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Award / Auszeichnung | 02/2021

Deutscher Städtebaupreis 2020

Stadt Landschaft Burg

DE-39288 Burg

BELOBIGUNG IM STÄDTEBAUPREIS

relais Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Mark Krieger Pflanzungen

Bauingenieurwesen

BESCO: Berliner Steincontor GmbH

Hersteller

Stadt Burg

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 07/2015
    Fertigstellung: 04/2018

Projektbeschreibung

Durch den Einfluss digitaler Märkte, das veränderte Mobilitätsverhalten, den demographischen Wandel und Abwanderungsprozesse wird die künftige Funktion vieler Innenstädte ungewiss. Doch zeigt sich schon heute die Relevanz dieser Frage für die Zukunft kleiner und mittelgroßer Städte. Das Konzept für die Landesgartenschau in der sachsen-anhaltinischen Stadt Burg setzte sich daher das Ziel, den Stadtkern als ideellen und infrastrukturellen Bezugsraum zu stärken, indem die Vernetzung von Stadt- und Landschaftsstruktur neu formuliert wird.
Dazu wurden die die Innenstadt rahmenden historischen Stadtparks Goethepark und Flickschupark revitalisiert. Zwischen beiden Parks wurden der Weinberg und die Ihlegärten als neue Freiräume in der Altstadt realisiert. Mit allen diesen Parks wurde das System der städtischen Freiräume von Burg in seinem Zusammenhang beplant und weiterentwickelt. Brachen und bestehende Grünanlagen wurden genutzt, um im Prozess des Stadtwandels positive Impulse zu setzen. Neue Verbindungen wurden geschaffen, die Nutzungsvielfalt erweitert und eröffnet. Dabei erhielten die von Bedeutungsverlust bedrohten Räume eine neue Relevanz für das städtische Leben.
In den historischen, für die Identität der Stadt wichtigen Freiräumen des Goethe- und des Flickschuparks wurden neue Nutzungsangebote geschaffen. Der gestalterische Zusammenhang des Goetheparks wurde durch Neuinterpretation verlorengegangener Ausstattungselemente und Parkbereiche wiedergewonnen. Dazu gehören der mit einem Wasserstein akzentuierte Bahnhofsvorplatz und ein skulptural gestalteter Pavillon. Das angrenzende ehemalige Bauhofareal wurde zu einem Spielwäldchen mit fließenden Wegestrukturen und verschiedenen Aktionsflächen umgeformt.
Der Flickschupark formuliert den Übergang zur Flusslandschaft der Ihle. Das Ufer des dortigen Flickschuteichs wurde durch einen steinernen Steg und flache Natursteinabtreppungen erschlossen. In den Wiesenräumen des Parks entstand ein Aussichts- und Spielhügel als kraftvoller räumlicher Akzent mit vielfältigem Nutzungsangebot.
Die neuen Parkbereiche des Weinbergs und der Ihlegärten schaffen anstelle von Brachen außergewöhnliche Freiräume innerhalb der Altstadt entlang des Flusses Ihle. Auf der Erhebung des Weinbergs entstand über der neugepflanzten Rebanlage ein Stadtbalkon mit weitreichender Sicht auf die Stadtsilhouette. Die Ihlegärten greifen mit ihrer Kammerstruktur die Parzellengrenzen der früheren Bebauung dieses innerstädtischen Areals auf. Damit erhalten sie die räumliche Dichte und Heterogenität des Stadtquartiers aufrecht und schaffen Gartenräume, die unterschiedliche, wechselnde Nutzungen aufnehmen können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Als städtebauliche Besonderheit verfügt die Stadt Burg über zwei große, fast 100 Jahre alte Bürgerparks. Im Westen als Stadt-Entree vor dem Bahnhof und im Osten als Tor zur Landschaft rahmen die Parks die weitgehend erhaltene historische Altstadt ein. Unter dem Motto „Stadtsichten“ setzte die Stadt Burg als Teil ihrer langjährigen Stadtentwicklungsstrategie einen starken Akzent auf die Re-Aktivierung dieser Parks und die Stärkung ihrer öffentlichen Räume. Zur 2018 eröffneten Landesgartenschau wurden die historischen Park-Schichten mit viel Sensibilität und Aufmerksamkeit für das Detail freigelegt und mit deutlicher Handschrift um eine zeitgenössische Nutzungs- und Gestaltungsschicht ergänzt. Durch die Neuordnung des Bahnhofsvorfelds und Verlegung des Busbahnhofes entstand ein großzügiges Entree zum Goethepark. So konnte nicht nur ein historisches Erbe der Stadt reaktiviert werden, sondern über den Freiraum auch starke Impulse für die kulturelle und touristische Nutzung der Stadt gesetzt werden. Mit dem Weinberg und den Ihlegärten wurden zudem kleinere, sehr hochwertige Freiräume im Innern der Altstadt neu geschaffen. Der gewerblich-industrielle Strukturwandel wurde aktiv genutzt, um die Ihle im Stadtraum wahrnehmbar und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Kontrast zu den großen Stadtparks entstanden so neue Durchlässigkeiten und Fußwegeverbindungen sowie intime und kleinräumige Aufenthaltsangebote, die die frühere Bebauung und die Körnigkeit der Parzellen aufscheinen lassen. Mit dem Weinberg wurden ehemalige Kleingärten am historischen Burgstandort zu einem öffentlich begehbaren Aussichtspunkt, der den Blick auf die gesamte Stadtsilhouette mit dem Verlauf der Ihle freigibt. Die Weinterrassen, als neue Interpretation eines alten Ortes, knüpfen an historische Nutzungsformen ebenso an wie an neue Bedürfnisse der Stadtgesellschaft nach produktiven Freiräumen und Aufenthaltsorten am Wasser.

Insgesamt gelang hier ein Um- und Weiterbau der Stadt und ihrer Freiraumstruktur mit Weitblick und Augenmaß zugleich, der von einer sehr hohen Gestalt- und Nutzungsqualität geprägt ist. Er machte die denkmalsgeschützte Parks und innerstädtische Brachen weit über die Landesgartenschau hinaus zu Impulsgebern für die Schaffung neuer Raumqualitäten und die Stärkung des kulturellen Lebens der Stadt