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Sieger 3 / 3

Kooperativer städtebaulicher Wettbewerb mit Hochbauanteil | 10/2020

Quartiersentwicklungsplan "ecovillage hannover"

Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Sieger

Preisgeld: 5.000 EUR

JUHU! Architektur - jensen und hultsch architekten partgmbb

Architektur

ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

STRUKTUR
Das Ecovillage sortiert sich Ringförmig um das Dorfzentrum mit den Gemeinschaftseinrichtungen. Zwischen das Dorfzentrum und die Wohnhöfe legt sich der Grünring, der alle Höfe miteinander vernetzt und Freiraum für Aktivitäten und Erholung bietet. In Nord-Süd-Richtung durchzieht die Veloroute das Gebiet, in Ost-West-Richtung wird die Straße als Shared Space gestaltet. Grüninseln verringern die Versiegelung. Mehrere Modulhäuser und Tinyhäuser bilden die Wohnhöfe, in denen sich kleine Gemeinschaften von bis zu 50 Bewohner:innen bilden.

VERKEHR
Das Ecovillage ermuntert zu einem autofreien Leben. Die notwendige Erschließung durch motorisierten Individualverkehr erfolgt durch einen umlaufenden Ring, der von Grünwegen zu den angrenzenden Freiräumen durchbrochen wird und anfallenden Verkehr entschleunigt. Jedes Baufeld hat mehrere Switches, an denen E-Leihautos, Lastenräder, Bollerwagen und weiteres zur Verfügung stehen. Das Innere des Ecovillages bleibt so Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen vorbehalten, die sich über den parkartigen Grünring durch das Dorf bewegen können. Baufelder und Häuser haben eine ausreichenden Anzahl Fahrradstellplätze für Bewohner:innen und Gäste.

ENTWICKLUNG DER STRUKTUR
Ausgehend von der städtebaulichen Struktur des Vorentwurfs mit Grünring und Dorfplatz ergeben sich 13 Wohnfelder, die kleine Gemeinschaft bilden und sich um Höfe gruppieren. Der Entwurf behält die klare Logik der Struktur, verzichtet aber auf lange Fluchten und harte Kanten, um eine Verzahnung mit dem Grünraum zu ermöglichen und interessante Zwischenräume zu erzeugen.

DIE HÄUSER
Im Ecovillage gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Haustypologien, die verschiedenste Wohn- und Lebensformen ermöglichen und unterstützen. Die zukünftigen Bewohner:innen können sich mit unterschiedlicher Intensität in den Planungs- und Bauprozess einbringen. Das reicht vom kompletten Tinyhaus-Selbstbau, der Mitarbeit am Bau eines Modulhauses bis zum Entwurf einer Wohnutopie mit Gleichgesinnten. Aber auch der Einzug in eine fertige Wohnung ist möglich.

TYPOLOGIEN
Im Ecovillage finden sich prinzipiell vier Typologien wieder:
Geschosswohnungsbau, Modulhäuser, Townhouses und Tiny-Häuser. Innerhalb dieser Grundtypen lassen sich vielfältige Grundrissvariationen realisieren. Wir freuen uns aber darüber, zusammen mit den zukünftigen Bewohner:innen individuelle Lösungen zu finden!

GEMEINSCHAFTSFLÄCHEN
Allen Wohnformen ist gemein, dass jedes Haus Flächen im EG und/oder dem Dachgeschoss hat, die der Hausgemeinschaft gehören und von allen zugänglich sind. Hier kommt man zusammen, tauscht sich aus, isst, spielt und arbeitet zusammen. Es ergeben sich verschiedene "Ebenen" der Gemeinschaftsräume. Im Kleinen teilen sich einige Bewohner:innen gemeinsame Wohnbereiche und Balkone/Terrassen. Dann kommen die Gemeinschaftsfläche in den Häusern, auf Dächern und im EG. Die nächste Ebene bilden die Wohnhöfe und schließlich teilt sich das gesamte Ecovillage den Grünring und natürlich den Dorfplatz. So gibt es für jede Art der Zusammenkunft und Gruppengröße den passenden Ort sich auszutauschen.

