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Offener Wettbewerb | 07/2020

Neubau des Campus der Religionen in Wien (AT)

1. Anerkennung

HEIMSPIEL architektur

Architektur

outside< landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Röhrer Bauphysik

Bauphysik

Erläuterungstext

Die Bauaufgabe „Campus der Religionen“ ist durchaus komplex und stellt den Planer vor große Herausforderungen. Die Verteilung der Baumassen der Hochschule, gegenüber der Kleinteiligkeit und geforderten Selbständigkeit der Kirchen birgt ein gewisses Spannungsfeld. Gelöst wurde diese Aufgabe in unserem Projekt mit einer einfassenden Klammer. Die Hochschule wird als ein nördlicher Riegel und ein südliches Torgebäude platziert, dazwischen werden die Sakralräume an einem Platz gegenüberliegend gruppiert. Die Gebäude der Hochschule schließen und schützen den Platz der Weltreligionen, obgleich die Gebetshäuser selbst eine lockere Durchwegung in Querrichtung wünschen und forcieren. Neben der großen Querdurchwegung vom Platz der Kulturen zum südlichen Seebogen-Park gibt es noch mehrere kleinere Gassen, die die Durchwegung und Belebung des Campus intensivieren und die Sichtbeziehungen zum See und zum Park verstärken. Unmittelbar gegenüber des öffentlichen Platzes im Süden befindet sich das Torgebäude mit einem zweigeschossig ausgeschnittenen Durchgang als großzügige Pforte zum Campus und Platz der Weltreligionen. Wichtig war uns einen neutralen Platz zu schaffen, der möglichst ausgewogen und gleichwertig. Der Freiraum zoniert sich in drei Teilbereiche die durch unterschiedliche Bodenbeläge subtil markiert werden. Die einzelnen Religionsgemeinschaften haben jeweils einen eigenen Freibereich mit Staudenpflanzungen und Sitzmöglichkeiten zur Kontemplation und Begegnung. Über den großen zentralen Platz mit viel Grünflächen werden sie miteinander verbunden. Die Konfiguration der Fläche erlaubt eine große Durchlässigkeit bei gleichzeitig starker räumlicher Ausprägung. Attraktive Aufenthaltsbereiche und verschiedene Formen der Religionsausübung wie z.B. Prozessionen finden einen angemessenen Rahmen. Bäume spenden Schatten und bilden ein grünes durchlässiges Dach über dem gemeinsamen Freibereich. Im Zentrum befindet sich ein großes Wasserbecken mit Sitzgelegenheiten und einer Überdachung. Das Element Wasser wird auch beim Eingangsbereich in Form von kühlenden Wasserfontänen in Szene gesetzt. Das Plätschern unter dem auskragenden Baukörper schafft einen akustischen Vorhang durch den man beim Betreten des Campuses hindurchgeht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Qualität
Die städtebauliche Konzeption des Projekts greift die immanenten Spannungen der Aufgabenstellung offensiv auf und definiert die hohen Baukörper der KPH als schützende Klammern für die niedrigen, individuell gestalteten Sakralbauten. Der südliche Bauteil wird dabei als Torgebäude mit einem zweigeschoßigen Durchgang formuliert, um den Zustrom auf den Campus der Religionen von der U-Bahn-Station im Süden zu fassen. Die räumliche Organisation des gesamten Projekts, insbesondere die Anordnung der Sakralbauten und auf wenige Magistralen zusammengefassten Wegeverbindungen intern und zu den benachbarten Baufeldern überzeugt mit großer Übersichtlichkeit. Kritisch beurteilt wird die Konfiguration des Platzes, dessen räumliche Wirkung und Funktionalität im Detail infrage gestellt wird. Auch die Ausbildung der Hinterhöfe an den zur Mitte gerückten Sakralbauten wird hinsichtlich der räumlichen Qualität der Höfe an sich und der Ausbildung und Materialität ihrer Abgrenzungen zu den Quartiersstraßen hin kritisch diskutiert.

Baukünstlerische Qualität
Die Bauten der Hochschule zeigen eine sehr klare horizontale Schichtung in den Fassaden und überlegte Ausschnitte und Öffnungen, die die plastische Wirkung der Baukörper positiv herausstellen sowie eine funktionierende natürliche Belichtung aller Funktionsbereiche sicherstellen. Die Charakteristik der Fassaden werden hinsichtlich ihrer typologischen Entsprechung zum Anspruch der Bildungseinrichtung kontroversiell diskutiert. Die dezidierte Hinwendung aller Sakralbauten zum zentralen Platz wird positiv hervorgehoben. Die Anordnung der Baukörper zueinander sowie die bauplastische Formulierung im Detail werden hingegen kritisch diskutiert. Die Entfaltung einer dem Sakralbereich entsprechenden Atmosphäre wird infrage gestellt. Die Gärten hinter den Sakralbauten werden als Puffer zu den Straßenräumen begrüßt, ihre Funktionalität und Erschließung im Detail jedoch hinterfragt.

Umsetzung des räumlichen Konzepts im Innen- und Außenraum
Die Sakralräume entsprechen grundrisslich den wesentlichen Anforderungen. Im Detail wären die Anordnung der Nebenräume sowie die Erschließungslösungen zu überarbeiten. Konzeptbedingt ergeben sich durch die Teilung der KPH in zwei Baukörper längere Wege, die im Detail zu prüfen wären. Sehr gut gelöst ist die innere Erschließung der beiden KPH-Gebäude sowie im wesentlichen die Anordnung der Funktionsbereiche. Die allgemeinen Funktionen im Erdgeschoß wie Bibliothek, Ausstellungsbereich und Foyer weisen eine hohe Funktionalität auf. Zu prüfen wäre die Anordnung der Mensa im ersten Obergeschoß des Nordtraktes.

Aspekte der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei Konstruktion, Materialwahl und Energiebedarf
Die detaillierte Auseinandersetzung mit Fragen der Haustechnik und Energieversorgung werden gewürdigt. Konstruktive Ansätze und Material beziehen sich primär auf die im Projekt ablesbare Konzentration auf eine hochwertige natürliche Belichtung. Auch die Umsetzung von Fassadenbegrünung, Grünflächen und Wasser auf dem Campus kann gut nachvollzogen werden.

Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Die Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb ist gegeben. Das Projekt weist in den Kennzahlen durchschnittliche Werte aus.
Entwurfsdiagramme

Entwurfsdiagramme

Grundriss 1:200

Grundriss 1:200

Rendering

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