Neubau der Kindertagesstätte „Kinderhaus Habakuk“ in Friedrichshafen

Der städtebauliche Ansatz, das zweigeschossige ungerichtete Gebäude konsequent und in unaufgeregter Eigenständigkeit, selbstbewusst in die Nordwestecke und in das heterogene Umfeld zu setzen ist richtig gewählt. Der Vorbereich ist in seiner Abfolge überzeugend: Zugangsplatz am Straßeneck, abgerückter, überdachter Eingang und eine sichere, gefasste Parktasche, die entlang der Straße eine Ordnung bildet.
Die Typologie des Gebäudes mit seinem windmühlenartig gesetzten Grundriss ermöglicht im EG differenzierte Zugänge und im OG die notwendige Entfluchtung über umlaufende Balkone. Auch die inneren Verkehrsflächen mit Umlauf sind von hoher Qualität. Die nachgewiesenen Räume im EG entsprechen dem Wunsch der Ausloberin, sind richtig orientiert und in der Raumproportion schön bemessen. Der barrierefreie Aufzug ist unauffällig aber gut sichtbar im Eingangsbereich verortet.
Die Abfolge der inneren Organisation, mit seitlicher Garderobentasche nach dem Windfang, ist folgerichtig. Die durchlaufende Gemeinschaftsfläche „Piazza“ bis zum Gartenausgang bildet in Verbindung mit dem MZR und den gut unterteilbaren Essbereichen die Grundlage für vielfältige Nutzungen im täglichen Betrieb. Dabei wird die Idee positiv unterstützt durch die Lage der breiten multifunktionalen Treppe. Mit den Öffnungen, Loos‘schen Höhenversätzen und der Lichtführung im Gebäude entstehen spannende Raumbeziehungen. Die Nutzungsbereiche im OG sind konsequent zusammengefasst und richtig ausgerichtet.
Ob die Verdrehung des Kerns zur weiteren Qualitätsförderung der zum Teil engen Flure führt wird kontrovers diskutiert. Hier hilft der durchgehende Lichthof entscheidend weiter. Ein spannender Ansatz liegt im Vorschlag des Freilichtzimmers im Dachbereich und im Rückzugsraum, die wertvolle Blickbeziehungen gewähren. Insgesamt hat das Gebäude eine gute innere Orientierbarkeit.
Die Fassadengestaltung ist nachvollziehbar und in der Gesamtgestaltung angemessen entwickelt. Geschlossene Lüftungsflügel wechseln sich in guter Proportion mit festverglasten Feldern und Terrassentüren ab.
Die klare und offene räumliche Aufteilung des Baukörpers erleichtert die Orientierung und bietet durch eine entsprechende Tragwerksstruktur: Holzskelettbauweise mit Holz-Beton-Hybriddecken, die Möglichkeit für hohe Flexibilität. Räumliche Veränderungen sind in der Planungs- wie auch in der Nutzungsphase möglich. Die vorgeschlagene Konstruktion ist wirtschaftlich und stellt für den weiteren Ausbau eine flexible Grundlage dar. Bis auf wenige innenliegende Bereiche ist das kompakte Gebäude natürlich belichtet und belüftbar.
Die zusammenhängende Spielfläche in südlicher Richtung entwickelt sich vom intensiven Spielbereich hin zu den extensiven naturnahen Spielbereichen des vorhandenen Wäldchens.
Die Spielbereiche lassen dennoch eine Zonierung und ein Bewegungskonzept vermissen.
Die östlichen U3-Freibereiche werden als zu schmal bewertet, was sich aus der Größe und Position des Baukörpers bedingt.
Das technische Energiekonzept ist über den Standards hinaus nur rudimentär erwähnt. Der sommerliche Wärmeschutz in der Fassade soll über begrünter Sicherungsnetze erfolgen. Dieser Punkt wurde in seiner Anmutung weitgehend kritisiert. Der kompakte Baukörper bietet durch seine einfache Strukturierung und durch die Ausbildung eines Atriums sehr gute Möglichkeiten mit wirtschaftlichem Aufwand ein energetisches Konzept umzusetzen.
Das vorgegebene Raumprogramm ist eingehalten. Die Kennwerte und die Verhältniszahlen liegen zum Teil deutlich unter den Durchschnittwerten. Somit erlauben die Gebäudegröße, -volumen und -konstruktion eine wirtschaftliche Erstellung.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass dieser Entwurf - mit Einschränkung des östlichen Freibereiches - den gestellten funktionalen Anforderungen des Auslobers als auch der stadträumlichen - architektonischen Anforderungen gut gerecht wird.