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Offenes Verfahren | 12/2020

Neubau des Werkhofs in Amriswil (CH)

Modell Projekt: RÜCKGRAT

Modell Projekt: RÜCKGRAT

4. Rang / 4. Preis

Peter Osterwalder

Architektur

Jonas Inhelder

Architektur

Timbatec Holzbauingenieure

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt RÜCKGRAT überzeugt durch die Klarheit der Anordnung einer kleineren Werk- und Lagerhalle nördlich und der grossen Fahrzeughalle südlich entlang einer zentralen Erschliessungsachse. Die städtebauliche Setzung fügt sich stimmig in die Umgebung zwischen südlichen Industriebauten und kleineren Wohn- und Gewerbebauten an der Schrofenstrasse ein, wirkt klärend und strukturiert durch die Verschiebung der beiden Bauten in Ost-West-Richtung den Aussenraum in unterschiedlich nutzbare Bereiche. Aufgrund der städtebaulichen Typologie des «Pförtnerhauses» würde man die Adressierung in der Lagerhalle erwarten. Die komplett geschlossenen Fassaden zur Schrofenstrasse wirken etwas abweisend und verleihen dem Areal eine gewisse Introvertiertheit.

Die geradlinige Zufahrt über die zentrale Erschliessungsachse und die stützenfreie Fahrzeughalle, welche die Durchfahrt sowie die Umfahrung mit allen Fahrzeugen ermöglicht, gewährt grösstmögliche Flexibilität in der Manövrierbarkeit und erlaubt zukünftige betriebliche Veränderungen im Maschinenpark. Allerdings ist das Fehlen einer für Stauraum nutzbaren geschlossenen Rückwand ein betrieblicher Nachteil. Die Anordnung von Aussenlager, Salzsilos und Soleanlage nördlich der Erschliessungsachse generiert einen grosszügigen zusammenhängenden Werkplatz. Die freistehende Zweisilolösung ist für den Betrieb vorteilhaft.

Die Fahrzeughalle unterscheidet nicht zwischen hoch, niedrig und Winterdienst, was die Nutzungsflexibilität maximiert. Die Büro-, Neben- und Technikräume sind in den ersten drei Achsen der Fahrzeughalle auf zwei Geschossen untergebracht und bilden einen kompakten beheizten Bereich. In der kleineren Halle befinden sich Werkstätten und Lagerräume. Die komplizierte Lagererreichbarkeit könnte mit geringfügigen Anpassungen justiert und optimiert werden. Die Positionierung der Gebäude und die Raumanordnung führen zu kurzen Betriebswegen, welche sich auf das Erdgeschoss reduzieren.

Zwillingsträger und einteilige Stütze verleihen der Fahrzeughalle einen dem konstruktiven Prinzip kohärenten architektonischen Ausdruck. Die Umkehrung in Doppelstütze und Einfachträger bei der Werk- und Lagerhalle vermag zwar nicht dieselbe Kraft auszustrahlen, verbindet aber die beiden Bauten auf geschickte Weise zu einem Paar. Durch ihre Proportionen und die mächtigen beidseitig zum Vordach auskragenden Träger zeigt sich die Stirnfassade der Fahrzeughalle identitätsstiftend und verleiht dem Gebäude den Ausdruck grosser Eigenständigkeit. Daneben wirkt die Werk- und Lagerhalle mit ihrer volumetrischen Einfachheit fast etwas banal.

Mit Hallenvorplatz, Aussenlager und Parkplätzen ist der Grossteil der Umgebung optimal auf die funktionalen Aspekte der Werkhofnutzung ausgerichtet. Die Baumreihe, die später strassenbegleitend entlang der zukünftigen BTS verlaufen soll, ist ein prägnantes Landschaftselement mit Fernwirkung. Allerdings sollte sie, falls überhaupt ausserhalb des Perimeters realisierbar, eine Weiterführung der Baumreihe aus der ersten Etappe sein.

Die hohe Kompaktheit und Nutzungsflexibilität wirkt sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus, bedingt aber die Auslegung von Hallenhöhe und Dämmperimeter auf die maximale Anforderung.

Der stringente, schlüssige Konstruktionsansatz wird durch das Wechselspiel zwischen Zwillingsträgern und einteiligen Stützen bei der Einstellhalle und dem gegenteiligen Prinzip bei der Werk- und Lagerhalle erzeugt und schafft ein konstruktives Ganzes. Die gut gesetzten Übergänge von Beton zu Holz und die vorgeschlagene Fassadenverkleidung sorgen im Zusammenspiel mit den Vordächern für eine robuste und langlebige Konstruktion. Das Brettschichtholz der Primär- und Sekundärstruktur verleihen den Bauten zusammen mit dem Sichtbetonsockel und dem farblos eloxierten Aluminium der Tore, Fenster und Dachränder einen adäquaten Ausdruck für einen Werkhof. Durch die Naturbelassenheit der Materialien wird ein stimmiges homogenes Gesamterscheinungsbild geschaffen

Das Projekt RÜCKGRAT besticht durch seine Klarheit in der städtebaulichen Setzung der zwei Gebäude und durch die Reduktion des architektonischen Ausdrucks auf das konstruktive Prinzip der mächtigen flexibel nutzbaren Hallenstruktur, überzeugt jedoch betrieblich nicht auf allen Ebenen.