DIE WOHNHÖFE
Die Wohnhöfe werden so individuell wie die Bewohner:innen selbst. Wir planen gerne gemeinsam unterschiedlichste Variationen dieses wichtigen Aussenraums. Ob ein Teich, Hochbeete für Farming, eine Obstwiese, ein Stück fast unberührter Natur oder lieber eine befestigte Fläche mit Grüninseln. Grenzen gibt es keine! Mit der Werkstatt und der Bibliothek der Dinge gibt es die nötige Infrastruktur, um euren eigenen Hof zu gestalten. Bei der Planung unterstützen wir euch natürlich.

ECOVILLAGE FÜR ALLE
Wir möchten, dass jede:r im Ecovillage sein Zuhause finden kann. Deswegen legen wir großen Wert auf die Barrierefreiheit verschiedenster Grundrisse und Wohntypen. Genauso möchten wir ermöglichen, dass sich hier unkonventionelle Lebensentwürfe wiederfinden - oder gemeinsam mit uns die passenden Räume entwerfen!
Die Grundrisse können als Anregung verstanden werden, wie einzelne Räume zu einer Wohnung zusammengeschlossen werden können. Wir sind uns aber bewusst, dass wir nicht jede individuelle Situation abbilden können. Daher freuen wir uns über eine frühe Zusammenarbeit zur Entwicklung des passenden Lebensraums!

PLANUNG UND FERTIGUNG
Die Grundrisse zeigen mögliche Raumkonfigurationen, die weiter adaptierbar sind und auf individuelle Bedürfnisse reagieren können. Sie können über die Grundrisse und in weiteren ECOCUBES vielfältig angeordnet werden. Die Holzrahmenbauweise erlaubt einen hohen Vorfertigungsgrad und entsprechend kurze Bauzeiten. Unter Anleitung können interessierte Genoss:innen bereits ab dem Bau der Wände mitarbeiten.

GEMEINSCHAFTS- & AUSSENRAUM
Zusätzlich zum gemeinschaftlich genutzten Hof bietet jedes Haus Räume im EG oder im Staffelgeschoss und auf den Flachdächern Gemeinschaftsräume und -flächen an. Der Wäscheraum spart Platz in den Wohnungen. Abstellflächen gibt es individuell in Außenboxen auf den Balkonen und gemeinschaftlich im Spitzboden. Der Gemeinschaftsraum bietet viel Platz zum kochen, feiern und spielen, die Dachflächen zum Gärtnern und Gemüseanbau. Auf den Balkonen hat jede Wohneinheit einen privaten Rückzugsraum im Freien. Auch hier bildet sich die bunte Mischung der Bewohner:innen nach außen ab und erzeugt durch die individuelle Nutzung und Gestaltung Atmosphäre im Hof.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht beurteilt die seit dem Rückkopplungsworkshop vorgenommene Ausdifferenzierung des ursprünglichen Konzepts als positiv.
Die Einhaltung der planungsrechtlichen Vorgaben, die Größe der Höfe und die klare Struktur des Entwurfes werden positiv gewürdigt. Die Kanten und Ecken des Quartiers sind durch Bebauung gefasst und die Erschließung der Wohngebäude von außen mit einem erdgeschossigen Durchgang in die Höfe sorgt für eine klare Adressbildung und privaten Außenraum in den Höfen. Allerdings sind die Freiräume wenig differenziert und scheinen in Teilen beliebig, die Aussagen zu den unterschiedlichen Charakteren der Quartiere finden sich im Plan nicht wieder.
Der Dorfplatz bezieht die Veloroute mit ein und schafft dennoch einen erkennbaren Raum. Allerdings ist der Platz überdimensioniert und durch die solitären Umgebungsbauten zu wenig gefasst.
Die konsequente Reduktion des motorisierten Individualverkehrs wird lobend hervorgehoben, jedoch ist die Anordnung nahezu aller privaten Stellplätze im öffentlichen Straßenraum nicht zulässig und muss überarbeitet werden. Auch die Qualität der verschiedenen Freiräume und ihrer Oberflächengestaltung bleibt sehr schematisch und wirkt in Teilen beliebig (geschlängelte Straße, Bauminseln). Die bereits auf dem Gelände angelegte unterirdische Infrastruktur lässt hier zudem weniger Spielräume als es der Entwurf suggeriert.
Der vorgeschlagene Hochbauentwurf wird, insbesondere wegen seiner Variabilität und Effizienz, grundsätzlich positiv besprochen.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Haus

Perspektive Haus

Perspektive Platz

Perspektive Platz

Isometrie Ecovillage

Isometrie Ecovillage

Planlayout Gebäude

Planlayout Gebäude

Sieger 3 / 3