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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2020

Neubau der Landgraf-Leuchtenberg-Realschule in Osterhofen

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 14.500 EUR

Dömges Architekten AG

Architektur

lab landschaftsarchitektur brenner Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

GREENLINE Energiedesign

Energieplanung

Erläuterungstext

Städtebau
Der Neubau reiht sich in die bestehenden Bauten ein und fasst mit seiner Ausrichtung die neue grüne Mitte. Den Haupteingang in das entstehende Zentrum gerichtet befindet sich auf der westlichen Seite des Grundstücks, in Richtung Seewiesen und Sportplatz, der großzügige Pausenhof. Durch die umlaufenden Balkone nimmt sich der voluminöse, viergeschossige Baukörper zurück und passt sich somit problemlos in die bestehende Umgebung ein.

Außenhaut
Diese besondere Ausformulierung der Fassade ermöglicht nicht nur das bessere Einpassen des Baukörpers in die Umgebung, sondern löst auch die Thematik des Sommerlichen Wärmeschutzes. Die Auskragungen wurden auf allen Seiten entsprechend einer Minimierung der Übertemperaturgradstunden dimensioniert. Ein zusätzlicher Sonnenschutz durch außen liegende Raffstoren erübrigt sich somit. Dies spart neben den Anschaffungs- und Betriebskosten auch die Kosten welche durch Wartungsarbeiten und Reparaturen anfallen. Für ausreichend Blendschutz und die Möglichkeit der Vollverdunkelung werden innenliegende Blendschutz Rollos, sowie Verdunkelungsvorhänge vorgesehen.

Einer möglichen Überhitzung wird zudem über eine Nachtauskühlung im Sommer vorgebeugt. Über den offenen Treppenraum mit Dachfenstern, sowie über die verglasten Innenhöfe ist das abführen der warmen Luft problemlos möglich.

Ein weiterer Vorteil der umlaufenden Balkone ist die Nutzung als Rettungswege auf allen Geschossen, mit direktem Ausgang aus den Räumlichkeiten nach draußen. Somit kann eine zentrale repräsentative Erschließung aus dem Foyer über alle Geschosse ermöglicht werden.

Entwurf
Die Geschosse teilen sich in drei Bereiche auf. An den Enden befindet sich in den drei Obergeschossen jeweils ein in sich abgeschlossenes Cluster mit einem Lichthof. Dazwischen in den Geschossen zwei und drei die Fachräume für Naturwissenschaft, sowie der Bereich Informatik. Im ersten Obergeschoss befinden sich im Zentralbereich die Verwaltung, sowie der Arbeitsbereich des pädagogischen Personals. Im Erdgeschoss befinden sich analog zu den darüber liegenden Clustern die Räumlichkeiten für Musik, Kunst und Werken, sowie der Bereich Hauswirtschaft. Hier können in den Innenhöfen Kräuter für den Kochunterricht angepflanzt oder auch Kunstwerke im Freien angefertigt werden. Zudem ermöglichen die Innenhöfe neben der Belichtung der Cluster auch Blickbezüge zwischen den Geschossen.

Zentral im Erdgeschoss angeordnet befindet sich die Pausenhalle mit repräsentativer Treppe. Ähnlich wie bei den Innenhöfen entstehen hier durch die Deckenausschnitte Blickbezüge über alle Ebenen hinweg. Durch die großflächigen Verglasungen sowohl zum Haupteingang im Osten als auch zum Pausenhof im Westen entsteht der Eindruck eines fließenden Raumes von der Grünen Mitte, durch das Gebäude, bis in den Pausenhof. Mit Faltwänden von der zentralen Halle abgetrennt sind, sich direkt gegenüberliegend, Mehrzweckraum und der Musiksaal II positioniert. Diese können für Veranstaltungen mit wenig Aufwand der Aula zugeschaltet werden.

Tragkonzept und Materialität
Das Schulgebäude ist als Stahlbetonskelettbau mit aussteifenden Kernen und vorgehängter Holzfassade konzipiert. Das klare Raster der Konstruktion findet sich sowohl in der Grundrissgestaltung, als auch in der Fassade wieder und ermöglicht einen hohen Grad der Vorfertigung der Bauteile, sowohl bei den Balkonplatten welche als Betonfertigteile geplant sind, wie auch bei den vertikalen Fassadenelementen. Das Gründach beherbergt in den Bereichen zwischen den Dachausschnitten alle nötigen technischen Anlagen.

Außenanlagen
Der Hauptzugang zur Realschule erfolgt zu Fuß oder mit dem Fahrrad über die Grüne Mitte im Osten. Die Wege öffnen sich und markieren kleine Plätze an besonderen Orten. Wegbegleitend befinden sich Sitzkanten und Bänke welche zum Verweilen einladen.

