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Offener Wettbewerb | 04/2021

Bauliche Erweiterung der Kantonsschule Baden (CH)

1. Rang / 1. Preis

bernath + widmer Architekten

Architektur, Landschaftsarchitektur

Dr. Deuring + Oehninger AG

Bauingenieurwesen

Enerconom AG

TGA-Fachplanung

AFC Air Flow Consulting AG

Brandschutzplanung

Indievisual AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

In grosser Konsequenz würdigen die Projektverfasser den Entwurf Haller und führen diesen sinngemäss für ihr eigenes Projekt weiter. Prägende Eigenschaften - wie die Hierarchisierung der Bauten auf die Mittel- und Seitenzonen, das in der Architektursprache lesbare Rastermass, die geschickte Abfolge von Aussenräumen bis hin zu der Ausgewogenheit der Volumina und die Leichtigkeit der Architektur - werden von Haller übernommen. Aus denkmalpflegerischer Sicht entsteht damit ein ausgesprochen ausgewogenes Ensemble, das die weniger geschickt proportionierten Bauten der 70er Jahre zudem gut einbindet. Mit einem cleveren Schachzug werden Rahmenbedingungen entflochten und damit entscheidende Spielräume geschaffen, um schlüssig und unaufgeregt die Anlage nach dem bekannten und bewährten «Hallerschen Prinzip» weiterzuentwickeln. Die oberirdische Volumensetzung entspricht den Ideen des Masterplanes, während die unterirdische Abdrehung der Turnhalle um neunzig Grad eine für den Betrieb und die Anlage optimale Erschliessung ermöglicht. Ein weitgehend freies Erdgeschoss mit gedeckten Aussenbereichen und zwei Eingängen, mit einer zweiseitigen, prominenten Haupttreppe aus der grosszügigen Halle erinnert auch da an die clevere Organisation der Bestandsbauten. Demgegenüber wird die Sporthalle unabhängig in einem eigenständigen Volumen in den vertrauten Massen erschlossen, was für die Vereinsnutzungen in Randzeiten optimal funktioniert. Der Sport bekommt als eigenständiger Bereich ein Gesicht, er wird auf dem Campus sichtbar. Die Sportplätze werden in der gesamten Anlage verteilt, was die Freiräume einseitig belegt. Drei Bäume aus der Reihe zwischen den zwei Neubauten in dem unterkellerten Bereich funktionieren wegen der fehlenden Substratschicht in der dargestellten Art nicht. Es muss eine Lösung im Zusammenhang mit der Tragstruktur der Hallendecke gesucht werden. Auch sonst ist das Potential der Umgebungsgestaltung noch nicht ausgeschöpft. Der fliessende Übergang von Innen- und Aussenraum im Erdgeschoss des neuen MINT-Gebäudes und der grosse Platz zum Gebäude 6 fügen sich zu einem neuen, attraktiven Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität. Obwohl oder gerade weil sich die Projektverfasser an die Geometrie der bestehenden Grundrisse halten, wird ein gut nutzbarer Normalgrundriss mit Fachzimmer und offenen Zonen entwickelt, die eine gewünschte Nutzungsflexibilität erlauben. Im ersten Untergeschoss sind Sporthalle und Schulgebäude räumlich und betrieblich attraktiv verbunden. Das fehlende Tageslicht wird mit einem dreiseitigen Rundgang im ersten Untergeschoss kompensiert. Die Sporthalle mit den Garderoben und Geräteräumen ist gut organisiert. Aus Nutzersicht überzeugt das Projekt. Die Räume sind multifunktional nutzbar und ermöglichen vielfältige pädagogische Nutzungen. Es gibt attraktive Begegnungszonen und eine vertikale Verdichtung, um die bestehenden Freiflächen zu erhalten. Der konstruktive und strukturelle Aufbau ist eine interessante, zeitgemässe Interpretation der Bauweise von Haller. Die Holz-Stahl-Hybridkonstruktion ist eine eher unübliche, aber gerade in diesem Fall unbedingt weiter zu verfolgende Idee. Inwieweit sich das sehr filigrane Fassadenbild halten lässt, mit all den technischen Anforderungen an eine zeitgemässe Fassade, müsste eine Weiterbearbeitung zeigen. Mit dem vorliegenden Projekt beweisen die Verfasser, dass es mit grösster Sorgfalt und Rücksichtsnahme sehr gut möglich ist die Anlage sinnvoll und schlüssig zu erweitern. Das baukulturelle Erbe mit den wertvollen Innen- und Aussenraumqualitäten für einen vorbildlichen Schulbetrieb wird gestärkt und kann weiterhin überzeugend zur starken Identität der Kantonsschule Baden beitragen.