modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2007

Umstrukturierung des ehemaligen MAN-Roland Werks 1 in der Christian-Pleß-Straße

2. Preis

bdfw+

Architektur

UmbauStadt PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Identität im Bestand
Im gleichmäßigen Blockgewebe des Offenbacher Bezirks Friedrichsweier schafft das MAN-Gelände seit jeher einen Wechsel bezogen auf seine Nutzung und hat sich dennoch immer in diese Blockstruktur eingepasst. Was bislang von der Hermetik eines Industrieareals geprägt war, hat nun die Chance, in die Stadt integriert zu werden. Die Metamorphose der alten Werksanlage ermöglicht mit der Übernahme von Bestandsbauten eine besondere Identität an diesem Ort. Eine Schlüsselrolle spielt das Hallen- und Verwaltungsensemble, welches seit 1947 die Wiederaufbauepoche Offenbachs nach dem 2. Weltkrieg verkörpert. Mit der Umnutzung des größten Gebäudeteils, im Westen des Grundstücks, wird in dessen Inneren der kontinuierliche Raum mit seiner Stützen- und Dachkonstruktion als „überdachtes Grundstück“ übernommen. Das bedeutet, dass die drei Nutzungsbereiche Schulküche, Markt und Gewerbe als Einbauten untergeordnet sind und die Ausdehnung der Halle erlebbar bleibt. Die geplanten Nutzungen profitieren von der räumlichen Großzügigkeit und gegebenen Helligkeit der Halle. Zwischen den eingestellten Baukörpern sorgen breite Zwischenräume und Wege für fast städtische Außenraumatmosphäre, d.h. die Halle führt in ihrem Innern die angrenzenden städtischen Räume weiter.

Denkmal der Industriegeschichte
Die Industriegebäude der Nachkriegszeit werden von der Senefelder Straße aus verstärkt perforiert, d.h. mit Zugängen versehen, die der neuen Anziehungskraft und Einbindung in die Stadt Rechnung tragen. Gemäß der vorgefundenen Struktur wird die straßenseitige Schicht der westlichen Bestandsbauten Büros und kleinteilige Nutzungen aufnehmen. Gezielte Öffnungen zwischen Straße und Halle werden jedoch in der gesamten Tiefe der Straßenbebauung die Wahrnehmung des Blockinneren nach außen ermöglichen. Die rhythmisierte Gliederung, die Fassadenstruktur und die ohnehin angelegte Leichtigkeit der Architektur aus den 50er/60er Jahren kommen dieser Idee entgegen. Der Schulneubau bindet das bestehende Verwaltungsgebäude an der Christian Pless Straße als Solitär ein und besetzt gleichermaßen den Blockrand im Norden und die grüne Mitte im Süden. Proportion und Masse des Neubaus harmonisieren mit dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude und werten durch die eingebundene Mehrzweckhalle die Adresse an der Christian Pless Straße auf.

Wohnen zum Hof
Über die beiden Gebäudeblocks im Osten und Süden ist das Gelände in die dichte Wohnstruktur der Umgebung angeschlossen. Nach dem Prinzip des ‚Blocks im Block’ wird eine doppelte Hofausrichtung angeboten. Zum Einen die eigenen Innenhöfe zum Anderen der große, grüne „Rolandhof“, der dem Quartier ein eigenes Freiraumgewicht, und vielleicht sogar seinen Namen, gibt. Die Wohnhäuser der östlichen Zeile bieten „Town Houses“ an, d.h. großzügiges Wohnen in zwei übereinander liegenden Maisonetten, mit Gärten im Erdgeschoss und eigenen Dachterrassen für die oberen Wohnungen. Der Block im Süden nimmt kleinere Wohnungen, z.B. für Senioren, auf, die sich alle auf einen grünen Garten orientieren. Zur Gustav-Adolf-Straße sind in den unteren Geschossen Büronutzungen vorgesehen. Genauso können jedoch hier, in attraktiver Südlage, ab dem 1. OG Wohnungen vorgesehen werden. Die Struktur des ‚Blocks im Block’ bietet eine abgestufte Privatheit.

Verkehr
Die rundum mögliche Verkehrsführung um den gesamten „Rolandhof“ ist gleichbedeutend mit der Vermeidung von Durchgangsverkehr im Inneren des neuen Stadtblocks. Zwei Wohnstraßen dienen in Nord-Südrichtung sämtliche Bauteile an, und erschließen sowohl die ebenerdigen Parkplätze als auch die Tiefgarage im Block an der Gustav-Adolf-Straße. Den Autoverkehr zu integrieren und nicht etwa eine komplette Verkehrsberuhigung anzustreben, trägt absichtsvoll ein urbanes Motiv in den neu entstandenen Stadtteil. So erhalten die „Town Houses\" je einen privaten Stellplatz im Gebäude.

Die grüne Mitte
Ein hauptsächlicher Gewinn für das Quartier und das Umfeld des „Rolandhofs“ ist die freigehaltene grüne Mitte. Als Stadtplatz, Hain und Zentralpark bietet dieser Bereich einen neuen Bezug im Großblock. Hier wird die freiräumliche Großzügigkeit, die im früheren Gewerbequartier geherrscht hat, in einen städtischen Raum übersetzt. Seine Oberflächen sind als nutzbare Aktions-, Spiel- und Grünflächen das zentrale Kommunikationsareal aller anliegenden Gebäude und definieren die Abstufung zwischen öffentlichen, halböffentlichen und privaten Nutzungsbereichen.

Eine neue Schule
Auch die Beethoven-Schule folgt dem Motiv der Blockbindung und schafft sich zwischen Altbau und Neubau einen Binnenhof. Damit ist auch hier die doppelte Ausrichtung zu einem Schulhof und der grünen Mitte des „Rolandhofs“ gegeben. Die Mehrzweckhalle koppelt in ihrer Position einen attraktiven Veranstaltungsort an die Christian-Pless-Straße und an die interne Nutzung der Schule über Aula und Cafeteria.