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Offener Wettbewerb | 12/2020

Neubau Doppelturnhalle mit Schulräumen für das Gymnasium in Thun (CH)

4. Preis

Preisgeld: 25.000 CHF

Büro B Architekten und Planer AG

Architektur

David Bosshard Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

SMT AG Ingenieure + Planer

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

R+B Engineering AG

TGA-Fachplanung

PIRMIN JUNG

Bauphysik

WÄLCHLI ARCHITEKTEN PARTNER AG BRANDSCHUTZPLANUNG

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektentwickler schlagen mit der neuen Sporthalle ein Pendant zur bestehenden Halle vor und ordnen dieses überlappend an. Die beiden Gebäude bilden im ansonsten heterogenen Siedlungsteppich ein ausgewogenes Ensemble der öffentlichen Nutzungen im Quartier. Im Bereich der Überlappung finden sich ein grosser Vorplatz und der Haupteingang. Durch die Verwendung eines ‘gerichteten’ Belages und Baumreihen in der gleichen Orthogonalität wird eine stimmige Umgebung geschaffen. Der Neubau steht relativ nahe an der südlichen und östlichen Grenze, wodurch eine gewisse Beeinträchtigung der Nachbarparzellen entsteht. Direkt an der Grenze finden sich aber extensive Grünbereiche, und Verkehrsflächen werden grösstenteils durch das Gebäude abgeschirmt. Zentrales Thema der Umgebungsgestaltung ist der Belagsteppich aus Betonplatten im Erschliessungsund Vorplatzbereich. In Verbindung mit Baumreihen, Sitzelementen und Veloabstellplätzen wird ein prägender Raum von hoher Aufenthaltsqualität geschaffen, welcher gleichzeitig zentrale Achse als auch verbindender Platz ist. Der Zugang wird mit einer versetzt angeordneten Baumreihe akzentuiert. Es wird eine Folge aus gut proportionierten Aussenräumen vorgeschlagen. In der Mitte der längslaufenden Wegachse, direkt vor dem neuen Zugang, liegt der präzise ausformulierte Hauptplatz. Durch die Setzung der zwei neuen Baumreihen wird der Aussenraum aufgewertet und hierarchisiert. Die Aussenbereiche sind als Mischverkehrszonen geplant und können zum Parkieren oder als Aufenthaltsbereich für Schüler und Quartierbewohner genutzt werden. Das Beachvolleyball-Feld liegt auf der Rückseite zum Bahndamm. Daneben gibt es mehrere kleine Rasenund Wiesenflächen sowie multifunktionale Hartflächen, denen aber keine bestimmten Nutzungen zugeschrieben sind. An das bestehende Erschliessungswegnetz kann direkt angeschlossen werden. Die Parkplätze erscheinen alle funktional, und beim Haupteingang sind IV-Parkplätze möglich. Die Velostellplätze sind sehr gut, zentral und gut einsehbar platziert. Die Materialisierung der zentralen Achse mit Betonplatten und querlaufende Sickerfugen ist stimmig. Unklar bleibt der Belag des multifunktionalen Platzes. Relativ umfangreiche Flächen mit Blumenwiese und mehrstämmigen Gehölzen bilden einen Filter zur Nachbarschaft und ökologisch wertvolle Bereiche. Zur Gehölzauswahl werden zu wenig Aussagen gemacht. Das oberirdisch zweigeschossige Volumen erscheint zurückhaltend. Das Gebäude verfügt über ein differenziertes Öffnungsverhalten in allen Fassaden. Die Funktionen des Gebäudes als Schulhaus und Sporthalle sind von aussen ablesbar. Unverständlich ist die in der Visualisierung ersichtliche Stufe am Haupteingang. Diese ist aufgrund der Barrierefreiheit nicht umsetzbar und erscheint auch nicht notwendig. Über den gedeckten Vorbereich wird die Eingangshalle erreicht, aus welcher die zwei raumgreifenden Treppen zur Sporthalle