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Einladungswettbewerb | 08/2020

Neubau einer Zentrale für das Rote Kreuz Steiermark in Graz (AT)

2. Preis

hohensinn architektur

Architektur

breathe earth collective

Landschaftsarchitektur

nonstandard

Visualisierung

Architekturmodellbau Patrick Klammer

Modellbau

Erläuterungstext

Rot-Kreuz-Campus

Das neue Zentrale und Leitstelle des Roten Kreuz in Graz wird in einer zur Zeit unbebauten, lärmbelasten und künftig heterogenen Vorstadtumgebung errichtet. Um einerseits auch der bestehenden freien Situation und einer zukünftigen Entwicklung der Nachbarschaften (Norden Wohnen, Süden und Osten Gewerbe) zu entsprechen, wird eine robuste und städtebauliche eigenständige Anordnung der Bauvolumen und deren Ausformung gewählt.
Drei unterschiedliche Baukörper werden geplant: Das Büro- und Verwaltungsgebäude, Der Kindergarten und das Parkhaus.
Durch die freie Formgebung und die Situierung der drei Baukörper am Baufeld wird Zentrum des ein großzügiger urbaner Platz zwischen den Gebäuden aufgespannt. Über diesen fließenden Platz wird das Ensembles und die neue Zentrale erschlossen. Gleichzeitig ist eine Durchsicht durch das Ensemble durch die Öffnungen des Platzes in die Umgebung möglich.
Das Bürogebäude der Zentrale wird als 3-geschossiges ringförmiges Gebäude konzipiert, in das im Zentrum ein großzügiger intensiv begrünter und offener Innenhof eingeschrieben ist. Der Kindergarten und die Kinderkrippe werden als eigenständiges, eingeschossiges Gebäude vorgeschlagen. Das oberirdische Parkhaus wird in seiner großen Kubatur als zweihüftige Splitlevel-Garage konzipiert, und wird vollständig mit einer intensiven Fassadenbegrünung eingegrünt.

Pflanzen werden zum Integralen Bestandteil der Architektur / Gesundes Gebäude
Für die Gestaltung der neuen Zentrale gilt es nicht nur ein nachhaltiges und Klimaaktives Gebäude zu planen, sondern auch den Menschen und ihre Gesundheit und Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen. Wir Europäer verbringen heutzutage 90% unseres Lebens im Innenraum. Dies ist nicht zuletzt ein Grund für viele Erkrankungen und dem Bedürfnis nach mehr Grün. Unser Entwurf integriert Grünräume als elementaren Bestandteil ins Gebäudekonzept: ein großer kreuzförmiger begrüntes Atrium/Grünraum gliedern und organisieren das Volumen so, dass für alle Bereiche einem Grünraum gegenüber liegen und somit direkten Bezug zum Freiraum und Aussicht ins Freie bekommen. Dieser Grünbereich stellen einen besonderen Raum des Hauses dar: - Cafeteria im Grünen, Speisesaal öffnet sich zum Atrium etc.

Die neue Zentrale atmet / Mikroklima
Die neue Zentrale kühlt nicht nur seine Umgebung sondern kühlt sich mit der im Innenhof integrierten natürlichen Pflanzenklimaanlage nahezu selbst. Das intensiv begrünte Atrium moderiert aktiv das Mikroklima im Gebäude und versorgt die Mitarbeiter mit ausreichend Sauerstoff. Gleichzeitig wird das CO2 direkt von den Pflanzen verarbeitet und die Pflanzen kühlen die Umgebung durch Evapotranspiration.
Den Mittelpunkt des neuen Gebäudes bildet das großzügige grüne Atrium, welches nicht nur als Grünraum dient, sondern auch als Aufenthalts- und Kommunikationsraum für Mitarbeiter und Kunden sämtlicher Funktionsbereiche genutzt werden kann und diese auch mit einander verbindet. Eine verglaste Brücke im 1.OG durchdringt als Erlebnis-Bewegungsraum als Short-Cut diesen intensiven Grünraum und macht es möglich durch Baukronen zu wandern.

Neue Arbeitskultur
Offene flexible Arbeitsbereiche, die durch Möblierung und Besprechungsräume, sowie diverse Einbauten zoniert wird lassen eine Arbeitslandschaft entstehen, die sich in die Grünräume des Atriums erweitert. Eine Kombizone im Zentrum der Bürobereiche kann zusätzlich über mehrere Geschosse Short-Cuts über Stiege Verbindungen schaffen oder als mehrgeschossige Grünräume im Inneren inszeniert werden. Die Grünräume der Atrien zu den besonderen Bereichen des Hauses:
+ vielseitigen Impuls am Standort schaffen.
+ klimaaktives Gebäude / Gesundes Gebäude!
+ Innovationsgehalt und Leuchtturmprojekt
+ positiv fürs Stadtklima / positives Raumklima

Landschaftsgestaltung und Grünraum
Neue Bäume und neue Grünflächen sowie shared spaces verbessern das Mikroklima der Umgebung erheblich und kühlen die Stadt im Sommer auf natürliche Weise.
Die fließende Landschaft ist durchsetzt von einer Vielzahl an grünen Schollen und Kristallen und bietet dem Bebauungen und Stadträumen einen wesentlichen Kontrast. Die Stadtlandschaft lädt vor allem Anrainerinnen, Passanten und Radfahrer ein die neuen Verbindungen /Short Cuts zu nutzen. Die grünen Schollen geben dem neuen Rot-Kreuz-Campus nicht nur ein neues Gesicht, sondern reduzieren durch gezielte Geländesprünge und Überhöhungen und Topografien die Schall- und Luftemissionen der angrenzenden Straßen.

