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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2021

Neubau einer Kindertageseinrichtung im Oxford-Quartier in Münster

ein 3. Preis

Preisgeld: 8.700 EUR

MS PLUS ARCHITEKTEN

Architektur

nts Ingenieurgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem grundsätzlichen städtebaulichen Ansatz, die ehemalige Wagenhalle 23 in Dimensionierung und Positionierung zu Grunde zu legen, wird sowohl aus Denk-malschutzgründen als auch aus städtebaulichen Gründen viel Positives abgewonnen. Dadurch lässt sich die städtebauliche Körnung wie selbstverständlich beibehalten und in die Gegenwart zu überführen. Die Staffelung des Baukörpers vermittelt sehr gut mit den Traufhöhen der gegenüberliegende Wagenhalle 21. Durch die zusätzliche Überhöhung des Mehrzweckraumes an der Platzecke wird diese angenehm betont - ohne zu dominant zu werden.
Dem städtebaulichen Konzept folgend verweist die Fassadengestaltung mit seinen großzügigen Öffnungen in den Gruppenbereichen auf die Gestaltung der Wagenhalle und spielt auf angenehme Weise damit.
Der überdachte Eingangsbereich an der Nordost Ecke des Baukörpers liegt günstig und lenkt auf einfache Weise in den durchgesteckten - vielleicht zu groß-zügigen - Eingangsbereich über. Die Zugänglichkeit ausschließlich über die öffentlichen Flächen und dem eigenen Grundstück wird positiv hervorgehoben.
Die Gruppenräume werden sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss über einen Mittelflur erschlossen wobei die Orientierung / Lage im Obergeschoss wechselt. Der mit Aufweitungen im Garderobenbereich der Gruppen zonierte Flur ist im Erdgeschoss jedoch nicht ausreichend belichtet und bietet keine “Spielflurqualitäten“. Im Obergeschoss öffnet sich der Flur im Bereich der Garderoben zum Außenraum wodurch deutlich bessere Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten ge-schaffen werden.
Die Situierung des Mehrzweckraums im Obergeschoss wird als möglich angesehen, wobei jedoch der Vorbereich als deutlich zu klein erscheint und hier, wie auch bei den Schlafräumen (die keinen günstigen Zuschnitt aufweisen), der 2. bauliche Rettungsweg fehlt.
Die Arbeit weist eine hohe architektonische Gestaltungsqualität nach. Materialität und Farbgestaltung erscheinen der Bauaufgabe angemessen. Die vorgeschlagene Holzmassivbauweise lässt sich sowohl technisch als auch gestalterisch und im Innenbereich sichtbar umsetzen, lediglich das äußere Erscheinungsbild kor-respondiert nicht in Gänze mit der gewählten nachhaltigen Konstruktionsmethode.
Die Flächenbilanz liegt insgesamt eher im ungünstigen und damit im unwirtschaftlicheren Bereich. Dies ist durch die Grundstruktur des Entwurfs begründet und lässt sich vermutlich nicht einfach beheben. Insgesamt stellt die Arbeit jedoch einen sowohl städtebaulich, funktionalen und gestalterisch wertvollen Beitrag im Verfahren dar.
Die Zuordnung aller Gruppenräume hat eine gute Funktionalität. Jedoch sind die förderfähigen qm deutlich überschritten, so dass die geplanten Flächen vermutlich insbesondere auf Kosten des großen Foyers erheblich zu reduzieren wären.
Denkmalpflege
Der Leitsatz „Bauen auf alten Fundamenten“ führt zu einer interessanten Neuin-terpretation der nicht mehr bestehenden Wagenhalle auf dem Kasernengelände. Auch in der Gestaltung der Fassaden werden die ehemaligen Tore neu aufgefasst und deren Interpretation ist maßstabsgebend für die Gliederung der Fassade.
Freiraumplanung
Die Adressbildung funktioniert, der Haupteingangsbereich ist prägnant heraus-gearbeitet und wirkt einladend. Die erforderliche Aufkantung von ca. 45 cm zum öffentlichen Raum wird durch eine gut platzierte Rampenanlage geschickt über-brückt. Die Pkw-Stellplätze sind an der Ostseite richtig angeordnet, ebenso der weiter nördlich vorgesehene Entsorgungsplatz. Die Anordnung der Fahrradstell-plätze südwestlich des Gebäudes wird kritisch gesehen, da diese nur über private Flächen erreicht werden können. Der Gartenbereich ist differenziert in den U3-Bereich nördlich des Gebäudes und den Ü3- Bereich/Gemeinschaftsbereich westlich. Die westliche Spielfläche ist räumlich und funktional gut gegliedert in Bewegungsflächen, Sandbereiche und Rasenflächen, mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten. Der nördlich vorgehende U3- Bereich kann nicht überzeugen. Hier werden lediglich befestigte Flächen angeboten, ohne dem Alter angemessene Aufenthalts- und Nutzungsqualitäten. Auch die weiter nördlich angedeutete Retentionsmulde wird im Zusammenhang mit dem U3-Bereich kritisch gesehen. Auf den vorhandenen Baumbestand wird Rücksicht genommen.
Wirtschaftlichkeit
Die Vorgabe der Nettoraumflächen wird in dieser Arbeit deutlich überschritten. Dies ist insbesondere im Foyer und angrenzenden Treppen (Luft)-raum spür-bar. Die Tragstruktur und die Sanitärkerne sind in beiden Geschossen identisch angeordnet und ermöglichen somit eine wirtschaftliche Bauweise.
Auch das Verhältnis Außenhülle / Volumen ist auf Grund des kompakten Baukörpers vermutlich effizient und wirtschaftlich.