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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Erneuerung Sport- und Freizeitanlage Weyermannshaus in Bern (CH)

LooP

3. Preis

Preisgeld: 22.000 CHF

Schneider & Schneider Architekten

Architektur

GAUTSCHI LENZIN SCHENKER

Architektur

Zwahlen + Zwahlen

Landschaftsarchitektur

WMM Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Makiol Wiederkehr AG

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

IngenieurbĂŒro Riesen AG

TGA-Fachplanung

PBK AG

Projektsteuerung

Ballmer + Partner AG

Verkehrsplanung

BĂŒro fĂŒr Nachhaltigkeit am Bau Stefan Schrader AG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser möchten den GrĂŒnraumcharakter der Anlage mit ihrem Vorschlag stĂ€rken. In diesem Sinne interpretieren sie den Neubau als Pavillon im Park. Das GebĂ€ude soll sich als Teil der GrĂŒnanlage stĂ€dtebaulich sowie gestalterisch an den Prinzipien einer Badeanlage orientieren. Das gesamte Raumprogramm inklusive dem Ausseneisfeld wird in einer Freiform unter einem markanten Holzdach zusammengefasst und in die nordöstliche Ecke der Anlage verortet. Die topografische Setzung lĂ€sst den Neubau nach Norden eingeschossig und nach SĂŒden zweigeschossig erscheinen.
Die Formgebung des GebĂ€udes wird direkt von der runden Formensprache des Beckens abgeleitet. Auch die flĂ€chige Ausdehnung hat Ă€hnliche Dimensionen. Durch die gerundete Gesamtform und eigenstĂ€ndige Materialisierung tritt der Neubau identitĂ€tsstiftend in Erscheinung und hebt sich von den angrenzenden Quartierstrukturen ab. Die MassstĂ€blichkeit des Neubaus im VerhĂ€ltnis zur Gesamtanlage wird aber ĂŒberstrapaziert. Der Park ist fĂŒr eine zweite ausgedehnte Freiform zu klein, auch wenn in der ĂŒbergeordneten Lesung der Bremgartenwald als erweiterter Park das Grossvolumen einzubinden vermag. Auf der Seite Stöckackerstrasse wirkt die GrĂŒnflĂ€che als Restraum. Das GebĂ€ude steht nicht im, sondern am Rande des Parks. Zudem ist der Raum zwischen GebĂ€ude und Weyer zu eng und bedrĂ€ngt das Weyerli.
Der GebĂ€udeknick eröffnet auf der Seite der Stöckackerstrasse eine gut proportionierte Vorfahrt, welche als reprĂ€sentativer Platz mit guter Adressierung gestaltet wird und mit dem Quartier in Dialog tritt. Weniger einladend wirkt die Parkierungssituation sĂŒdlich des Eingangs entlang der Strasse.
Die transparent gestaltete, feingliederige Holzfassade nimmt den Pavillongedanken auf und prĂ€gt zusammen mit dem umlaufenden Vordach die Ă€ussere, ansprechende Erscheinung. Sie wirkt einladend und identitĂ€tsstiftend. Die markante Dachkonstruktion in Holz spannt sich im Innern ĂŒber die verschiedenen RĂ€ume. Damit die Dachkonstruktion als Einheit lesbar bleibt, werden die auf zwei Geschossen organisierten GarderobenrĂ€ume als in sich geschlossene, kompakt angeordnete RĂ€ume unter die Dachstruktur zwischen die Eis- und Schwimmhalle platziert. In der nĂ€heren Betrachtung lĂ€sst die gerasterte Holzkonstruktion aber viele Fragen zur Umsetzbarkeit unbeantwortet und weist eine gewisse Beliebigkeit ohne Zusammenhang zur freien Form des Grundrisses auf. Die ÜbergĂ€nge der Konstruktion zur Fassade sind unkontrolliert.
