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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Erneuerung Sport- und Freizeitanlage Weyermannshaus in Bern (CH)

Pinguin

4. Preis

Preisgeld: 18.000 CHF

Graber Pulver Architekten

Architektur

Krebs und Herde GmbH

Landschaftsarchitektur

Weber + Brönnimann AG - Ingenieure

Bauingenieurwesen

Ingenieurbüro Riesen AG

TGA-Fachplanung

BERING AG

TGA-Fachplanung

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Kannewischer Ingenieurbüro AG

sonstige Fachplanung

Andreas Akeret Baumanagement GmbH

Projektsteuerung

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfassenden schlagen einen Neubau für Hallenbad und Eishalle vor. Mit einer räumlichen Neukonfiguration wird an die ursprünglichen Qualitäten des grossen freien Landschaftsraumes des von Beyeler und Vogel erbauten Freibades angeknüpft. Die laterale Setzung der Neubauten bringt einen signifikanten Raumgewinn und die ursprüngliche Grosszügigkeit des Aussenraums zurück. Eishalle und Hallenbad bilden eine winkelförmige Figur, die das Freibad in der nordwestlichen Ecke des Areals von der Umgebung abgrenzt. Dies schafft vom Freibad her gesehen eine Art rahmenden Hintergrund. Im Zusammenspiel mit dem gegenüberliegenden Autobahnviadukt und dem Bahndamm wird der Freiraum des Bades aufgespannt und gefasst.
Architektonisch wird das neue Sportzentrum von einem grossen zusammenhängenden Dach, einer markanten Silhouette geprägt, welches seine Kontur je nach Nutzung verändert. Leider sind die Übergangszonen zwischen den verschiedenen Nutzungen gestalterisch nicht genügend kontrolliert und präzise.
Im Übergang von der Eishalle zum Hallenbad bildet eine zentrale, offene Halle die neue Eingangspforte zur gesamten Sport- und Freizeitanlage Weyermannshaus. Die Adressbildung ist klar und die Lage gut auffindbar. Die Eingänge zu den beiden Anlagenteilen sind jedoch voneinander getrennt. Nur das Hallenbad verfügt über einen zentralen Empfang, welcher aber auch die Eishalle bedienen muss.
Aus landschaftsarchitektonischer und gartendenkmalpflegerischer Sicht respektiert die Architektur den nötigen Abstand zum Freibadbecken, die Landschaft kann als starkes Element um das Freibadbecken fliessen. Hingegen greift das massig wirkende Dach weit in den Freibad- Park aus und unterstützt atmosphärisch die Identität vom Weyerli zu wenig. Die Versiegelung ist aufgrund des grossen Fussabdrucks relativ hoch, es ist keine Dachbegrünung möglich. Die Topografie und die Wege direkt um das Gebäude fügen sich noch nicht passend in die bestehende Parkanlage ein. Die im Park verteilten Sitzkanten und Liegestege widersprechen dem Charakter des Weyerli und wirken austauschbar. Zudem stehen diese Terrainanpassungen der frei fliessenden Liegewiesen- Landschaft entgegen. Auf die Ausdünnung der geschützten Feldgehölze und Wildhecken ist zu verzichten. Die geplante Neupflanzung mit ausschliesslich exotischen Baumarten ist nicht erwünscht. Die naturnahe Ausgestaltung der Randbereiche ist spannend.
Die neue Eishalle liegt westseitig parallel zur bestehenden Eisfläche. Dazwischen wird eine Zone mit allen benötigten Nebenräumen angeordnet: Garderoben und Räume für die Technik im unteren, Verpflegungs- und Aufenthaltsbereiche auf dem oberen Geschoss. Betrieblich verspricht dies eine gute Nutzung.
