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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2019

Neubau Carl-Orff-Museum in Dießen am Ammersee

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Anerkennung

Preisgeld: 8.500 EUR

Reichel Schlaier Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Verfasser:
Elke Reichel, Peter Schlaier

Mitarbeiter:
Firdes Firat, Maximilian Helbig, Katharina Felix


Der Neubau ergänzt das bestehende Ensemble am Ziegelstadel um einen dritten Baukörper, der sich harmonisch und dennoch selbstbewusst zu den bestehenden Gebäuden gruppiert.

Der Besucher betritt das Gebäude über ein schönes Foyer, an das sich im Erdgeschoss der Sonderausstellungsbereich mit dem großzügigen neuen Garten angliedert. Über eine Rampe, die den Höhensprung des Bestandsgeländes ausgleicht, gelangt der Besucher entlang eines begrünten Hofes zum Arbeitshaus. Entlang der Rampe stimmen einzelne Ausstellungselemente bereits auf das Schaffen von Carl Orff ein. Nach dem Rundgang durch das Arbeitshaus durchläuft der Besucher im Obergeschoss das Arbeitszimmer 2.0 und die Instrumentensammlung. Es schließt sich der Vermittlungsraum an, der gut auch direkt vom Foyer erreichbar ist. Der große Raum für das Orff Schulwerk liegt am Kopf des Gebäudes und bietet somit einen wundervollen Rundumblick in die Landschaft. Das 1. Obergeschoss des Foyers verbindet Alt- und Neubau und lässt einen direkten Zugang vom Foyer zu den Veranstaltungsräumen zu. Alle Nebenräume sind im Untergeschoss untergebracht.

Das Gebäude ist als Holzmassivbau geplant, der nur dort Öffnungen hat, wo es die Nutzung erfordert. Massivholz sorgt für ein ausgesprochen ausgeglichenes Raumklima und somit einem sehr guten Schutz der Instrumente. Mit der Konstruktion ist auch eine optimale CO2-Bilanz sowie ein reduzierter Heizwärmebedarf erzielt.

Die Fassade soll mit sägerauhen Holzbohlen verkleidet werden. Dies bildet einen Kontrast zu den verputzten Bestandshäusern und ist dennoch als Baumaterial in der näheren Umgebung ortstypisch. Dadurch hebt sich das Gebäude als Sonderbau hervor.

Alle Besucherräume sind barrierefrei zugänglich. Der Aufzug bindet alle Bereiche im Untergeschoss, Erdgeschoss und Obergeschoss an.

Als bauliche Rettungswege dienen die beiden neuen Treppen, die das Gebäude sicher entfluchten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht vor, das Gebäudeensemble durch einen parallel zur Pergola situierten, langgestreckten Baukörper zu erweitern. Der Neubau ist als einfacher, beinahe archaisch anmutender Baukörper konzipiert, der die Assoziation zu traditionellen landwirtschaftlichen Bauten weckt. Architektonische Raffinesse erfährt das Satteldachhaus durch die teilweise schräg verlaufende Nordfassade und durch die raumhohen, drehbaren Holzlamellen im Obergeschoss, die der Tageslichtlenkung dienen. Zwischen Neubau und Pergola ist ein schmaler Hof geplant, als Verbindung zum Wohnhaus und Arbeitshaus sind zweigeschossige, verglaste Gänge vorgesehen. Trotz ihrer Transparenz schmälern diese die Eigenständigkeit von Bestandsgebäuden und Neubau erheblich. Die neue Zugangssituation zum Carl-Orff-Museum liegt im ostseitigen Verbindungsbau, flankiert von den Stirnfassaden des Wohnhauses und des Museums.
Betritt man das Foyer, bieten sich attraktive Sichtbeziehungen zur Landschaft, zum Hof und zur Sonderausstellungsfläche, jedoch lässt der Foyerbereich jene räumliche Großzügigkeit vermissen, die besonders für größere Besuchergruppen notwendig wäre. Nimmt man den Weg Richtung Neubau, gelangt man zur Sonderausstellungsfläche mit großzügiger Öffnung zum nördlichen Garten. Der Weg zum Arbeitshaus führt über relativ schmale Rampengänge, die neben Schauflächen auch räumliche Beziehungen zum Gartenhof anbieten. Im Obergeschoss des Neubaus sind Schulwerk, Vermittlungsraum, Instrumentensammlung und das Arbeitszimmer 2.0 aufgereiht. Die Dimensionierung der Räume und ihr Zuschnitt sind überzeugend, verschiedentlich wären aber räumliche Trennungen zu den Verkehrsflächen erforderlich.
Insgesamt besticht das Projekt durch seine klare und selbstbewusste Grundhaltung. Dennoch lässt die formale Interpretation als Hofstelle auch die Frage aufkommen, ob dies der angemessene Ausdruck für ein Museum und speziell für das künstlerische Werk von Carl Orff sein kann.
Aus denkmalpflegerischer Sicht ist der Entwurf in mehreren Punkten zu kritisieren: 1. Es sind erhebliche Eingriffe in den Bestand vorgesehen (Erdgeschossgrundriss des Wohnhauses, Nordfassade des Wohnhauses, Nordfassade des Arbeitshauses, Abbruch der Garage). 2. Der geplante zweigeschossige Museumsneubau übertrifft die Kubatur der beiden Bestandsgebäude erheblich, wodurch er nicht mehr wie ein Anbau oder eine Erweiterung wirkt. 3. In der Auslobung ist formuliert, dass der Neubau vom Blick aus dem Garten in Richtung Pergola nicht maßgeblich in Erscheinung treten soll, was der Entwurf nicht konsequent beachtet; der Neubau, der die Firsthöhe des Arbeitshauses erreicht, würde deutlich in Erscheinung treten und wäre denkmalpflegerisch daher als Beeinträchtigung des Bestands anzusehen.
Foyer, Kasse und Museumsshop sind klein dimensioniert, die Garderobensituation im EG ist sehr eng. Eine Fläche für die Versammlung von Gruppen im Foyer ist nicht nachgewiesen. Die Erschließungswege sind eng dimensioniert, auch im Hinblick auf den Transport von Exponaten. Die barrierefreie Erschließung über einen Aufzug ist im hinteren Gebäudeteil positioniert; aus funktionaler Sicht ergeben sich dadurch weite Wege für die Nutzung im Hinblick auf Besucher, Verwalter und Transporte. Die Anlieferung der Exponate wird erschwert, da eine Erschließung im Außenbereich nicht vorhanden ist. Die Werkstatt und das Museumsdepot sind nicht getrennt zugänglich, dies wird kritisch beurteilt. Positiv wird die barrierefreie Erschließung der Verwaltung im EG und OG angemerkt.
Lageplan

Lageplan

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss/ Dachaufsicht

Obergeschoss/ Dachaufsicht

Untergeschoss

Untergeschoss

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Detailansicht

Detailansicht