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Offener Wettbewerb | 07/2020

Neubau des Campus der Religionen in Wien (AT)

2. Preis

Preisgeld: 35.000 EUR

Tp3 Architekten

Architektur

studio blaugruen Landschaftsarchitektur DI Gregor Mader

Landschaftsarchitektur

KÖGELBERGER energieeffizienz bauphysik

Bauphysik

IMS - Brandschutz Ingenieurbüro GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Der „Campus der Religionen“, mit der Idee eines gemeinsamen Ortes, ist ein einzigartiges Projekt mit hoher Symbolkraft, dass der Gesellschaft aufzeigen wird, dass durch die Zusammenarbeit der Religionen, der Glaube nicht schwächer, sondern vielfältiger geworden ist! - Diese positiven Signale des „Gemeinsamen“ werden nach außen und in die ganze Welt transportiert.

ENTWURFSANSATZ – Campus der Religionen
Die Baukörper der Katholischen-Pädagogischen Hochschule bilden die übergeordnete räumliche Fassung dieses Baufeldes und sind die erste Schnittstelle im stadträumlichen Umfeld. Sie entwickeln sich aus den inneren Raumfunktionen heraus und lassen innerhalb des gesamten Baufeldes ein räumlich gefasstes Ensemble erkennen. Obwohl für uns die Eigenständigkeit, der Archetyp der einzelnen Religionshäuser im Vordergrund steht, sehen wir das Gemeinsame und das Verbindende, aber auch die Ruhe im Sinne einer architektonischen Ausformulierung, als unsere Hauptaufgabe.

Mit der konsequenten Reduktion auf die Elemente - „Mauerwerksziegel, Lehm, Wasser und Natur!“ entsteht eine archaisch anmutende Umgebung, die in ihrem inneren, Einkehr und Stille, inmitten eines hektischen Betriebs der stadträumlichen Umgebung, ermöglicht. - Diese architektonische Ausbildung von einfachen, geometrischen Formen, spiegelt unsere Ausdrucksform von hoher „Spiritualität“ wider, die in Ihrer Anmutung sowohl auf die Ursprünge der Menschheit, als auch auf die Bautraditionen alter Religionshäuser verweist.
Verzicht auf vordergründige Symbolik - Räumliches und materielles Zusammenspiel
Die schlichte Gestalt der einzelnen Gebetshäuser, steht für uns als Sinnbild für die Kontinuität zwischen „Vergangenheit (Stabilität) und Gegenwart (Fragilität)!“ Ein an allen Gebetshäusern angrenzender Bogengang, bringt in Verbindung mit einer einheitlich gestalteten Platzfläche, die unterschiedlichen Gebetshäuser in einen räumlichen und vor allem materialen Zusammenhang.

Ton und Lehm sind in Ihrer Bedeutung weltweit und bezogen auf den Archetypus, die einzig „positiven“ Elemente - denn diese sind auch in allen Teilen der Welt, die ältesten. Die Reduzierung auf diese Bauelemente, in Verbindung mit einer schlichten Ausformulierung, ist gerade bei dieser Bauaufgabe ein besonders bedeutendes, wertvolles und starkes Signal!

BOGENGANG
Der alle Gebetshäuser verbindende Bogengang stärkt in seiner Schlichtheit den Ansatz, auf bewusste und vordergründige Symbolik, zugunsten einer lesbaren Gesamtgestalt (als baulicher Rahmen) zu verzichten. Dies ist sowohl Leitthema für Innen und Außen, - wobei die spürbare Atmosphäre in allen Bereichen durch das Spiel von Licht und Schatten geprägt wird.

RAUM DER STILLE… ein Ort der Kontemplation!
Es ist bezeichnend, dass die Stille ihren architektonischen Ausdruck hauptsächlich in sakralen Räumen erfährt, in deren Raumprogramm ganz eigene, universelle Themen eingeschrieben sind. Die zunehmende Diversität der Weltanschauungen verstärkt das Verlangen nach neutraler Gestaltung und vom Alltag abgeschirmter Rückzugsräume.

Ein eingeschnittener Kegelstumpf durchdringt die obere Platzebene und ragt noch ca. 2,0m darüber hinaus. Der obere Abschluß ist verglast, wodurch der Eindruck eines schwebenden „Lichtkörpers“ aus Ziegel und Lehm entsteht. Dadurch scheint sich der Raum nach oben hin aufzulösen, was Interpretationsspielräume wie „Himmel“ oder „Paradies“ als wesentliche Bestandteile fast aller Glaubensbekenntnisse eröffnet.

KPH – UNIVERSITÄT
Die unterschiedlichen Funktionen werden auf drei Baukörper aufgeteilt, welche durch ihre Stellung einen gemeinsamen und räumlich gefassten Platz bilden. Der Hauptzugang erfolgt von Süden über die neu gestaltete Promenade. Die Gebäude unterscheiden sich entsprechend ihrer Anforderungen in ihrer Typologie und Erschließung. Durch die einheitliche Fassadengestaltung bilden sie jedoch ein gemeinsames Ensemble mit hohem Wiedererkennungswert.

Schon auf den ersten Blick machen die Gebäude mit ihren transparenten Erdgeschosszonen einen einladenden und offenen Eindruck und empfangen über helle und offene Foyers ihre Besucher und formulieren auch hier einen bewussten Übergang, „raus aus den hektischen“ Alltag!