ins Untergeschoss und zum Schulbereich ins Obergeschoss führen. Im Gegensatz zur betont funktionalen und reduziert ausgeführten Erschliessung in der bestehenden Halle wirken die Erschliessungsräume im vorliegenden Projekt überaus opulent und der Bedeutung des Gebäudes nicht angemessen. Die Anordnung der öffentlich nutzbaren Räume im Erdgeschoss und die funktionale Trennung zwischen Sport und Gestalten erlaubt ein störungsfreies Nebeneinander. Die autonomen Abend- und Wochenendnutzungen der Sporthalle sind leicht umzusetzen. Die Theorieräume im Erdgeschoss können auch für andere Schul- oder Quartierveranstaltungen genutzt werden. Die zweckmässig und korrekt geplanten Sporthallen sind über die seitliche Verglasung ausreichend natürlich belichtet. Die Verbindung zur bestehenden Halle ist mit einer Rampe und Treppe möglich. Die Doppelsporthalle und der Eingangsbereich werden im Obergeschoss von vier längs ausgerichteten, geschosshohen Fachwerkskonstruktionen stützenfrei überspannt. In den Innenräumen erzeugt die expressiv vorgetragene statische Struktur in den Schulbereichen eine eigenwillige, unverwechselbare Raumstimmung. Der gewünschte flexible Grundriss einer modernen Schule ist umsetzbar. Die Räume sind in ihrer Abmessung vereinheitlicht und dadurch flexibel zu nutzen. Die Ausstellungshalle bildet den zentralen Begegnungs- und Aufenthaltsort. Die grosszügige Fensterverglasung und die Deckenoblichter sorgen für gute Tageslichtverhältnisse, optimale Innenraumstimmungen und zonieren die Ausstellungs- und Arbeitsflächen. Die Gestaltung der Innenräume ist im Obergeschoss von der Ästhetik des Holzfachwerks geprägt. Die Geometrien der Träger gliedern die transparenten Wandflächen und geben den Rhythmus der Fensterund Türöffnungen vor. An der Fassade strukturieren vertikale Holzlamellen, je nach Nutzung und Anforderungen der Innenräume mit unterschiedlichen Zwischenabständen, das Fassadenbild. Das oberirdische Volumen wird in reiner Holzbauweise erstellt. Die vier Fachwerkbinder leiten die Lasten punktuell auf das Untergeschoss in Ortbetonbauweise ab. Die dargestellten Querschnitte der Träger entsprechen nicht den effektiv notwendigen Dimensionen. Bedingt durch die gewählte Konzeption werden die grossen Fachwerke auch an der Fassade angeordnet, obwohl dies statisch gar nicht notwendig wäre. Die Wände sind als Holzrahmenelemente mit hohem Vorfertigungsgrad geplant. Das konstruktive Konzept ist klar und verständlich, die Ausbildung der Hauptträger ist sehr zeichenhaft und wird als aufwendig beurteilt. Die Systemtrennung ebenso wie die Vorgaben von Energie, Ökologie und Nachhaltigkeit werden konzeptionell beplant und glaubhaft beschrieben. Ein aussenliegender Sonnenschutz verhindert Blendung und sommerlichen Überhitzung. Auf dem Dach des Gebäudes ist eine Photovoltaikanlage vorgesehen. Die Brandschutz- und Fluchtweganforderungen sind korrekt eingeplant und auch vollständig dargestellt. Den Gestaltern des Projekts gelingt es, ein interdisziplinär fein entwickeltes und im Detail präzise dargestelltes Projekt zu zeichnen, welches von einer hohen Entwurfskompetenz zeugt. Allerdings erfüllt der Entwurf die Vorgaben der Aufgabenstellung in verschiedenen Bereichen nicht. Die Grosszügigkeit in den Grundrissen wird erkauft mit einem weit überdurchschnittlichen Flächenbedarf, welcher die höchsten Erstellungs- und Betriebskosten aller im Detail geprüften Projekte erzeugt und das Kostenziel deutlich verfehlt.