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Offener Wettbewerb | 09/2017

Neuüberbauung Mürtschen-/ Oberseestrasse

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 27.000 CHF

SOPPELSA ARCHITEKTEN

Architektur

Claudia Wolfensberger

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das ortsbauliche Konzept zeigt eine an den Strassenverläufen und damit den Rändern des Baufeldes orientierte Bebauung. Der Innenbereich des langgestreckten, trapezförmigen Grundstückes ist freigehalten und wird zur „grünen Mitte“. Die sechs orthogonalen Baukörper weisen drei unterschiedliche Typologien auf, die jeweils paarweise eingesetzt werden.
Der langgestreckte, schmale Laubengangtyp mit nordseitigem Laubengang weist südseitig durchlaufende Loggien auf. Ein ähnlich strukturierter, aber wesentlich tieferer Typ ist als Zweispänner um ein innenliegendes Stiegenhaus organisiert, beidseitig sind Loggien vorgelagert, die nach Süden bzw. Norden orientiert sind.
Die beiden Punkthäuser weisen abweichende Gebäudetiefen auf, sind um ein zentrales Treppenhaus entwickelt und beherbergen pro Geschoss zwischen fünf und sechs Wohnungen. Die grösseren Wohnungen sind über Eck situiert und weisen damit differenzierte Orientierungen auf. Die Höhenentwicklung ist in der ersten Stufe mit drei bzw. vier Geschossen angedacht. Eine „Strategie der vertikalen Nachverdichtung“ soll zusammen mit der Erneuerung des südöstlich gelegenen Wohnbaus am Hohlweg die geforderte Dichte ermöglichen. Hierfür werden die drei nordseitigen Baukörper entlang der Oberseestrasse um je ein Geschoss erhöht.
Der Bonus, dass durch die Nachverdichtung kaum Freiflächen verloren gehen und damit die grosse Aussenraumqualität erhalten werden kann, wird mit dem erheblichen Aufwand der Aufstockung bewohnter Gebäude erkauft und führt zu einer massiven fünfgeschossigen Zeile entlang der Oberseestrasse.
Die Qualität des grosszügigen zentralen Ausssenraumes, zu dem beinahe alle Wohnungen Sichtbeziehung haben, wird gestärkt durch ein engmaschiges Wegenetz und eine hohe Durchlässigkeit. Die Gebäude sind durchwegs strassenseitig erschlossen und bilden dadurch eigene Adressen. Die Durchlässigkeit zur grünen Mitte hin ist aber nur bei den Punkthäusern attraktiv gegeben.
Eine besondere Stärke des Projektes liegt in der Aufnahme der Gartenstadtidee und der gelungenen Neuinterpretation. Die Ecksituation mit der geschützten Eiche wird nicht zum zentralen Auftakt des Quartiers aufgewertet.
Entlang der Schönbodenstrasse vermag die Stellung der Baukörper kaum räumliche Beziehungen aufzubauen und wirkt zufällig.
Die Anordnung der Tiefgarage ermöglicht eine partielle Erhaltung des Baumbestandes, lässt aber vor allem auch Neupflanzungen von grosskronigen Bäumen sinnvoll zu.
Der Nachteil des Garagenkonzeptes: Zwei der nördlichen Bauten sind nicht direkt an die Parkgaragen angeschlossen. Dies wird als erheblicher funktioneller Nachteil gesehen.

Die einfach und pragmatisch strukturierten Baukörper vermitteln eine gestalterische Gelassenheit zugunsten einer stark einheitlichen Erscheinung der Haustypen und des gesamten Quartiers. Die Baukörper mit ihren vorgesetzten Holzkonstruktionen als Loggien sind geprägt von der Anmutung der Leichtigkeit und der Plastizität der Aussenhülle und ihrer konstruktiven Klarheit.
Die serielle Wiederholung der Rasterfassade zeigt eine gewisse Monotonie, die als Ausdruck individuellen Wohnens kritisch zu hinterfragen wäre.
Die unaufgeregten Bauvolumen kontrastieren mit der Vielfalt der Landschaftsarchitektur, den freien, ungeometrischen Formen der Wege, Wasserflächen und Bauminseln.
In der Anordnung der orthogonalen Volumen lässt sich aber ebenso ein feines räumliches Spiel erkennen, das den Entwurf nicht in zwanghafter Strenge belässt.

