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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2020

Erneuerung und Erweiterung des Verwaltungszentrums VBS in Bern (CH)

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 60.000 CHF

BĂŒro B Architekten und Planer AG

Architektur

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

extrā Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

SMT AG Ingenieure + Planer

Bauingenieurwesen

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

HKG Engineering AG / HKG Consulting AG

TGA-Fachplanung

Hautle Anderegg + Partner AG

Brandschutzplanung

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Projekt Oskar Bider zeugt von einem sehr überlegten stĂ€dtebaulichen Umgang mit dem Ort. Die Bedeutung der reprĂ€sentativen Baumallee entlang der Papiermühlestrasse steht in engem Zusammenhang mit der Realisierung der Berner MilitĂ€ranlagen auf dem Beundenfeld. Die Aufreihung der historischen Stallungen und Zeughausbauten mit ihrer volumetrischen Strenge wurde mit insgesamt neun linear nach Ost-West ausgerichteten Baukörpern typologisch übernommen. Funktional entspricht der Entwurf zwar einer klassischen Kammlösung, die einzelnen Volumen sind jedoch so zusammengeschoben und gestaffelt, dass sich der innere Verbindungstrakt volumetrisch gegen aussen nicht abzeichnet und somit die Analogie an die serielle Aufreihung der umliegenden MilitĂ€rbauten erst zum Thema werden kann. Allein durch die eine Verkürzung des nördlichen Baukörpers zur Papiermühlestrasse entsteht ein klar definierter Zugangsbereich, der das GebĂ€ude nicht nur folgerichtig an die Papiermühlestrasse adressiert, sondern über die Baumreihen hinaus eine prĂ€zise VerlĂ€ngerung der Achse der historischen Kaserne und des Exerzierplatzes bildet. Entlang der Papiermühlestrasse wird maximal eine Viergeschossigkeit vorgeschlagen, was die MassstĂ€blichkeit der umliegenden GebĂ€ude übernimmt und respektiert. RückwĂ€rtig gegen das Springgartenareal wird mit sechsgeschossigen Volumen eine mögliche zukünftige Verdichtung vorweggenommen.

Der innere Verbindungstrakt bildet das funktionale Rückgrat der Anlage und trĂ€gt wesentlich zur Klarheit der Raumorganisation und zur leichten Orientierung im Innern bei. Im Erdgeschoss sind die gemeinschaftlichen RĂ€ume wie EssrĂ€ume, Cafeteria und SchulungsrĂ€ume untergebracht, die mit ihren mehrheitlich verglasten Abschlüssen eine hohe Transparenz und Offenheit erzielen. Die Grosszügigkeit dieser inneren Verbindung wird durch eine Abfolge von insgesamt fünf überdeckten Innenhöfen zusĂ€tzlich akzentuiert, was das verbaute und beheizte Volumen im Vergleich zu anderen Entwürfen jedoch spürbar erhöht. Angesichts der bis zu 3000 Mitarbeitenden, die künftig in diesem GebĂ€ude arbeiten werden, rechtfertigt sich eine entsprechende Geste und macht sie bis zu einem gewissen Mass sogar erforderlich. Die Stringenz des Entwurfskonzepts lĂ€sst aber auf den ersten Blick noch wenige Korrekturmöglichkeiten erahnen, um allenfalls auf den einen oder anderen Hof zu verzichten oder diesen zumindest in seiner Grösse zu reduzieren.
Die Anordnung der BüroflĂ€chen und das Anbieten verschiedener Erschliessungskerne, sowohl allgemein zugĂ€nglicher als auch solcher, welche nur innerhalb der einzelnen Organisationseinheiten erreichbar sind, verhilft dem Entwurf zu einer hohen NutzungsflexibilitĂ€t. Die einzelnen Bürotrakte sind horizontal wie vertikal miteinander kombinierbar, so dass mehrere Varianten zur Verteilung der einzelnen Organisationseinheiten möglich werden.

