modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 11/2020

Neues Stadtquartier Stöckacker Nord – Meienegg in Bern (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 22.000 CHF

AEBI & VINCENT ARCHITEKTEN SIA AG

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

WAM Planer und Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Gartenmann Engineering AG

Akustikplanung

Enerconom AG

TGA-Fachplanung

Amstein + Walthert AG

Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser*innen leiten ihr städtebauliches Konzept plausibel aus der Analyse der historisch gewachsenen Siedlungsstrukturen der weiteren Umgebung ab. Sie identifizieren einzelne Siedlungen als nebeneinanderliegende Elemente eines «Patchwork-Teppichs» und stellen eine Unterversorgung an öffentlichen Grünflächen fest. Dieser Analyse folgend, unterteilen sie das Areal in zwei städtebaulich und formal unterschiedliche Bebauungen mit auffallend grossmassstäblichen Grünräumen.

Collage ist ein Quartier mit klassischen städtischen Elementen – Platz, Park, zentraler Erschliessungsachse, Gärten und Wegverbindungen. Entlang der Bethlehemstrasse platzieren die Verfasser*innen vier Zeilenbauten, die eine neue Parkanlage im Inneren einrahmen. Die vier Punktbauten entlang der Längsachse bilden die gegenüberliegende Raumkante des Parks. Als eine Art Scharnier sind sie zugleich die Kopfbauten einer formal differenzierten Zeilenbebauung, welche den Anschluss an die kleinteiligen Strukturen im Osten sucht.

Aus der Betrachtung der gegenwärtigen und künftigen Wegebeziehungen ist der Standort eines neuen, mit einem Boskett bepflanzten, öffentlichen Marktplatzes abgeleitet. Dieser wird durch zwei neun- bzw. sieben geschossige Gebäude mit gewerblichen Nutzungen im Erdgeschoss gefasst. Die Verfasser*innen stellen mit dem Boskett den historischen Namen «Stöckacker» als gestalterischen Ansatz für die Bebauung auf und schaffen einen städtebaulich interessanten Kontrapunkt zur Gebäudearchitektur. Ob die Massstäblichkeit dem Ort und der Funktion als Subzentrum angemessen ist, wird von der Jury bezweifelt.

Die üppigen Dimensionen des neuen Quartierparks erlauben es den bautypologisch und denkmalpflegerisch wertvollen Kindergarten der Siedlung Meienegg sowie einen grossen Teil des Baumbestandes zu erhalten. Der Park wird unterschiedlich gefasst. Im Westen grenzt er an die privaten Aussenbereiche der Zeilenbauten, im Osten an den neuen, grosszügigen «Boulevard». Durch die strassenseitige Erschliessung der Zeilenbauten, wird eine selbstverständliche Belebung des Quartierparks vergeben. Die Durchgänge zwischen den Zeilen sind auf das baurechtliche Minimum reduziert und als Zugänge zum öffentlichen Park wenig attraktiv. Die grosse und überraschende Geste würde von einer klaren Strukturierung der Ränder profitieren. So stehen aber die angrenzenden Häuser etwas bezuglos nebeneinander und es wird infrage gestellt, ob der Park für die gemeinsame Adressbildung stark genug ist.

Im Osten bilden die zwischen den Gartenhäusern liegenden Aussenräume mit ihren kleinteiligen Strukturen einen guten räumlichen Übergang zur Nachbarschaft. Der Anteil an «Selbstversorgergärten», wenngleich aus der lokalen Historie abgeleitet, ist überraschend hoch und es wird infrage gestellt, ob parzellierte Einzelgärten es vermögen, ein lebendiges Quartierleben zu gewährleisten. Der Platz hinter dem Grossverteiler hätte das Potential für einen überzeugenden und städtebaulich gut verorteten Aussenraum des Kindergartens. Die Kombination mit der Anlieferung und der Einstellhallenzufahrt ist jedoch nicht überzeugend.

Collage bietet über das Gesamtareal ein grosses Wohnungsangebot, auch wenn die meisten Wohnungen auf derselben Durchwohn-Typologie beruhen. Die geforderten Alterswohnungen liegen am neuen «Marktplatz», ebenso wie die für den Standort neue Typologie der Clusterwohnungen. Attraktive Begegnungsräume bieten vor allem die Gartenhäuser mit den offenen Treppenhäusern und breiten Laubengängen. Die Platzierung von Gemeinschaftsangeboten und Ateliers in den punktförmigen Kopfbauten der Gartenhäuser stärkt die Bedeutung der Quartiererschliessung. Die Zweiteilung des Entwurfs in parkflankierende Zeilenbauten entlang der Bethlehemstrasse und «Gartenhäuser» im Osten schafft aber unterschiedliche Wohnqualitäten und provoziert eine Zweiteilung auch in qualitativer Hinsicht.

Die Tragstrukur der Gebäude ist einheitlich aus Stahlbeton, die Fassaden werden je nach Gebäudetyp im Ausdruck variiert. An der Strasse sind die Gebäude verputzt, entlang der Mittelachse ergänzen unterschiedliche Ausfachungen ein Raster aus Sichtbeton und die Fassade der Gartenhäuser sind in Holz geplant. Die Absicht Bauten unterschiedlich auszubilden, wird von der Jury geschätzt. Eine grössere Disziplinierung zu Gunsten einer klaren Zonierung und Fassung der Aussenräume hätte den städtebaulichen Grundgedanken vermutlich stärker gestützt. Dies zeigt sich insbesondere in der formalen Differenzierung und gleichzeitiger Verbindung der Kopf- und Gartenbauten.

Die Etappierung ist überzeugend und sehr gut gelöst. Besonders gewürdigt wird, dass die noch erhaltenen Bestandsbauten zusammen mit den Neubauten zu jedem Zeitpunkt ein weiterhin funktionierendes Quartier bilden.

Kompakte Gebäude mit wenig GF und optimaler Flächeneffizienz führen zu einer starken Nachhaltigkeit über alle Bereiche. Die Zielwerte SIA-Effizienzpfad Energie (Merkblatt 2040) können sicher erreicht werden. Der hohe Grünflächenanteil unterstützt eine ausgewogene Biodiversität und der Entwurf setzt sich dezidiert mit Fragen des Stadtklimas auseinander. Das Projekt hat ein gutes Potential zur Erreichung der Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft.

Das Projekt liegt im Quervergleich bezüglich Mengenangebot und zu erwartenden Kosten leicht unter dem Durchschnitt. Die Wohnungsanzahl mit 380 Wohnungen und das Verhältnis von Gebäudehülle zu Geschossfläche liegt im Durchschnitt.

Collage bietet einen fundierten und analytischen Ansatz, wie die bestehende Siedlung Meienegg in ein neues Quartier transformiert werden könnte. Der Entwurf weist einen begrüssenswert hohen Anteil an Begrünung mit einem klar formulierten Gestaltungsansatz auf. Die Zweiteilung des Areals, verbunden mit den grossmasstäblichen Aussenräumen im westlichen und der relativen Enge im östlichen Teil werden jedoch kritisch hinterfragt.