Vor dem Eingang des Gebäudes befindet sich ein Brunnen welcher als Gegenpart zum Wildwasserbrunnen im Foyer den Vorplatz zoniert. Ein Großteil der Fahrradstellplätze ist unter einer leichten, filigranen Überdachung gegenüber dem Wasserbecken nachgewiesen. Weitere Stellplätze befinden sich in direkter Nähe der Bushaltestelle, sowie zwischen Schule und Mensa unter dem auskragenden Balkon.

Straßenbegleitend entstehen im Westen 8 PKW Stellplätze, zwei behindertengerechte Stellplätze, sowie die Stellplätze für Motorräder und Roller. Das Schulgebäude wird von hier auf kurzem Weg über den Pausenhof erreicht.

Der Pausenhof orientiert sich nach Westen und ist in folgende Bereiche gegliedert:
- Terrassen vor den Schulräumen
- Sport- und Bewegungsbereich mit Basketball, Tischtennis, Kicker und einer Boulderwand
- Platz für Veranstaltungen und Unterricht auf einem robusten Belag
- Ruhe- Lern-, Entspannungs- und Kommunikationsbereich mit vielfältigen Sitzmöglichkeiten und Grün

Dabei wird der gesamte Schulhof mit Baumhainen überstellt, was sich positiv auf das Mikroklima und den Sonnenschutz auswirkt. Eine begrünte Pergola zur Straße schafft einen angenehmen und geschützten Raum. Besonderer Wert wird auf eine möglichst geringe Versiegelung der Flächen gelegt.

Nördlich des Pausenhofes befindet sich ein lang gezogener Schuppen welcher sowohl Garten- und Spielgeräte für den Pausenhof beherbergt, wie auch den anfallenden Müll. Das auf der anderen Seite der Zufahrt befindliche Hallenbad erhält einen kleinen, geschützten Freibereich mit einer nach Süden orientierten Liegewiese und einer Terrasse. Die bestehende Feuerwehrzufahrt bleibt bestehen und wird als Rad- und Fußweg weiter entlang des Neubaus geführt.

Die Mensa erhält mit einem vorgelagerten Platz eine schöne Eingangssituation mit der Möglichkeit zur Freiraummöblierung. Der Platz wird von Baumhainen gerahmt und mit legeren Sitzkanten ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliche Qualität:
Der einfache, rechteckige Baukörper fügt sich in der Aufsicht in die umgebende Bebauung ein. Die gewählte Gebäudehöhe von 18 m erscheint gegenüber der angrenzenden Bebauung wegen der großzügig gewählten Geschosshöhe jedoch als zu hoch. Aufgrund der schmalen, langen Bauform rückt das Gebäude direkt an die südliche Grundstücksgrenze. Ein ausreichender Platz gegenüber der Busspur ist nicht gegeben.

Architektonische Qualität:
Die fein gegliederte Fassade mit den umlaufenden Balkonen erreicht eine hohe gestalterische Qualität. Gewählt wird eine Stahlbetonbauweise mit vorgehängter hinterlüfteter Holz-Fassade. Die natürlichen Oberflächen (Stahlbeton/Holz) lassen eine gute Gestaltungsqualität im Bereich der Fassaden erwarten.

Funktionalität:
Die Erschließung von Osten ist schlüssig. Selbst bei dem späteren Abbruch der bestehenden Realschule sollte der Schulbetrieb nicht großartig beeinträchtigt werden. Die nutzbare Pausenhalle ist zu klein, nicht zuletzt auch durch die querliegende Treppe. Die Pausenhalle ist 1-geschossig und die innenräumliche Qualität einer vertikalen Verbindung durch einen Luftraum ist nicht zu erkennen. Der Mehrzweckraum ist mit der Schmalseite an die Pausenhalle angedockt. Dies ermöglicht keine sinnvolle Nutzung als zusammenhängende Fläche. Positiv ist die klare Gliederung der einzelnen Nutzungsbereiche. In den Obergeschossen sind alle Lerncluster gut ausformuliert und jeweils an den Enden des Baukörpers angeordnet. Dazwischen befinden sich die Fachklassen bzw. die Verwaltung.

Wirtschaftlichkeit:
Der kompakte Baukörper lässt im Grundsatz eine wirtschaftliche Bauweise erwarten, jedoch schränken die gewählten großen Geschosshöhen die Wirtschaftlichkeit ein. Der umlaufende Fluchtbalkon wirkt sich positiv auf die Fluchtwege und die Auflagen des Brandschutzes aus, ist jedoch in seiner Tiefe zu hinterfragen.

Nachhaltigkeit:
Das gewählte natürliche Lüftungskonzept ist wünschenswert, aber abhängig von den großen Geschoßhöhen. Einen nachhaltigen Ansatz hat die gewählte hinterlüftete Holzfassade.

Freiraum:
An der Ostseite entsteht durch den schmalen Baukörper ein großzügiger Vorplatz, der den Grünzug zusätzlich erweitert. An der Westseite entsteht ein großer durchgängiger, gut nutzbarer Pausenhof, der direkt von der Aula aus erschlossen wird.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Perspektive Aula

Perspektive Aula

Ansichten

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