Die Wettbewerbslandschaft stellt sich im Ranking 2018 differenzierter dar als in den beiden Vorjahren. Während in den Rankings 2016 und 2017 im Schnitt 136,5 Büros die Top 20 belegten, waren es im Auswertungszeitraum (1. Juni 2017 bis 31. Mai 2018) fast zweieinhalb Mal so viele Büros (339). In der Spitzengruppe konkurrieren folglich erheblich mehr Büros um Wettbewerbserfolge als in den Vorjahren.

Schaut man auf die Entwicklung der Anzahl der Wettbewerbe sowie der darin erfolgreichen Büros, wird allerdings auch klar: Es handelt sich um eine Binnendifferenzierung. Die Erfolge bei Wettbewerben verteilen sich gegenüber den Vorjahren zwar gleichmäßiger, aber innerhalb einer mehr oder weniger gleich groß bleibenden Gruppe an Büros.

Gleich viele Büros kommen auf mehr Wettbewerbserfolge

Seit 2013/14 steigt die Zahl der Wettbewerbe in Deutschland. 2017 waren es 495. Die Anzahl der Büros, die zwischen 2013 und 2018 in die Preise und Anerkennungen kamen, bleibt aber ungefähr gleich – im Mittel waren es 2427 pro Jahr. Gleich viele Büros kommen also auf mehr Wettbewerbserfolge.

 

Das führt allerdings nicht etwa dazu, dass die Spitzengruppe mehr Preise absahnt, im Gegenteil: 2018 erreichten die Büros in den Top 15 im Schnitt ein Viertel weniger Preise und Anerkennungen als 2017. Das Feld der topplatzierten Büros wird breiter.

Es ist auch keinesfalls so, dass die gmps, Gerbers, KSPs oder Swecos die Spitze versiegeln. Viele der großen Büros finden sich gar nicht in der Spitzengruppe. Sie sind nicht von Wettbewerben abhängig, ihre Kapazitäten sind in Großprojekten teils in Übersee gebunden, oder sie meiden gar grundsätzlich einen Aufwand, den sie aus geschäftlicher Sicht nicht nötig haben.

Dynamische Wettbewerbslandschaft

Auch wenn es einige Büros gibt, die sich wie Auer Weber, Baumschlager Eberle oder Staab Architekten durch die Jahre hinweg kontinuierlich in den Top 15 bewegen, steigen doch immer wieder Büros kometenhaft an die Spitze – häufig, um ein Jahr später wieder abzutauchen. Gleichzeitig haben Büros wie Bez + Kock oder die neuntplatzierten löhle.neubauer_architekten aus Augsburg gezeigt, dass man sich kontinuierlich nach oben arbeiten und dort halten kann.

Die viertplatzierten mvm+starke architekten oder die sechstplatzierten silands | Gresz + Kaiser Landschaftsarchitekten beweisen, dass man mit zehn beziehungsweise vier Mitarbeitern ganz oben mitspielen kann. Und auf den Rängen 10 bis 15 finden sich gleich mehrere Büros mit plus/minus fünf Mitarbeitern.

Mehr als ein Dutzend Büros schaffen den Sprung aus dem unteren Mittelfeld in die Top 15. Die wenigsten halten eine vergleichbar konstante Platzierung auf den oberen Rängen. Das gelingt nicht einmal so erfolgsverwöhnten Büros wie gmp, die dieses Jahr Rang 10 belegen.

 

Landschaftsarchitekten beständiger

Im Vergleich zu den Architekten verändert sich die Wettbewerbslandschaft bei den Landschaftsarchitekten nicht ganz so rasant. So bleibt Anzahl der erreichten Preise und Anerkennung der Top-15-Büros in den letzten Jahresauswertungen relativ stabil. Auch die Veränderungen der Anzahl der Büros, die in die Top 20 kommen, fallen mit circa einem Drittel mehr an Büros im Vergleich mit den Vorjahren moderater aus. Aber auch hier gibt es über die Jahre gesehen viele Büros, die auf- und absteigen, junge oder kleine Büros, die sich nach oben arbeiten etc.

Der Abstand zwischen sehr erfolgreichen und den übrigen Wettbewerbsbüros ist allerdings deutlich größer als bei den Architekten: Im Ranking 2018 erreichen die erfolgreichsten 10 Prozent der Landschaftsarchitekten 40 Prozent aller vergebenen Preise und Anerkennungen, bei den Architekten sind es 29 Prozent.

Alle Landschaftsarchitekturbüros zusammen kommen im Durchschnitt auf fast doppelt so viele Preise und Anerkennungen wie die Architekturbüros. Dabei muss man allerdings beachten, dass Architekten in der Regel immer die Hauptverfasser, Landschaftsarchitekten häufig Mitverfasser von Wettbewerbsentwürfen sind.

Restdeutschland holt gegenüber dem Süden auf

Süddeutschland ist Wettbewerbsland – und bleibt es auch. Aber der Anteil der topplatzierten Büros aus Bayern oder Baden-Württemberg ist bei den Architekten und Landschaftsarchitekten rückläufig. Betrachtet man die ersten 15 Architekturbüros, stammen im Ranking 2018 nur fünf aus Baden-Württemberg oder Bayern. Alle anderen kommen aus anderen Bundesländern, zwei aus Österreich. Auch die Zahl der Landschaftsarchitekturbüros aus Bayern oder Baden-Württemberg unter den 15 erstplatzierten Büros ist seit 2015 von neun auf fünf im diesjährigen Ranking gesunken.

Damit bestätigt das Ranking eine Trendwende, die sich bereits im Ausschreibungsmonitor 2018 abgezeichnet hat. Demnach werden immer mehr Wettbewerbe und Planungsaufträge nördlich der Mainlinie ausgeschrieben. Ökonomen erklären das unter anderem mit dem dort einsetzenden Abbau des Sanierungs- und Investitionsstaus im Zuge sprudelnder Steuereinnahmen. Der Nachholbedarf sei in notorisch klammen Gemeinden etwa in Nordrhein-Westfalen um ein Vielfaches höher als in bayerischen oder baden-württembergischen Kommunen.

Was das Ranking über die Wettbewerbslandschaft aussagt

Die vielen Auf- und Absteiger des Rankings sind ein Indikator dafür, dass das Wettbewerbswesen dynamischer ist, als es im Tagesgeschäft den Anschein hat. Auch wenn Ihr Büro dieses Jahr nicht dabei sein sollte: Im Feld der immerhin knapp tausend Sieger mit Sitz in Deutschland steckt sehr viel Bewegung. Büros, die auf Wettbewerbe setzen und strategisch vorgehen, haben viele Möglichkeiten, in den Kreis der Gewinner vorzustoßen – und das auch unabhängig von ihrer Größe.

Dass dabei Beschränkungen in Form von Eignungskriterien bei nichtoffenen Wettbewerben den Marktzugang erheblich reglementieren, steht außer Frage. Für die aber, die es schaffen, ist der Kuchen in den letzten Jahren nicht nur größer geworden, sondern es werden auch mehr Stücke „nach unten“ weitergereicht, zumindest bei den Architekten: Für die topplatzierten Büros sind sie ein wenig kleiner geworden, dafür bekommen die anderen mehr.

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