Zwischen den Wohnbauten liegt ein zusammenhängender Aussenraum, eine ‚grüne Wildnis‘, die jedoch von den Häusern nur durch den Veloraum zugänglich ist. Die Häuser werden von einem formlosen Stauden-/Ziergehölzsaum umgeben, der als Puffer zwischen privaten und gemeinschaftlich genutzten Aussenbereichen dient, in den Strassenbereichen aber zufällig und unstädtisch wirkt. Der durch die beiden grossen Bauvolumen gebildete Aussenraum am Kreisel wird durch die unspezifische Aussenraumgestaltung negiert und durch die hier angeordnete Tiefgarageneinfahrt zusätzlich in Frage gestellt. Vorhandene Bäume werden wo möglich erhalten und ergänzt. Ermöglicht wird dies durch die Lage der Tiefgarage unter den Süd- und Westbauten. Im gemeinschaftlich genutzten Aussenraum werden ein Quartierplatz, dezentrale Spielmöglichkeiten und ein Miniatur-Feuchtbiotop mit Holzsteg angeboten. Dieses wird als kleine ‚Seelandschaft‘ beschrieben, was in unmittelbarer Nähe des Obersees ironisch anmutet.

Die Qualität des Wohnens beginnt nicht erst bei der Wohnungstüre. Die Erschließungszonen und die Treppenhäuser sind grosszügig dimensioniert, durch Zenitallicht belichtet und attraktiv genug zum Verweilen und zur nachbarschaftlichen Kommunikation einladend.
Die Wohnungen sind gut organisiert mit hohem Wohnwert, meist zweiseitig orientiert und mit grosszügigen gedeckten Freiräumen ausgestattet. Durch die unterschiedlichen Typologien entsteht ein breites Angebot an differenzierten Wohnungstypen.
Die tieferen Bauten weisen in ihren Mittelzonen problematische Belichtungssituationen auf.

Die vorgeschlagene Holzkonstruktion ist schlüssig dargestellt, die Spannweiten sind sehr einheitlich und das gesamte Konstruktions- und Grundrisskonzept kann als holzbautauglich bezeichnet werden.
Die äusserst filigrane Konstruktion der vorgesetzten Loggien bedarf im Hinblick auf den Holzschutz und auf geringstmöglichen Aufwand an Unterhalt noch einer Überarbeitung. – Dieser Konstruktion kommt aber auch grosse Bedeutung als Schutz der Wände und Fenster zu – neben dem Vorteil, der natürlichen Verschattung der Glasflächen.
Die Holzkonstruktion ermöglicht eine rasche und emissionsarme Realisierung der Gebäude.
Durch die Vorteile der Vorfertigung lässt sich eine höhere Präzision und Qualität der Wohnbauten erreichen und ein wesentlicher Beitrag zur CO2 Reduktion zu leisten.

Gesamtwürdigung
Das Projekt entspricht trotz einer eigenständigen Architektursprache, Materialisierung und Volumetrie dem Geist der Gartenstadt in erstaunlicher Weise. Die Setzung der Baukörper schafft Raum in der Mitte, der als Mehrwert allen Bewohnern zu Gute kommt. Es entsteht ein grosszügiger Aussenraum, der in seinem Angebot trotz aller formalen Verspieltheit, zu undifferenziert bleibt.
Dem städtebaulichen Bezug zur Nachbarschaft scheint weit weniger Augenmerk geschenkt worden sein, wie der grosszügigen Dimensionierung der „grünen Wildnis“. Die dichte, nach aussen hin abschottende Situierung der Bauten führt aber auch zu problematischer Nähe einzelner Wohnungen und zu einer unattraktiven räumlichen Situation.