessante Option, die WohnrĂ€ume gegebenenfalls zu zusĂ€tzlichen Pflegezimmern umzunutzen. Abgewertet werden die WohnqualitĂ€t und damit die AttraktivitĂ€t der Wohnungen durch die unfreundliche Zugangssituation im dunklen Service-Korridor, welcher rĂŒckseitig die KellerrĂ€ume erschliesst. Die Tageslichtausbeute der Treppenhaus-Oblichter vermag den hier fehlenden Aussenbezug kaum wettzumachen.

Die zwei identischen, sehr gut organisierten Pflegeabteilungen befinden sich in den beiden Obergeschossen. Dank der klaren Zuordnung entstehen in den seitlichen GebĂ€udeflĂŒgeln vier Wohngruppen mit je 8 Personen. Diese lassen sich je nach Bedarf in autonome, intime Bereiche mit separater Erschliessung unterteilen, oder können ĂŒber die zentral gelegene Gemeinschaftszone geschossweise verbunden werden. Eine klare Strategie im Umgang mit der polygonalen GebĂ€udegeometrie resultiert in einem schönen Raumkonzept. Je zwei orthogonale Zimmergruppen werden ĂŒber eine polygonale Erschliessungsfigur zusammengebunden, welche abwechslungsreiche Blicke in die Umgebung freigibt. An der Hoffassade entstehen attraktive Aufenthaltsnischen, welche den öffentlichen Aussenraum zusĂ€tzlich beleben und einen Kontrapunkt zur Panoramasicht der Pflegezimmer setzen. Die beiden Nebenraum-Kerne gliedern die Erschliessungszonen zusĂ€tzlich und spannen in ihrer Mitte einen gut proportionierten, vierseitig ausgerichteten Begegnungsraum auf, in welchem sich die Bewohner der benachbarten Gruppen treffen. Die Möglichkeit, im ersten Obergeschoss einen direkten Zugang zum Garten und damit eine Demenz-Wohngruppe einzurichten, komplettiert das flexible Raumangebot. Die Pflegezimmer werden durch die Ausbildung des EntrĂ©es und die eingezogene Loggia schön gegliedert. Die Eckverglasungen der Loggien sind konsequent nach SĂŒden orientiert, was fĂŒr alle Zimmer eine gute Belichtung verspricht. Dennoch wird die Ausrichtung der Zimmer in unterschiedliche Himmelsrichtungen an dieser Lage als Nachteil bewertet. Die gegen Westen orientierten RĂ€ume weisen aufgrund ihrer Hanglage und des nahen Waldes klare Nachteile in Bezug auf die prĂ€gende Fernsicht von Amden auf.

FĂŒr die GebĂ€udehĂŒlle wird eine konventionelle Massivbauweise vorgeschlagen. Die tragenden Fassaden aus Beton ermöglichen problemlose AnschlĂŒsse ans Terrain und sollen das Bild des Felsen unterstĂŒtzen, welcher sicher und fest im Hang verankert liegt. FĂŒr die vorgehĂ€ngten Elemente ist eine raue OberflĂ€che mit vertikaler Wellenstruktur vorgesehen, was dem grossen Baukörper zu einer angemessenen MassstĂ€blichkeit verhelfen soll. Dieses robuste Materialisierungskonzept scheint in dieser mitunter rauen Umgebung an sich nachvollziehbar und vernĂŒnftig. Eine scheinbar bestehende Unsicherheit hinsichtlich des angestrebten architektonischen Ausdruckes vermag die GebĂ€udekonstruktion allerdings nicht auszurĂ€umen. Die durch die vielen Öffnungen beziehungsweise durch die „nach allen Seiten blickenden hundert Augen des Argus“ stark perforierte Fassade widerspricht dem Bild des massiven Felsen.

Der ausgereifte Vorschlag lÀsst auf eine intensive und leidenschaftliche Auseinandersetzung der Verfasser mit dem Ort und der Aufgabenstellung schliessen. Das Projekt Argus beinhaltet viele interessante Teillösungen, welche in ihrer Gesamtheit einen sehr wertvollen, eigenstÀndigen Beitrag zur Lösungsfindung der anspruchsvollen Bauaufgabe leisten. Letztlich scheitert der Ansatz an den Nachteilen, welche durch den Entschluss entstehen, das GebÀude derart tief in den Hang zu setzen.
ahaa - Amden - Situation

ahaa - Amden - Situation

ahaa - Amden - Pflegestation 2. Obergeschoss

ahaa - Amden - Pflegestation 2. Obergeschoss

ahaa - Amden - Pflegestation 1. Obergeschoss

ahaa - Amden - Pflegestation 1. Obergeschoss

ahaa - Amden - Erdgeschoss

ahaa - Amden - Erdgeschoss

ahaa - Amden - Gartengeschoss

ahaa - Amden - Gartengeschoss

ahaa - Amden - Ansicht Nord

ahaa - Amden - Ansicht Nord

ahaa - Amden - Ansicht Ost

ahaa - Amden - Ansicht Ost

ahaa - Amden - Ansicht SĂŒd

ahaa - Amden - Ansicht SĂŒd

ahaa - Amden - Ansicht West

ahaa - Amden - Ansicht West

ahaa - Amden - Querschnitt

ahaa - Amden - Querschnitt

ahaa - Amden - Pflegestation

ahaa - Amden - Pflegestation

ahaa - Amden - Modell

ahaa - Amden - Modell

ahaa - Amden - Modell

ahaa - Amden - Modell

ahaa - Amden - Modell

ahaa - Amden - Modell