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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2020

Schulraumerweiterung und Neubau einer Doppelturnhalle in Grenchen (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 50.000 CHF

Michel Zurbriggen Reichert Architekten

Architektur

Hofmann Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Omlin Architekten GmbH

Architektur

Henauer Gugler Ingenieure und Planer

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro IEM AG

TGA-Fachplanung

Indievisual AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept der bestehenden Gesamtanlage wurde im Entwurf aufgenommen und sinnvoll mit mehreren Neubauten ergänzt. Die Volumnen der Neubauten sind gut platziert und klären die aussenräumliche Situation. Durch die Setzung der beiden Neubauten entsteht eine Neuinterpretation der Anlage, die jedoch stark auf dem Bestand aufbaut. Beide Gebäude ordnen sich sorgfältig in die bestehende Geometrie ein und reagieren auf den jeweilig spezifischen Kontext. Interessant ist die Lage der neuen Aula: Durch deren Setzung als eigenständiges Gebäude im südlichen Teil des Areals öffnet sich dieses zum Quartier und zeigt hier ein semiöffentliches Gesicht.

Das Projekt besticht durch ein ausgewogenes Weiterentwickeln der Anlage auf allen Entwurfsebenen. Die Gebäude sind so gesetzt, dass neue qualitätsvolle Räume geschaffen werden, bzw. dass heute unbefriedigende Orte aufgewertet werden, wie dies zum Beispiel beim Pausenplatz eindrücklich passiert. Wichtiges Element ist das klug geordnete Freiraumkonzept mit den grossen offenen Ebenen in der Mitte der Anlage und den kleinkörnigen, fein in die Topografie eingebetteten Nutzungen zu den Rändern hin. Die grossen Plätze stehen stimmig in Bezug zueinander, gleichzeitig können die unterschiedlichen topografischen Bedingungen an den Rändern sorgfältig aufgenommen werden. Es resultiert eine grosse Vielzahl an differenten, unterschiedlich bespielbaren Freiräumen von hoher Qualität. Auch das Baumsetzungskonzept basiert auf einer sorgfältigen Analyse des Bestandes und strickt diesen konsequent weiter. So wird die Anlage auch weiterhin von Gehölzen umsäumt sein, so dass sowohl zum Landschaftsraum als auch zu den Nachbarn eine Vernetzung stattfinden kann. Überzeugend ist die Anordnung und Einbettung der Parkplätze, die losgelöst von den Wegzugängen sorgfältig am richtigen Ort in das Freiraumkonzept eingebettet sind.

Die Eingriffe in die bestehende Substanz werden gezielt vorgenommen mit dem Ergebnis, dass bewährte Nutzungsbeziehungen bewusst erhalten und neue klar definiert werden. Als Beispiel dient der Trakt D, wo anstelle der bestehenden Aula die Bibliothek eingebaut wird, an zentraler Lage, mit optimaler Belichtung und Austritt ins Freie. Die Qualität der Innenräume ist in Bezug auf die Belichtung und die Raumproportionen gut. Die komplexen Nutzeranforderungen wurden mit dem Projekt DIALOG differenziert mit baulichen Massnahmen umgesetzt, so dass eine hervorragende Funktionalität entstanden ist. Die Abläufe im Schulbetrieb werden so nicht nur gewährleistet, sondern verbessert. Z.B. ist der neue Standort der Aula so gewählt, dass sie sowohl gegen Norden der Schulanlage zugeordnet ist, als auch gegen Süden der Öffentlichkeit des städtischen Quartiers. Mit der Positionierung der Tagesstruktur unter der Aula werden zwei Ziele zeitgleich erreicht: einerseits die gute Zugänglichkeit, ohne lange Wege durch die Schulanlage und andererseits werden die spielenden Kinder im Aussenbereich den Schulbetrieb nicht stören. Die Umsetzung des Raumprogramms wird gut und vollständig erfüllt.

Die Anordnung der geforderten Nutzungen in zusätzlichen Neubauten ermöglicht eine einfache und klare Nutzungsstruktur mit aufs Notwendigste beschränkten Flächen in der DTH. Die Anordnung der Bibliothek am Standort der heutigen Aula ist bezogen auf die Nutzungsbeziehungen ein Vorteil (zentral gelegen, mit Austritt ins Freie). Die Position der Aula im neuen Trakt E ist gut und die darunter liegende Tagesstruktur hat einen hervorragenden Bezug zu Aussen und kann Synergien mit dem benachbarten Kindergarten nutzen.

Während der Weiterbearbeitung kann, nach Ansicht der Jury, die Anlage der Gruppenräume so verändert werden, dass ein bestehendes Klassenzimmer in zwei Gruppenräume unterteilt wird ohne die im Projekt vorgesehenen direkten Verbindungen zu den benachbarten Klassenzimmern. Die geplanten Holzkonstruktionen der Neubauten (DTH u. Trakt E mit Aula u. Tagesstruktur) versprechen eine wirtschaftliche, ressourcenschonende und nachhaltige Bauweise.

Der Bau der DTH verbraucht relativ wenig Land und erfordert auch vergleichsweise wenig Aushubvolumen. Dafür werden zwei zusätzliche Neubauten geplant, die, so wie sie gesetzt sind, die Anlage mit ihren Freiräumen sinnvoll ergänzen, ja sogar aufwerten. Auch die spezifischen Nutzungen, die in den Neubauten geplant sind erfahren eine Aufwertung. Aufgrund ihrer Setzung in der Topografie entsteht ein schöner Innen-Aussen-Bezug zu den Spielfeldern.

Die zu erwartenden Erstellungskosten liegen im Vergleich zu den übrigen Projekten über dem Durchschnitt.

Der Entwurf ergänzt die Anlage zu einem harmonischen Ensemble mit ausgewogenem Verhältnis der Baukörper zum Aussenraum. Dieser wird entsprechend seiner Verwendung differenziert zoniert und die Übergänge sind sorgfältig geplant und inszeniert. Die Materialisierung und Gliederung der Gebäudefassaden vermitteln eine sensible und doch eigenständige Architektursprache, die den Dialog zwischen alt und neu aufnimmt, ohne dominieren zu wollen. Alles in allem besticht das Projekt Dialog durch eine sehr konsequente und sorgfältige Ausarbeitung, das von einer grossen Sensibilität dem Ort und der Aufgabe gegenüber zeugt. Es entsteht eine robuste Gesamtanlage.