Das neue Hallenbad wird eingeschossig entlang der Stöckackerstrasse in einem länglichen Gebäude organisiert und räumlich mit schönem Bezug auf das Freibad orientiert. Das auffällig geneigte Dach deckt den Haupteingang, die Cafeteria und die Garderoben im Obergeschoss sowie die Personalräume. Über der grossen Badehalle erhöht sich das Dach gegen Süden zur Sprunganlage und bildet nach aussen einen volumetrischen Abschluss der weiten Dachlandschaft.
Die Geschosskonstruktionen sind in Massivbauweise vorgesehen. Die Dachkonstruktionen sind auf die entsprechenden Nutzungen differenziert ausgelegt: Die Eishalle wird mit Brettschichtträgern überspannt. Die Stützen sind in vorfabriziertem Beton vorgesehen. Die Schwimmhalle wird mit Stahlträgern überspannt, die sich der Dachform anpassen. Die Haustechnik kann durch die Träger geführt werden. Die Stützen in Stahl bilden mit den Bindern Rahmen. Das Dach der Eingangshalle ist als Stahl-Flächentragwerk auf Stützen ruhend ausgebildet und ist mit beiden Hauptbauten verbunden.
Die Dachflächen sind in geschuppten Solarpanelen vorgesehen. Die Glasflächen der Fassaden verfügen je nach Funktion (Einsicht, Sonnen- und Witterungsschutz, Abschliessbarkeit) über filterartige Elemente aus Holzlamellen. Diese Lamellenkonstruktion setzt sich als Zaun im Aussenraum fort und schliesst die gesamte Badeanlage ab. Je nach Bedarf wird dieser Zaun raumhaltig und nimmt Nebennutzungen wie Garderoben, Toiletten, Containerräume sowie Veloabstell- und Technikräume auf.
Das Projekt mit zwei thermisch getrennten Neubauten erreicht eine durchschnittliche Kompaktheit. Das Tragkonzept ist einfach und benötigt insbesondere auch im Hallenbadtrakt nur moderate Spannweiten. Die Materialisierung wird mit Beton, Brettschichtträgern und aufwendiger Stahlkonstruktion stark differenziert. Die Fassaden des Hallenbadtraktes sind praktisch vollständig verglast.
Im Betrieb wird aufgrund des knapp bemessenen Dämmstandards ein durchschnittlicher Heizwärmebedarf erwartet. Die Nasszellen sind weitläufig verteilt. Die In- Dach-Photovoltaik-Anlage dürfte einen wesentlichen Ertrag generieren. Der sommerliche Wärmeschutz wird mit Textilmarkisen gewährleistet – im Hallenbad mit dem ausladenden Vordach hätte man Vorschläge erwarten können, die den Tageslichteinfall und den Blickkontakt gegen aussen nicht vollständig verhindern. Das Obergeschoss des Hallenbads ist nicht umstandslos behindertengerecht erschlossen.
Die Etappierung funktioniert, trotz stark ineinander verflochtenen einzelnen Etappen. Die Eishalle kann gemeinsam mit der zukünftigen Eingangshalle in einer ersten Etappe unabhängig vom Hallenbad erstellt werden. Die lärmtechnische Abschirmung des offenen Eisfeldes funktioniert gut.
Für den Ideenperimeter werden mit dem Seilgarten und dem flexiblen Parkplatzangebot unter dem Viadukt sowie dem Pionierfeld als vielfältig nutzbarer Grünraum interessante Vorschläge gemacht, die eine wohltuende Nutzungsergänzung für die Sport- und Freizeitanlage und den Campus darstellen.
Die Erstellungskosten gehören im Vergleich zu den Projekten der engeren Wahl mit zu den höchsten. Als Grund können die grossen Dach- und Fassadenflächen, das grosse Volumen, der grosse Aushub und die durch die Nähe zur Strasse geschuldete Baugrubensicherung genannt werden. Bei den Lebenszykluskosten steht das Projekt im oberen Mittelfeld.
Insgesamt handelt es sich um einen gestalterisch eigenständigen und zu würdigenden Beitrag. Seine Stärken liegen in der ikonenhaften Silhouette, die die Jury an diesem Ort jedoch nicht zu überzeugen vermag.