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Award / Auszeichnung | 09/2020

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021

Walden 48

DE-10249 Berlin

Finalist

Scharabi Architekten

Architektur

Anne Raupach Architektur

Architektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz

Brandschutzplanung

Ingo Andernach Architekt – Energiedesign

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    7.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 12/2016
    Fertigstellung: 02/2020

Projektbeschreibung

Zwischen Georgen-Parochial-Friedhof und Volkspark Friedrichshain liegt das gemeinschaftliche Bauprojekt Walden 48 mit 43 Wohnungen. Das 60 Meter lange Gebäude wurde in reiner Holzbauweise mit starkem Anteil an sichtbaren Holzoberflächen und -fassaden entwickelt.
Es reagiert sowohl auf die denkmalgeschützten Bereiche des Friedhofs als auch auf die Situation an der vielbefahrenen Landsberger Allee.

Straßenseitig springt der zweigeschossige Sockel hinter die historische Friedhofsmauer zurück, während der Wohnriegel mit Schieferfassade darüber zu schweben scheint. Einige der locker angeordneten Fenster treten aus der Fassadenebene der Lochfassade hervor.
Zum parkähnlichen Friedhofsgelände hin öffnet sich das Haus mit tiefen Loggien, die den Schottenbau ablesbar machen und einen großen Beitrag zur Aufenthaltsqualität leisten. Die Gartenfassade und das Staffelgeschoss sind mit einer naturbelassenen Lärchenschalung versehen.

Im Erdgeschoss und auf dem Dach wurden großzügige Gemeinschaftsflächen angeordnet. Das Erdgeschoss und 1. Obergeschoss verbinden zudem Maisonette-Wohnungen. Auf Wunsch der Bewohner wurde im Kellergeschoss ein Fahrradparkhaus vorgesehen.

Das Gebäude mit 7.000 qm Brutto-Geschossfläche ist ab der Kellerdecke weitestgehend in Massivholzbauweise mit sichtbaren Holzoberflächen ausgeführt. Auch die Aufzugsschächte als auch sämtliche Treppen sind aus Massivholz. Die Geschossdecken wurden als Holzverbunddecken und lediglich die Treppenhaus- und Brandwände in Stahlbeton ausgeführt. Eine Deckenspannweite von 7,20 m und Raumtiefen von bis zu 13 m ermöglichen flexible Grundrisse, die nach den individuellen Vorstellungen der Bauherren realisiert wurden. Die Außenwände wurden hoch wärmedämmend in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Zur viel befahrenen Landsberger Allee reagiert die Außenwand zusätzlich auf die hohen Schallschutzanforderungen.

Auch im Bereich Brandschutz setzt das Gebäude in Verbindung mit seinen sichtbaren Holzkonstruktionen und dem Verzicht auf Gipsbekleidungen (Kapselungen) einen Meilenstein. So wurden die positiven Eigenschaften des Holzes erlebbar gemacht, das Bauen vereinfacht und die Kosten reduziert. Auf Sprinkleranlagen konnte verzichtet werden, da die Holzkonstruktion auf Abbrand bemessen wurde.

Im Vergleich zu einer konventionellen Bauweise konnte die Bauzeit um etwa drei Monate verkürzt werden. Ebenso punktet das Holzgebäude mit einer geringen Bautiefe der Fassaden, was eine höhere nutzbare Netto-Grundfläche zur Folge hat.

Durch die energieeffiziente Holzbauweise zusammen mit einem nachhaltigen Energiekonzept inkl. Erdwärmepumpe wird der KfW 55-Standard erreicht. Der Baustoff Holz sorgt zudem für ein gesundes Raumklima und speichert darüber hinaus ca. 1.500 Tonnen CO2 im Gebäude.