SĂ€mtliche BüroarbeitsplĂ€tze sind angemessen dimensioniert, einfach erreichbar und gut belichtet. Auf die inneren Höfe ausgerichtet werden den Mitarbeitenden zusĂ€tzliche Besprechungs- und Rückzugsmöglichkeiten angeboten, was den Erwartungen an heutige BüroarbeitsplĂ€tze weiter entgegenkommt. Den Organisationseinheiten im fünften Obergeschoss werden sogar eigene AussenrĂ€ume angeboten. Das gilt auch für die ArbeitsplĂ€tze im Erdgeschoss entlang der Papiermühlestrasse, wo eingeschossige gedeckte AussenflĂ€chen die einzelnen Kammkörper miteinander volumetrisch verbinden. Auf diese Weise entsteht auf Augenhöhe der FussgĂ€nger eine durchgehende Fassade, welche die Strenge des Kammtypus wohltuend bricht und mit der losgelösten Eingangsloge gegen Norden ihren Abschluss findet. SĂ€mtliche Einsatz- und StabsrĂ€ume gruppieren sich im Untergeschoss um die Höfe gegenüber dem Springgartenareal und sind wie gefordert autonom über die Erschliessungskerne ihrer darüber liegenden Organisationseinheiten verbunden. Bei Bedarf lassen sie sich aber auch miteinander kombinieren. Das vorgeschlagene Sicherheitskonzept scheint dabei nicht nur dort, sondern im ganzen GebĂ€ude einfach und wirkungsvoll umgesetzt worden zu sein.

Die Aussenfassaden übernehmen die MaterialitĂ€t und Farbigkeit der umliegenden MilitĂ€rgebĂ€ude. Eine Skelettstruktur in eingefĂ€rbtem Beton sowie die darin eingefügten Deckenblenden orientieren sich im leicht überhohen Erdgeschoss am gelbgrünlichen Ton der umliegenden SandsteinaussenwĂ€nde. In den Obergeschossen führen stabförmige Tonelemente das Fassadenraster weiter und machen entsprechend der inneren Konstruktion den Wechsel auf Holzstützen und Holzdecken aussen ablesbar. Der warme rötliche Farbton lĂ€sst dabei einen klaren und schlüssigen Bezug zu den umliegenden Dachlandschaften entstehen. Insbesondere mit den lichtdurchlĂ€ssigen Füllungen aus Tonelementen wird eine feine Ornamentik angedeutet, die dem GebĂ€ude ein willkommenes Mass an Sinnlichkeit verleiht.

Der Entwurf kommt dem Quartier mit einer kohĂ€renten Eingliederung in seinen Kontext entgegen und reagiert mit einer grosszügigen Platzgestaltung beim Eingangsbereich, die die GebĂ€udeform in Richtung Papiermühlestrasse integriert und dort eine qualitĂ€tsvolle Adressierung bildet. Die Landschaft wird fingerartig in die GebĂ€udemasse eingeladen. Der Vorschlag der sieben thematischen, mit der Umgebung verbundenen Höfe, die ikonische Schweizer Landschaften nachbilden und Sicherheitselemente intelligent in das Freiraumkonzept miteinbinden, wird sehr positiv aufgenommen und schafft eine grosse Vielfalt an AtmosphĂ€ren, die auch die AufenthaltsqualitĂ€t der InnenrĂ€ume positiv aufwertet. Die Besonderheit dieses Projekts besteht darin, die Höfe auf zwei Ebenen zu verteilen, wobei die nach Osten ausgerichteten Innenhöfe eingesunken sind, um natürliches Licht in die unteren Ebenen zu bringen. Die vorgeschlagenen Baumarten und ihre Wuchshöhe können (wegen ihrer limitierten Wuchshöhe) allerdings nur beschrĂ€nkt mit dem GebĂ€udemassstab und den FreirĂ€umen des Quartiers in Dialog treten. Mit dem vorgeschlagenen Ha-Ha Graben, der die östliche UmzĂ€unung mit einschliesst, werden die Sicherheitsaspekte in diesem Bereich mit eleganten Mitteln umgesetzt.

Beim Projekt Oskar Bider handelt es sich insgesamt um einen gekonnten und sehr prĂ€zise in die vorhandene Struktur der MilitĂ€ranlagen eingepassten Entwurf. Das GebĂ€ude lĂ€sst sich einerseits sehr gut etappieren, andererseits kann es auch an die jeweiligen Bedürfnisse der Nutzer optimal angepasst werden. Die an Sandstein und Dachziegel angelehnte Materialisierung wie auch die nuancierte Bearbeitung des Umfassungszauns versprechen eine gute Einbettung in die umliegenden Bauten und es kann erwartet werden, dass die sichtbaren Sicherheitseinrichtungen, die den GebĂ€udeausdruck gegen aussen unweigerlich prĂ€gen, zumindest etwas gemildert in Erscheinung treten. Generell würde es dem GebĂ€ude guttun, die sehr straffe Abfolge der GebĂ€udekörper mit ihrer rigiden Rasterstruktur bei der weiteren Bearbeitung durch den einen oder anderen gezielten Regelbruch etwas zu relativieren.