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Einladungswettbewerb | 09/2018

Rose-Areal in Dornbirn

2. Preis

Ludescher + Lutz Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Das Hatlerdorf ist der südlichste jener Dorfkerne, aus denen sich die Stadt Dornbirn zu ihrer heutigen Identität entwickelt hat. Es stellt den Bezugsrahmen dieses Bauplatzes dar.

Der historische Siedlungskern des Hatlerdorfes liegt im Westen, die Kirche St. Leonhard mit ihrem großen Friedhof im Osten des Bauplatzes. Die Arlbergstraße hat als Nord-Süd-Verbindung über die Jahrzehnte an Bedeutung gewonnen, sie verbindet das Roseareal mit dem Zentrum von Dornbirn und darüber hinaus mit dem ganzen Land. Sie hat das Hatlerdorf erschlossen, aber auch in zwei Hälften geteilt, was man heute an der eigentümlich schrägen Ausrichtung der Bauparzellen in Beziehung zur Arlbergstraße, nicht nur im Luftbild, sondern auch aus der Fußgängerperspektive erkennen kann.

Eine ähnliche typologische Entwicklung kann man heute im Bereich Dornbirn - Schwefel beobachten, hier wurde das System der schräg angeschnittenen Parzellen und damit die schräg zur Straße gestellten Bauten zum städtebaulichen Muster erhoben.

Das neue Spar-Gebäude will sich diesem Muster unterordnen, es ordnet sich in die eigene Parzelle ein und positioniert sich schräg zur Arlbergstraße. Die Dimensionen des Gebäudes in Längs -und Querrichtung werden durch punktförmige Aufbauten relativiert, die in ihrer Anordnung die Freiräume der umgebenden Bebauung ausnutzen.

Nicht zuletzt, um von der Silhouette der klassischen Handelskiste wegzukommen, bilden diese Wohnbauten Eckpfeiler aus, Kontrapunkte zur durchgehenden Traufhöhe der gewerblichen Nutzung.

Das Gebäude orientiert sich mit seinem Vordach, seinem Eingang und der Ausrichtung der inneren Halle ganz auf den Vorplatz im Süden. Hier werden alle Bewegungen gebündelt, alle Blicke, alle Zeichen. Die Kulisse bilden Karren, Staufen und der breite Berg.

Der motorisierte Verkehr wird im Westen des Neubaus an das Hatlerdorf angebunden und im Süden vor dem Haus gebündelt. Der Fahrzeugstrom wird dabei am Haupteingang und den oberirdischen Abstellplätzen entlang bis zur Tiefgarage geführt. Die Ausfahrt erfolgt davon getrennt, direkt auf die Arlbergstraße hinaus. Auch die Anlieferung erfolgt vom Parkplatz im Süden aus.

Der Haupteingang liegt direkt am Gehsteig, er holt hier die Kunden mit einem schützenden Vordach ab, unter dem auch die Fahrräder und das Bistro ihren Platz finden. Von hier aus besteht eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zur Hatlerstraße. Die Stiegenhäuser der Wohnbauten liegen bewusst nicht an diesem Vorplatz, sie bilden die Eingänge an anderen Seiten des Gebäudes aus.

Das große Stadthaus hat lasierte Holzfassaden, hinter denen sich die Volumina von Handel und Wohnen vereinen. Das Holz nimmt Bezug zu den geschindelten Bauernhäusern im Hatlerdorf auf und versieht das große Volumen mit einer feinen vertrauten Textur. Unterbrochen wird die Holfassade von vortretenden Gesimsen. Diese rhythmisieren die Höhe . Es entsteht eine Figur, die verschiedene Nutzungen unter einem Dach vereint.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Markt ist auch hier, wie bei einigen anderen Projekten, als klarer Sockelbau ausgebildet und nach aussen lesbar gemacht. Darauf aufgesetzt befinden sich jeweils in den Gebäudeecken situiert zwei gleich hohe Baukörper für die Wohnbauten. Diese Konstellation macht in Summe aber drei Zugänge notwendig. Die Platzierung von Wohnungen im zweiten Obergeschoss innerhalb des Volumens vom Markt erscheint hier nicht stimmig, da dies die generell klare Grundhaltung etwas verwässert. Die kammartige Parkierung mit ihren Stichgängen im Erdgeschoss erscheint relativ aufwendig organisiert. Entlang des südlichen Gehsteigs entsteht ein schmaler Grünstreifen mit einer Baumbepflanzung. Die Durchfahrtsstrasse parallel zur Tegethoffstrasse ist nicht erwünscht und wird kritisch beurteilt. Auch die freiliegende Tiefgaragenrampe stört die hohen aussenräumlichen Qualitäten zur Turnhalle spürbar. Eine zentrale Dachterrasse dient den Wohnungen als Freiraum. Die Körnung der Baukörper entspricht der umliegenden Struktur des Hatlerdorfes, auch der Dialog zum Gasthof Löwen scheint stimmig. Durch den Hochpunkt zur Arlbergstrasse ist die Torwirkung als Eingang zum Stadtteilzentrum gut erfahrbar. Die relativ geschlossene Fassade zur Hatlerstrasse und vom Markt allerdings schafft hier nicht die gewünschten Aufenthaltsqualitäten. Die zwei Hochpunkte sind ortsbaulich richtig platziert, allerdings würde eine differenziertere Höhenstaffelung dem Gebäude mehr Charakter verleihen. Alles in Allem stellt dieser Beitrag ein gesamt stimmiges - vielleicht zu braves - und hochwertiges Projekt dar. Die gestellten Anforderungen an den Städtebau, die Funktionalität und die Wirtschaftlichkeit sind sehr gut abbildet.