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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 09/2019

Heinze Architekten AWARD 2019

Neubau Strassenreinigungsdepot Nord und Wertstoffhof in Augsburg

DE-86156 Augsburg, Am Holzweg 32

Sieger "Wirtschafts-, Industrie- und Gewerbebau"

Preisgeld: 2.500 EUR

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

BSSP BRANDSCHUTZPLAN GMBH

Brandschutzplanung

AGS - Augsburger Gesellschaft für Stadtentwicklung und Immobilienbetreuung GmbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    5.692m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 04/2015
    Fertigstellung: 12/2016

Projektbeschreibung

In dem Neubau sind das Depot der Strassenreinigung und Flächen des Wirtschaftshofes buchstäblich unter einem Dach untergebracht. Die Volume von Bürogebäude, Fahrzeug- und Lagerhallen sind in einer Großform zusammengefasst, die dem Ensemble einen unverwechselbaren Charakter gibt. Der Wunsch des Bauherren die Fassade aus Holz als nachwachsendem Rohstoff zu formulieren trug zur Formfindung bei. Die Farbgebung des Innenhofes unterstützt den selbstbewussten Auftritt des Gebäudes. Sie bildet die Kulisse für die vielfältigen Prozesse im Areal.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gewerbliche Entsorgung und Straßenreinigung stellen in unserer Gesellschaft Leistungen der Daseinsvorsorge dar und werden dennoch vielfach als selbstverständlich vorausgesetzt. Abfall- und Kreislaufwirtschaft erhalten in Zeiten von Klimawandel und der Debatte um nachhaltiges Wirtschaften zusätzliche Relevanz. Das Augsburger Betriebsgebäude nicht im Sinne von Katalog- und Containerware auf eine reine Funktionsstätte herunterzubrechen, sondern als anspruchsvolles, architektonische Projekt mit Bedeutung aufzuladen, und dieses auch selbstbewusst zu kommunizieren, ist ein Verdienst der Architekten Knerer und Lang. Die Liegenschaft befindet sich im Kreuzungsbereich von Holzstraße und B17, nördlich des Gewerbegebietes Oberhausen, im Übergang zu Kleingartenanlagen und einem übergeordneten Grünzug. Das Programm von ca. 5.700 qm BGF gruppiert die unterschiedlichen Nutzungen von Verwaltung, Sozialräumen, Fahrzeughallen, Magazinen und Containerstellplätzen mit Kundenverkehr ringförmig „unter einem Dach“ um einen großzügigen, zentralen Innenhof. Die entsprechend Funktionsanforderung unterschiedlichen Gebäudetiefen und Raumhöhen der Teilbereiche staffeln die entstehende Großform in Grundriss und Schnittprofil plastisch interessant. Während sich die überschiebenden Gebäudeflanken im Zugangsbereich öffnen und einen Blick in den Werkhof und seine Abläufe erlauben, wird die Gebäudefigur zur Bundesstraße hin zweigeschossig zu einer Kopfsituation angehoben. Die Fassadengestaltung differenziert zwischen gestaffelter Umform und perspektivisch orientiertem Innenhof. Der Hof artikuliert sich offensiv technisch, mit Trapezblech ausgeschlagen, und über alle Öffnungen hinweg in kräftigem „Olympiablau“ gefasst. Demgegenüber tritt die Außenfassade mit vorvergrauten Lärchenholzleisten eher zurückhaltend auf und vermittelt in Richtung der angrenzenden Landschaftsräume. Die sich treppende Dachlandschaft ist in Teilen begrünt. Alle gewählten Oberflächen sind der Nutzung entsprechend funktional, kostengünstig und robust gewählt. Die Besonderheit des Gebäudes liegt in dem bewusst entwickelten Kontrast zwischen äußerer und innerer Fassade und der resultierenden Raumwirkung: Vom Holzweg aus erschlossen, empfängt das Gebäude den Besucher über einen plastisch gegliederten Baukörper, mit Holzfassade natürlich bekleidet. Die Funktion des Ortes kommuniziert über die Hof-Farbe zunächst eher indirekt aus der zweiten Ebene. Nach Betreten des Werkhofes ändert sich die Raumwahrnehmung komplett: Die Farbwelt des hellen, intensiv türkisen „Olympiablau“ umfängt den Besucher allumfassend und autonom. Durch den starken Komplementärkontrast zwischen dem „Orange“ der städtischen Fahrzeuge und Schutzkleidung der Mitarbeiter im „Blauraum“ des Hofes wird die Situation artifiziell verfremdet und dabei szenografisch aufgeladen: Der Hofraum wird zur Bühne der dort angeordneten Aktivitäten, die damit im Raumerleben an Bedeutung gewinnen. Die Arbeitsprozesse und beteiligten Menschen, die beitragen, werden in ihrer Sichtbarkeit verstärkt und erhalten damit auch zusätzliche Wertschätzung. Das Projekt überzeugt die Jury sowohl architektonisch als auch in seiner gesellschaftlichen Relevanz.