Der Freibad-Park mit seinen charakteristischen Elementen wird weitgehend respektiert. Es entstehen spannende BezĂŒge zwischen Innen und Aussen. Die grosse NĂ€he sowie das wuchtige GebĂ€udevolumen nehmen dem Freibad jedoch seinen eigenstĂ€ndigen Charakter in der sanft modellierten Rasenlandschaft. Mehr Abstand zum zentralen Freibadbecken wĂ€re nötig. Die Spielinfrastrukturen werden an ihrem heutigen Ort konzentriert. Bewusst wird aufgrund der topografischen Situation auf eine Freilegung des Stadtbachs verzichtet. Die zusĂ€tzlichen Wege und die damit zusammenhĂ€ngenden markanten Einschnitte in die Topografie berĂŒcksichtigen das historische Konzept zu wenig. Die Anbindung der Vegetation im nordwestlichen Perimeter ist eine begrĂŒssenswerte landschaftliche Vernetzung. Die BiodiversitĂ€t wird erhöht, obwohl der Grad an Versiegelung gross ist. Die Feldgehölze und Wildhecken werden erhalten und durch SĂ€ume gestĂ€rkt.
Ein gemeinsamer zweigeschossiger Eingangsbereich erschliesst das Hallenbad und die Eishalle. FĂŒr Vereine wird alternativ ein direkter Eingang von der Stöckackerstrasse angeboten. Der Hallenbadbereich ist attraktiv gestaltet und auf einem Geschoss schlĂŒssig organisiert. GrosszĂŒgige Verglasungen eröffnen spannende BlickbezĂŒge zum Freibadbereich. Leider dominieren im Garderobenbereich lange, eher unattraktive dunkle Korridore. Der Garderobenbereich des Hockeybetriebs ist auf zwei Geschossen funktional organisiert. Der Betrieb sowie die Trennung der AblĂ€ufe sind gewĂ€hrleistet.
Der Bezug des Ausseneisfelds zur Umgebung ist durch die Einbindung des Eisfeldes in das GebĂ€ude und dessen Hanglage etwas eingeschrĂ€nkt. Das Aussenfeld wirkt aber dennoch attraktiv und erfĂŒllt die Anforderungen an den LĂ€rmschutz.
Der Vorschlag einer Etappierung vermag nicht zu ĂŒberzeugen. Das Gestaltungskonzept fĂŒr den Ideenperimeter baut auf den vorhandenen Strukturen auf. Die Umgestaltung der abgeschnittenen Silos zu PlĂ€tzen verspricht ein besonderes Aufenthaltserlebnis.
Das GebĂ€ude erreicht eine durchschnittliche Kompaktheit und benötigt zur Umsetzung des Raumprogramms nur wenig GeschossflĂ€che. Die sorgfĂ€ltige Einbettung in das Terrain sorgt fĂŒr ein kleines Aushubvolumen. Das Tragkonzept ist nachvollziehbar dargestellt, die imposanten Spannweiten verursachen aber einen unnötig hohen Aufwand. Die Materialisierung mit HolzstĂŒtzen, Holzbetonverbunddecken und einer Dachkonstruktion mit BrettschichtholztrĂ€gern ist ressourcenschonend und sorgfĂ€ltig ausgearbeitet, auch wenn der Beweis fĂŒr die filigranen Verbindungen noch nicht erbracht ist. Die Fassadenbekleidung ist unter dem ausladenden Vordach witterungsgeschĂŒtzt und dĂŒrfte in Kombination mit dem reliefartig ausgebildeten Sockel in Beton eine gute BestĂ€ndigkeit und Dauerhaftigkeit erreichen. Im Betrieb sorgt die ausreichend gedĂ€mmte GebĂ€udehĂŒlle fĂŒr einen tiefen HeizwĂ€rmebedarf in der winterlichen Jahreszeit. Im Sommer dĂŒrfte das umlaufende Vordach fĂŒr eine willkommene Verschattung sorgen. Der sehr grosse Glasanteil im Bereich des Hallenbads in Kombination mit der eher kleinen SpeicherkapazitĂ€t der Bauteile kann aber zu schwierig kontrollierbaren TemperaturverlĂ€ufen fĂŒhren. Auf dem Dach sind sowohl Photovoltaik-Module als auch thermische Solarkollektoren vorgesehen, die dafĂŒr ausgesparte FlĂ€che ist eher klein.
Dank einer kompakten Anordnung des Raumprogramms gehört das Projekt LooP zu den gĂŒnstigeren Projekten der engeren Wahl. Dies, obwohl aufgrund der grossen GebĂ€udehöhe ein grosses Volumen und damit eine grosse Fassadenabwicklung resultiert. Letzteres widerspiegelt sich auch in den zu erwartenden Lebenszykluskosten.
Die Projektverfassenden schlagen einen sehr interessanten Beitrag zur gestellten Aufgabe vor. Das GebÀude ist sorgfÀltig ausgearbeitet, und die AblÀufe sind gut organisiert. Unter dem grossen Nutzungs- und FlÀchendruck ist der Vorschlag jedoch zu flÀchenintensiv und schwÀcht schlussendlich das Weyerli in seiner IdentitÀt.