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2. Rang 5 / 5

Konzeptvergabeverfahren | 06/2022

Konversion der Oxford-Kaserne in Münster - Baufelder A4.1-3

Blick auf die "Balkola", den Gemeinschafts- und Wintergarten

Blick auf die "Balkola", den Gemeinschafts- und Wintergarten

3. Rang / Los 2

Spine Architects

Architektur

Conplan Projektentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG

Projektentwicklung

Erläuterungstext

Städtebau- und Freiraumkonzeption
Gemäß den Vorgaben des Bebauungsplans wird der Neubau als 2-geschossiger Riegel mit Staffelgeschoss parallel zum gegenüberliegenden Mannschaftsgebäude und zur Bestandsmauer ausgeführt. Um die vorhandene Maßstäblichkeit des Gebietes beizubehalten, wird die Länge des Riegels an zwei Stellen durch „Wintergärten“ unterbrochen. In den Rücksprüngen des Staffelgeschosses werden Dachterrassen ausgebildet. Die Adresse der Gebäude liegt zur Garten- bzw. Straßenseite. Hier findet das Leben statt. Gemeinschaftliche Grünflächen und Aktivitäten prägen das Leben der Baugemeinschaft in dieser Hof-Formation und Nachbarschaft. Der angrenzende Gemeinschaftsgarten mit Spiel- und Pflanzbereiche entlang des Gebäudes steht den Bewohner*innen zur Aneignung zur Verfügung. Die Eingangsseite ist durch den beschränkten Platz zwischen Bestandsmauer und Eingangsfassade eher ruhig und von privater Natur. Kinder können in diesem geschützten Bereich mit dem Roller fahren, Nachbar*innen sich beim Kommen und Gehen auf einen Plausch treffen.

Wohn- und Nutzungskonzept
Teilhabe, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft! Die Baugruppe plant ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit jungen Familien, Singles und Senioren, die sich in diesem Wohnprojekt einbringen und unterstützen, im Alter nicht allein wohnen wollen. Die Baugruppe treibt der Gedanke nach der „Neuentstehung eines Dorfes“ an, in dem man sich wieder gegenseitig unterstützt, denn der Bedarf ist da. Möglich sind Wohnungen ab einer Wohnfläche von ca. 35 m² über Familienwohnungen ab 80 m² bis hin zu Reihenhäusern mit ca. 145 m² Wohnfläche, die alle über eine barrierefreie Zugänglichkeit verfügen. Eine harmonische und aktive Nachbarschaft lebt von der Kommunikation der Bewohner*innen untereinander. Dabei leisten Gemeinschaftsräume einen wesentlichen Beitrag. Neben einem Gästeappartement im Erdgeschoss sollen zwei Wintergärten entstehen, die Raum für gemeinschaftliche Aktivitäten zulassen. Im Sinne und zur Unterstützung der angestrebten „guten Nachbarschaft“ werden auch die Bewohner*innen der angrenzenden Baufelder an den dort vorgesehenen Aktivitäten teilnehmen.

Nutzungs-/ Gebrauchsqualität der Grundrisse
Alle Reihenhäuser und Wohnungen verfügen über kompakte, geradlinige Aufenthaltsräume mit einer ausreichenden natürlichen Belichtung. Flurzonen sind auf das Notwendige minimiert. Nebenräume, z.B. Abstellräume oder Sanitärräume sind in den Dunkelzonen in der Mitte des Gebäudes angeordnet. Wohnzimmer sind zur Gartenseite, Schlafräume zur ruhigeren Eingangsseite orientiert. Die Trennwände innerhalb der Wohnung werden in Trockenbau hergestellt und können somit in einer späteren Nutzungsphase flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner*innen angepasst werden.

Gestalterische Integration in die (geplante) Umgebung
Der Neubau hält sich mit seiner sachlichen Architektursprache in Punkto Geometrie, Materialauswahl und Farbigkeit gegenüber dem vorhanden Mannschaftsgebäude auf dem gegenüberliegenden Grundstück deutlich zurück. Das natürliche Material Holz harmoniert mit dem Naturstein der Bestandsmauer. Im Sinne des Gestaltungsleitfadens wird eine einheitliche Material- und Fassadenausprägung für alle Gebäudeteile vorgesehen (1 Eigentümer = 30 WE). Zusätzlich zu der geforderten Begrünung von 75% der Flachdächer wird entlang der Süd-West Fassade auch eine begrünte „Balkola“ vorgesehen welches durch die individuelle Gestaltung der Nutzer*innen ein belebendes Erscheinungsbild bietet. Dieses vorgestellte architektonische Element ist eine Kombination aus den Funktionen „Balkon“ und „Pergola“, d.h. sie dient sowohl als Freisitz als auch als Rankhilfe für die bodengebundenen Kletterpflanzen. Als sichtbare Materialien im Außenbereich sind vorgesehen:

+ Holz: Fassaden, Konstruktion der „Balkola“, Terrassen- und Balkonbeläge
+ Begrünung: „Balkola“, Flachdächer
+ Zinkblech: Absturzsicherungen, Rankhilfen, Handläufe, Brandschutzriegel
+ Betonwerkstein (wasserdurchlässig): befestigte Flächen

Nachhaltigkeitskonzept für die Gebäude
Für die Konstruktion lautet das Planungsziel: „So viel Holz wie möglich - so viel Beton wie nötig!“, d.h. alle oberirdischen tragenden Decken und Innenwände sowie die Fassadenbekleidungen und deren Unterkonstruktionen werden in Holzbauweise ausgeführt. Dieser nachwachsender und CO2-bindender Baustoff wird im erheblichen Maße dazu beitragen die „grauen Energie“ bei der Gebäudeherstellung deutlich zu reduzieren. Alle Materialien können nach Beendigung des Lebenszyklus getrennt und dem Materialkreislauf zugeführt. Das UG sowie die Treppenhäuser werden in Stahl-Beton unter Verwendung von Recyclingbeton hergestellt.

Team: Neil Winstanley, Christina Cernovsky, Katharina Domke

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Bieter legt eine in weiten Teilen durchaus ambitionierte Gesamtkonzeption vor, die allerdings insbesondere in den gestalterischen Aspekten teilweise kontrovers diskutiert wird und daher nicht in allen Punkten überzeugen kann.

Wohn- und Nutzungskonzept
Die Bieter versprechen ein von erfreulich hoher Diversität geprägtes Haus. Das „Regal“ hat das Potenzial, die Diversität in eine gemeinsame Gebäudeansicht zu überführen. Die Grundrisse versprechen gute, auf die spezifischen Bedarfe hin abgestimmte Wohnqualitäten. Die Wintergärten sind ein interessantes gemeinschaftliches Angebot, weisen aber nach innen gekehrt weniger Aufenthaltsqualität auf und sind als bauliche Zäsuren und über die alleinige Erschließung über den Außenraum nur bedingt in die Alltagsabläufe integriert.

Gebäudekonzeption
Zur Kaserne hin orientiert ist die geplante Modulbauweise sehr gut ablesbar und wird positiv gesehen. Die Zweiseitigkeit in der Fassadengestaltung und die Ausformung der Stirnseiten vermag gestalterisch jedoch nicht zu überzeugen. Die Formgebung der Wintergärten wirkt fremd und ist dem Standort nicht angemessen.

Städtebau- und Freiraumkonzeption
Die Freiraumkonzeption lässt eine hohe Nutzungsqualität für die Bewohnerschaft erwarten. Die städtebauliche Struktur indessen wirkt recht gleichförmig, formal und wenig differenziert. Die Zurücknahme der Gebäudehöhen an den Stirnseiten unterstützt zwar die geometrische Grunddisposition, kann aber in Bezug auf die städtebauliche Einbindung nicht über - zeugen. Kritisch werden die Vernachlässigung der Höhenangaben gem. Höhenplan, die Nicht-Berücksichtigung des geforderten Überflutungsschutzes und die hohe GRZ I betrachtet.

Mobilitätskonzept
Die Reduktion der Stellplätze sowie das geplante Car-Sharing-Angebot sind positive Aspekte eines zukunftsweisenden Mobilitätskonzepts. Sehr kritisch wird die Verortung der TG-Einfahrt an Stirnseite gesehen, da damit Konflikte mit dem Fuß- und Radweg zu befürchten stehen und die Zufahrt stadträumlich zu viel Aufmerksamkeit erhält.

Wirtschaftlichkeit
Auf bezahlbareres Wohneigentum zu setzen, wird im Grundsatz befürwortet. Gleichwohl wird damit der Präferenz der Verkäuferin auf Mietwohnungsbau nicht entsprochen.

Betriebskonzept
Der vorgelegte detaillierte Zeit- und Maßnah menplan lässt eine professionelle Projektsteuerung erwarten. Der Betrieb über die WEG
verspricht eine hohe Verlässlichkeit bei der Instandhaltung der Gebäude und Außenanlagen
Blick in die Erschließungsgasse

Blick in die Erschließungsgasse

Axonometrie Lageplan

Axonometrie Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Grundriss 2. Obergeschoss

Wohnungsmix

Wohnungsmix

Längsschnitt und Ansicht

Längsschnitt und Ansicht

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

2. Rang 5 / 5