Architekten: ARGE Scharabi I Raupach, Fehrbelliner Straße 91, 10119 Berlin:
Scharabi Architekten, www.scharabi.de und
Architekturbüro Anne Raupach, www.anneraupacharchitektur.de
Bauherr: Baugemeinschaft Walden 48 GbR
Fertigstellung: 2020
Fläche: 7.000 qm BGF
Anzahl WE: 43
Holzbau: Rubner Holzbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Wohnhaus Walden 48 ist ein sehr gelungenes Beispiel innerstädtischer Nachverdichtung. Die Vorbildwirkung des Projektes liegt in der hohen Qualität architektonischer Gestaltung. Als Gebäude mit starkem Anteil an sichtbaren Holzoberflächen und -fassaden ist es beispielhaft für den urbanen Holzbau und setzt einen Meilenstein im Diskurs um den Wohnungsbau in Holzbauweise, der gerade in Berlin einsetzt.

Das Wohnhaus besetzt ein Baufeld am Rande eines Friedhofs und erstreckt sich als langgezogener Baukörper an einer Ausfallstraße mit Straßenbahntrasse. Über einer zweigeschossigen Sockelzone, die von der historischen Friedhofsmauer zurückspringt, scheint der darüber liegende Wohnriegel zu schweben. Die verschieferte Lochfassade mit locker angeordneten Fensterformaten überzeugt als selbstbewusster, städtischer Baukörper. Zum Friedhof hin öffnet sich das Gebäude über Loggien, die den Schottenbau repräsentieren und einen Beitrag zur Aufenthaltsqualität leisten. Die Gartenfassade und das Staffelgeschoss sind mit einer naturbelassenen vertikalen Holzschalung aus Lärche versehen.

Das intensiv mit einer Baugemeinschaft entwickelte Gebäude spiegelt die diversen Wünsche der Beteiligten wider. Im Kellergeschoss ist ein Fahrradparkhaus angeordnet, das im Freiraum von drei E-Carsharing-Plätzen ergänzt wird. Dies ermöglicht den Verzicht auf individuelle PKW. Im Erdgeschoss und auf dem Dach sind Gemeinschafts- und Gewerbeflächen angeordnet, die ein Siebtel der Flächen ausmachen. Das Erdgeschoss und 1. Obergeschoss verbinden zudem Maisonettewohnungen. Die Obergeschosse werden mit drei straßenseitigen Erschließungskernen angebunden.

Der Schottenbau wird mit individuellen Grundrissvarianten der diversen Nutzer/innen bespielt.

Ab der Kellerdecke ist das Gebäude weitestgehend in Massivholzbauweise errichtet. Lediglich die Treppenhaus- und Brandwände sind in Stahlbeton ausgeführt. Alle Schotten, die Aufzugskerne und die Treppenläufe wurden in Massivholz, die Decken in Holz-Beton-Verbundbauweise hergestellt. Die Außenwände wurden hochdämmend in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Die straßenseitige Außenwand reagiert auf die hohen Schallschutzanforderungen. Alle Massivholzteile wurden als sichtbare Holzkonstruktionen auf Abbrand bemessen, auf teure Sprinkleranlagen wurde auch in den Treppenhäusern verzichtet. Energetisch ist das KfW-55-Gebäude mit Erdwärmepumpe und ergänzender Gastherme und Wohnraumlüftung eher konventionell ausgestattet.

Technisch setzt das Projekt in Sachen Brandschutz einen Meilenstein. Nach der in den vergangenen Jahren im Holz-Geschossbau üblichen Kapselung, also Bekleidung des Holzbaus mit Brandschutzbekleidungen aus Gips, folgen nun sichtbare Holzkonstruktionen. So ist es möglich, die positiven Eigenschaften des Holzes erlebbar zu machen, das Bauen mit Holz zu vereinfachen und Kosten zu reduzieren. Die Baugemeinschaft zeigt über das sehr ambitionierte Projekt, wie sich bürgerliches Engagement vorbildlich in die Stadt einschreiben kann.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Dachgeschoss

Dachgeschoss