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Offener Wettbewerb | 09/2017

Neuüberbauung Mürtschen-/ Oberseestrasse

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 16.000 CHF

VUKOJA GOLDINGER

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Idee wird bestimmt von der strassenbegleitenden Anordnung der Baukörper an der Oberseestrasse und der Mürtschenstrasse. Die Baukörper weisen nicht nur eine einheitliche Strassenfluchtlinie auf, ihre Strassenfassaden sind einheitlich breit, die Gebäudeabstände ebenso regelmässig.
Zum Inneren der Überbauung zeigt sich ein differenziertes Bild, das durch die Anordnung bzw. paarweise Kombination des kompakten polygonalen Grundtypus erreicht wird.
Von den Quartierstrassen aus werden jeweils drei Wohnhäuser über einen gemeinsamen Vorplatz erschlossen, was zu einer klaren Adressbildung beiträgt. Ein Wegenetz verbindet die vier Vorplätze engmaschig mit dem zentralen Freiraum, der aus einer Abfolge von drei Höfen ähnlichen Zuschnittes besteht. Die differenzierte Geometrie der Baukörper schafft für die Wohnungen Orientierungen in mindestens zwei Richtungen und damit differenzierte Sichtbeziehungen und Besonnung.
Andererseits schafft das Konzept der kompakten Volumen eine erhebliche Anzahl an weniger attraktiv ausgerichteten Wohnungen und solchen die an der Freiraumqualität der durchgrünten Mittelzone kaum partizipieren.
In der ersten Bauetappe sind die Bauten zur Obersee- und Mürtschenstraße dreigeschossig, die fünf Volumen, die zu den Innenhöfen orientiert sind, viergeschossig.
Die Nähe zur Mürtschenstrasse und die Parallelstellung der Wohnhäuser führen aber zu einer erheblichen Massivität der Neubebauung gegenüber der kleinteiligen Nachbarschaft. Die vorgeschlagene Nachverdichtung durch Aufstockung der fünf innenliegenden viergeschossigen Baukörper führt zu einem Massstabssprung, der mit dem Wunsch nach städtebaulicher Einfügung aber auch mit der Prämisse des „Wohnens im Grünen“ kontrastiert.
Die Abstände der Gebäude innerhalb der einzelnen Cluster sind gering und führen vielfach zu mangelnder Privatheit in den Wohnbereichen und den Loggien.

Die zentralen Erschliessungen der einzelnen Häuser sind räumlich grosszügig ausgelegt. Die Wohnungen sind attraktiv, die Polygonalität der Baukörper schafft spannende Zuschnitte und die Nutzbarkeit der Räume wird kaum beeinträchtigt.
Die an den Ecken situierten überdeckten Freiräume - Loggien - erweitern das Wohnangebot grosszügig.
Die Lage der Tiefgarage im Hof reduziert nicht nur die Bepflanzbarkeit, sondern verhindert auch die Verbindung zu einigen Baukörpern.

Die Bauten sind mit einfachen Lochfassaden und massiven auskragenden Balkonen dargestellt. Das gestalterische Konzept erscheint wenig inspiriert, die durchlaufenden Handläufe der Balkone vor der gesamten Fassade und die vertikalen Stangen vermögen als Gestaltungselement nicht die notwendige Stärke zu entfalten, um dem Projekt architektonische Integrität zu geben.

Die Baukörper sind an der Obersee- und Mürtschenstrasse aufgereiht und greifen unterschiedlich tief ins Areal hinein. Dazwischen liegt ein fliessender Grünraum, der durch schmale Wege von allen Seiten zugänglich ist. Je drei Hausteile werden von einem gemeinsamen, strassennah liegenden Vorplatz erschlossen. Der Aussenraum wird als durchgrünt beschrieben, setzt aber gestalterisch weder räumlich noch stimmungsmässig erkennbare Akzente. Als Nutzungen sind zwischen den Häusern Spielangebote vorgesehen, am Rand der Siedlung auch Pflanzgärten, weitere Angebote für unterschiedliche Bewohnergruppen werden vermisst. Die Tiefgarage verläuft in der Mitte des Areals in Ost-West-Richtung und lässt Bereiche frei, wo die vorgeschlagenen Eichenarten gepflanzt werden können.

Das als Massivkonstruktion konzipierte Projekt weist wenig innovative konstruktive Aspekte auf und gibt sich gut baubar aber auch recht konventionell.
Für die Nachhaltigkeit und Ökologie gilt das gleiche wie für die Konstruktion; der Innovationsanspruch ist überschaubar. - Eine Biomasseheizung mit Holzschnitzel stellt den Einsatz nachwachsender Rohstoffe dar – die kontrollierte Be- und Entlüftung lässt den Heizenergiebedarf reduzieren.

Gesamtwürdigung
Mit dem Projekt wird versucht durch eine starke Körnung der Baumasse ein gegenüber der baulichen Umgebung verträgliches Konzept zu implementieren.
Dieser Anspruch wird nur teilweise erfüllt. Die etwas schematische Anordnung der freigeformten Baukörper schafft zu den beiden Quartierstrassen Obersee- und Mürtschenstrasse trotz der Kleinteiligkeit eine Bebauungskante, die für die Umgebung untypisch ist.
Der grosszügige Hofraum wird durch die versetzte Anordnung der Bauten zoniert, der Beweis des differenzierten Umganges mit dem Aussenraum wird aber nicht mitgeliefert.
Die Qualität des Projektes liegt besonders in den Wohnungskonzepten selbst – gut geschnittene Wohnungen mit individuellen Aspekten bilden ein interessantes Wohnangebot. Die Ausrichtungen der einzelnen Wohnungen weisen aber eine starke qualitative Streuung auf – von der optimalen belichteten Wohnung im Hof bis zur nordostorientierten Wohnung an der Oberseestrasse.