Nach mittlerweile über drei Monaten Shutdown hat die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose für das neue Jahr deutlich zurückgeschraubt. Das sorgt auch in der Planungsbranche für einen getrübten Blick auf die aktuelle Lage. In der neuesten competitionline-Umfrage unter knapp 300 Planungsbüros gaben erneut fast 93 Prozent an, nach wie vor von der Pandemie betroffen zu sein – 53,9 Prozent davon sogar "deutlich".

 

Bei den Gründen für die Arbeitsbelastungen gibt es keine großen Veränderungen. Nach wie vor findet eine Mehrheit von 82 Prozent, dass die aus Infektionsschutzgründen geltenden Hygiene- und Abstandsregeln die Termine mit Bauherren und Fachplaner*innen erschweren (Dezember: 82,5 Prozent). Daneben geben immer mehr Befragte an, dass die Bauämter schwer zu erreichen sein.

Immer mehr Büros setzen auf Homeoffice

Auch an einem anderen Punkt sehen die Befragten eine Belastung: Die im Dezember erstmals verzeichnete Skepsis gegenüber dem Homeoffice besteht weiterhin – und verstärkt sich sogar noch. 41,3 Prozent der Teilnehmer*innen geben an, dass die Arbeit im Büro effizienter ist, bei den Landschaftsarchitekt*innen ist es sogar fast jeder zweite Befragte.

 

Obwohl viele Befragte kritisieren, dass die Kommunikation mit den Kolleg*innen im Homeoffice nicht so reibungslos klappt wie erhofft, gehört die Arbeitsweise bei Planer*innen inzwischen zum festen Repertoire des Büroalltags. Fast 87 Prozent gaben an, dass ihr Büro aktuell Homeoffice und/oder mobiles Arbeiten ermöglicht. Eine deutliche Steigerung gegenüber der vergangenen Monate – aber auch gegenüber dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020, denn damals gab nur gut jedes zweite Büro an, Heimarbeit umzusetzen.

Corona-Einbußen im Bau erwartet

Die zum Jahresende gemessene Auftragsflaute im Bau können auch die Befragten bestätigen. Fast jedes zweite Büro berichtet, dass von privaten Bauherren Projekte abgesagt wurden – bei den öffentlichen Auftraggeber*innen ist es nur knapp jedes fünfte Projekt, das gecancelt wurde. Allerdings gehen fast zwei Drittel der Befragten (65,6 Prozent) davon aus, dass aufgrund der Steuermindereinnahmen und einer damit verbundenen Neupriorisierung 2021 vermehrt öffentliche Projekte abgesagt werden, zumal gerade für die baustarken Kommunen im neuen Jahr bislang kaum Hilfen sichtbar sind.

Gleichwohl schwang sich auch im gerade abgelaufenen ersten Corona-Jahr der Umsatz der Baubetriebe von Monat zu Monat zu immer neuen Höchstwerten auf, und die Zahl der genehmigten Wohnungen hat sich im vergangenen Jahrzehnt nahezu verdreifacht. Die Branche kann vor allem aufgrund der vollen Auftragsbücher also weiter aus dem Vollen schöpfen und kommt nach Einschätzung von Expert*innen bislang ohne Blessuren durch die Krise. Dies wird nicht so bleiben, glauben die Planer*innen. Fast 70 Prozent von ihnen rechnen langfristig mit Einbußen beim Bau. Hier sind die Sorgen über alle Bürogrößen hinweg sichtbar.

 

Trotz allem ändern die Büros kaum etwas an ihrer strategischen Ausrichtung. Lediglich 32,5 Prozent denken wegen der anhaltend wirtschaftlichen Unsicherheiten betriebswirtschaftlicher, und verschwindend geringe 2,1 bzw. 1,3 Prozent konzentrieren sich mehr auf öffentliche bzw. private Auftraggeber als vor der Pandemie. 55 Prozent haben nach eigener Angabe nichts geändert.

 

Denn das Geschäft läuft offenbar weiterhin; von den angebotenen staatlichen Corona-Hilfen (Kurzarbeit, Kredite, Soforthilfen etc.) hat nach wie vor nicht einmal jedes dritte Büro Gebrauch gemacht (31,7 Prozent), Und auch nur knapp 16 Prozent glauben, dass ihr Büro in den kommenden Monaten (wieder) auf Kurzarbeit wird zurückgreifen müssen. Einige Teilnehmer*innen gaben sogar an, dass sie den Angestellten steuerfreie Corona-Boni gezahlt haben.

Dementsprechend konstant niedrig ist der Anteil derer, die sagen, ihnen reichen die staatlichen Hilfen nicht aus und sie wissen nicht, wie sie die nächsten Monate überstehen sollen (6,6 Prozent). Allerdings wächst die Zahl derer, die sich Sorgen über die Langfristigkeit der stützenden Maßnahmen machen.

 

Weiter viel Optimismus beim Blick in die Zukunft

Unterm Strich zeigen sich die befragten Planer*innen aber weiter krisenfest. So gaben die Befragten an, durchschnittlich 16,3 Monate lang "durchzuhalten", sollten die jetzigen Einschränkungen unverändert weiterlaufen – im Dezember lag dieser Wert mit 18,9 Monaten leicht höher. Und auch beim Blick in die Zukunft misst die Umfrage einen konstant hohen Wert (64,1). Dabei scheinen im Norden die Optimisten unter den Planer*innen zu arbeiten.

 

Zu den Teilnehmer*innen

Am fünften Durchlauf der Corona-Umfrage von competitionline haben sich zwischen dem 11. und dem 25. Januar 294 Planer*innen beteiligt: darunter 135 Architekt*innen, 43 Landschaftsarchitekt*innen, 31 Ingenieur*innen, neun Innenarchitekt*innen und acht Stadtplaner*innen. Fast 75 Prozent von ihnen leiten ein Büro oder gehören zu den Partner*innen in ihren Betrieben. Die meisten Teilnehmer*innen kamen aus Bayern (45) und Baden-Württemberg (41) sowie Berlin und Nordrhein-Westfalen (jeweils 35). Aus dem Saarland und Sachsen-Anhalt gab es keine Teilnehmer*innen.