Gerade der Bauteil 1 und 2 ist ein „offenes Foyer“, dass nicht nur die Besucher in sich aufnimmt und über eine bewusste Wegführung zum Platz der Religionen führt, sondern auch alle Studenten in einer offenen Erdgeschoßzone in sich aufnimmt. Ein lebendiger Ort, der zur Mitte hin immer stiller und ruhiger wird. Im Zentrum bildet die Mensa und das Foyer mit seiner offene Raumstruktur, sowie die offene Stiegenanlage, einen multifunktionalen Marktplatz. – Hier spielt sich das öffentliche Leben des Bildungscampus ab. Ein freundlicher und heller Ort, der auch hier die Werte des „Gemeinsamen und Verbindenden“ in den Vordergrund rückt.

In einer Zeit von überbordender Information, in einer Welt, in der die Zeiten für Tag und Nacht, für Arbeit und Freizeit, nicht mehr als ein „Vorschlag“ sind, ist es einfach, eine schnelle Zielvorgabe auszusprechen, - schwierig ist es hingegen, die richtigen Antworten zu geben! Der Campus der Religionen ist die richtige Antwort und bietet den notwendigen Rahmen, um mit den Fragen nach dem „Gemeinsamen“ für ein gelebtes „Miteinander“ in Dialog zu treten! - Religionsgemeinschaften sind nach wie vor Gemeinschaften, die für viele Menschen sehr wichtig sind. Leider gibt es Teile in der Welt, wo Religionen missbräuchlich verwendet werden, um Konflikte auszutragen.

Mit dem „Campus der Religionen“ wird aber ein anderer Weg aufgezeigt! - einer, in dem sich nicht jede Religion gegen die andere verschließt, sondern wo ein Austausch zwischen den Religionen ermöglicht wird, um über ihre Grenzen hinweg, das „Gemeinsame“ zu leben!

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Qualität:
Das städtebauliche Konzept sieht zwei Bauteile der KPH im Norden und Süden des Baufeldes vor, die als Rahmen für das Ensemble der Sakralbauten im Zentrum des Campus fungieren. Die Gewichtung der Baumassen mit Schwerpunkt im Süden des Baufeldes ist richtig in Bezug auf das Umfeld, erzeugt allerdings eine Spannung zwischen den KPH-Gebäuden und dem abgeschlossenen Ring der Sakralbauten um den Platz im Zentrum
des Campus.

Die Durchwegung des Baufeldes in Ost-West-Richtung ist funktionell gelöst, auch die Passage an der Barbara-Prammer-Allee. Das Preisgericht kritisiert allerdings die Eingangslösung im Süden, die keinen freien Zugang zum Campus ermöglicht, sondern eine Passage durch das KPH-Bauwerk anbietet.

In städtebaulicher Hinsicht wirkt der Platz in Bezug auf die benachbarten Baufelder, insbesondere zum Platz der Kulturen hin, als geschlossenes Ensemble mit großer Homogenität, allerdings auch introvertierter, als es die Intention des Gesamtprojekts „Campus der Religionen“ nahelegt.

Baukünstlerische Qualität:
Die Qualität in den typologisch differenziert ausgearbeiteten Sakralbauten und der Chromatik ihrer Materialisierung werden vom Preisgericht positiv herausgestellt. Auch der in hellem Stein ausgeführte Platz bietet vielfältige Möglichkeiten, wenngleich die Situierung des etwas zu gewichtig erscheinenden Raums der Stille auf dem Platz wie auch die als kulissenhaft wirkende Formulierung der Arkaden kritisch beurteilt werden.

Umsetzung des räumlichen Konzepts im Innen- und Außenraum:
Die Flexibilität der solitären Sakralbauten, die durch den Wandelgang zusammengehalten werden, wird in räumlich-funktioneller Hinsicht positiv bewertet. Die Anordnung der Eckbauten wären jedoch in Bezug auf ihre Orientierung zum Platz und die Gleichstellung innerhalb des Ensembles der Sakralbauten zu prüfen. In diesem Zusammenhang werden Größe und strenge Form des zentralen Platzes kritisch beurteilt. In der inneren Organisation der KPH weist das Projekt überzeugende Ansätze auf. Auch die Aufteilung der Funktionen auf zwei Häuser kann aufgrund einer klaren Funktionszuordnung in Bezug auf interne Wege positiv beurteilt werden. Das Grundrisskonzept erscheint tragfähig, wenngleich nur bedingt flexibel hinsichtlich möglicher Funktionsanpassungen.

Aspekte der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, Materialwahl und Energiebedarf:
Die Materialwahl mit Schwerpunkt auf Ziegel und Klinker wird kontroversiell diskutiert. Hinsichtlich ihrer symbolischen Wirkung wird sie als etwas zu vordergründig empfunden, wenngleich damit eine stimmige, ruhige Gesamtwirkung erzielt wird, die dem Gesamtprojekt zugute kommt. Die Aussagen zu einer nachhaltigen Energieversorgung werden begrüßt. Es wird keine geothermische, sondern primär Solarenergie eingesetzt.
Lageplan

Lageplan

Systemskizze

Systemskizze

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Gesamtplan

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Ausformulierung der einzelnen Religionshäuser

Ausformulierung der einzelnen Religionshäuser

Ansicht

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Schnittansicht

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Längsschnitt

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