Erschließung
Das Gebäude wird über den aufgespannten Vorplatz erschlossen über einen Einschnitt im EG an der Nord-ost-Ecke erschlossen. In einem großzügigen, teilweise mehrgeschossigen Erschließungsraum, der sich optisch auch in das kreuzförmige Atrium öffnet. Über diese zentrale vertikale Erschließung sind alle Funktionsbereiche erreichbar. Im 1.OG ermöglicht eine Brücke einen direkten Short-Cut durch das grüne Atrium, und ermöglicht kurze Wege.

Funktionale Gliederung
Im EG werden alle öffentlicheren Nutzungen untergebracht. Eingangsbereich, Servicecenter, Infopoint, sowie die Seminar- und Veranstaltungssäle, die Cafeteria und der Speisesaal. Alle diese Bereiche werden großzügig und transparent gestaltet, sodass Durchblicke von Innen nach Außen und in Atrium möglich werden. Ein fließender Raum soll entstehen und als Kommunikationszone dienen.
Im 1.OG wird der große Funktionsbereich der Leitstelle mit allen angeschlossenen Bereichen situiert und direkt erschlossen, darüber die offen Bürobereiche im 2.OG.
Angeknüpft werden der Saal, die Erschließung ins Obergeschoß, die Bibliothek und der Gastronomiebereich. Sämtliche Bereiche sind getrennt von einander nutzbar.

Materialität / moderner Holzbau / Nachhaltigkeit u. Ökologie
Das Gebäude wird als moderner Holzbau konzipiert und geplant. Der Baustoff vereint als ökologischer Baustoff viele unschlagbare Vorteile in sich: natürlich, nachwachsend, haptisch angenehm, Raumakustik, regionale Wertschöpfung, Vorfertigung, kurze Bauzeit, Präzision. Durch die effiziente Konzeption als Holzbau mit Holzstützen, Holzträger und aufgelegten CLT-Brettsperrholzplatten ev. als Holz-Beton-Verbunddecken (Schallschutz/Brandschutzvorteile!) kann das Gebäude trotz der freien Außenform in einem sehr pragmatischen Raster in Fertigteilen geplant und vorgefertigt werden. Ziel ist es, sich im Innenraum so viel Holzoberflächen wie möglich auch sichtbar zu lassen und die Vorteile des Baustoffs für das Raumklima für die Büroräume nutzen zu können. Deshalb werden abgehängte Decken bzw. Verkleidungen auf ein Minimum reduziert.

Grünes Parkhaus
Das Parkhaus wird einfach und komplett offen konzipiert. Jedoch wird das Gebäude mit einer intensiv begrünten Fassade eingegrünt (natürliche Begrünung, Beschattung, Kühlung etc.). Das Parkhaus ist in Sliptlevel konzpiert. Die Stellplätze für die Einsatzfahrzeuge werden im EG bzw. halb versetzen UG untergebracht. In den aufgehenden Ebenen befinden sich die Bedienstetenstellplätze.

Gebäudekonzept / Energie und Nachhaltigkeit
Natürliche Lüftung über das begrünte Atrium: Ein hybrides Lüftungssystem reduziert den Strombedarf zur Luftförderung erheblich und spart somit energetisch hochwertigen Strom. Die Abluft wird mechanisch, geschossweise abgesaugt. Die mittels der Pflanzen und der techn. Unterstützen (Sprühnebel) gekühlten Frischluft strömt über Pufferzonen in der Fassade und über das zentrale Atrium in Büroräume und Schulungsräume. Die Zuluft wird im Sommer im Atrium und in den Pufferzonen zusätzlich adiabat gekühlt. In der Übergangszeit kann zusätzlich über öffenbare Fenster gelüftet werden. Die Veranstaltungs- und Schulungssäle und innenliegende Räume werden mechanisch be- und entlüftet, dabei kommen Quelllufteinlässe und hocheffiziente Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht in seiner städtebaulichen Gliederung und Gestaltung durch Eigenständigkeit und Ausformulierung der Baukörper mit hohem Wiedererkennungs- und Identifikationswert. Die freie Formgebung der drei Baukörper und ihre Stellung am Grundstück öffnen einen attraktiven fließenden Platz mit eindeutigen Zugangssituationen zu den einzelnen Funktionen. Die Maßstäblichkeit und ihr Bezug zu den Nutzern und der Nachbarschaft sowie die Verbindung und die Integration der Freiflächen und des
Grünraumes wird gewürdigt, insbesondere die Zonierung vom öffentlichen, über den halböffentlichen Bereich hin zum hochwertig gestalteten Privatbereich des Kindergartens.

Die Garage wird zwar durch die äußere - tlw. begrünte - Gestaltung und Materialität vom Hauptgebäude unterschieden, ist aber in der Höhenentwicklung gleichwertig und erfährt durch das Vorrücken ihrer Bauflucht hin zur Aufschließungsstraße eine unerwünschte Dominanz und deckt vom Osten gesehen die Zentrale ab. Durch eine mögliche zukünftige gewerbliche Hallenbebauung im Süden wäre eine westlichere Orientierung des Kindergartens wünschenswert.

In der funktionalen Lösung wird die fließende Gestaltung und Erschließung der Raumgruppen gewürdigt, sowie die Einbeziehung und besonderen Wertigkeit des großen, begrünten Innenhofes für die Nutzer und Besucher, allerdings wird seine Ausformulierung als Kreuzgrundriss als formale Überzeichnung empfunden, die auch zu unnötigen Zwängen und Komplexität in der Grundrissgestaltung führt. Die einseitige Orientierung des Cafés in den Innenhof wird bemängelt. Gewürdigt wird auch die konsequente Durchgestaltung als Holzbau, die nachhaltige Ausrichtung und der ökologische Ansatz.