modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 04/2021

BDA Regionalpreis Niederbayern Oberpfalz 2021

Ort des Lernens. Revitalisierung des Gesamtareals der ehemaligen historischen Fronfeste zum Lernstandort Tirschenreuth

DE-95643 Tirschenreuth, Hochwartstraße 3

AUSZEICHNUNG Oberpfalz

Brückner & Brückner Architekten GmbH Tirschenreuth I Würzburg

Architektur

STADT LAND FANCK Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Lehner + Baumgärtner

Tragwerksplanung

Grünwald & Ach GmbH

TGA-Fachplanung

EAS Systems GmbH

TGA-Fachplanung

DAI Dorn Architekten Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    1.900m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 03/2018
    Fertigstellung: 02/2020

Projektbeschreibung

Die Stadt Tirschenreuth hat mit der Revitalisierung der ehemaligen historischen Fronfeste zu einem digitalen Bildungsstandort in die Zukunft der Stadt investiert und einen weiteren wichtigen Schritt in der Stadtentwicklung erreicht. Entstanden ist ein Ort für Studierende und Lehrende, der seine Geschichte erzählt. Aber es wurde auch ein historisches Gebäude wiederbelebt, das zukunftssicher mit neuer Nutzung nach vorne blicken kann. Das Konzept, neues Leben in alte Häuser mitten in der Stadt einziehen zu lassen, ist nicht nur nachhaltig und reduziert Leerstand, sondern schafft auch Identität und erhält eine viele Jahrhunderte alte Bausubstanz. Der neue Lernstandort hat eine wechselvolle Geschichte, war Fronfeste, Zehntkasten, Gefängnis und Polizeidienststelle.
Grundidee unseres architektonischen und städtebaulichen Konzeptes war es, Architektur als begehbare und erlebbare Geschichte zu denken. Aus den Mauern wurden die Außenanlagen für den neuen Hochschulstandort entwickelt. Die verschiedenen Zeitschichten bleiben im Mauerwerk deutlich erlebbar und ablesbar. Bewusst kein Gebäude, sondern eine Gartenanlage, wie früher schon einmal, ein Stadtbalkon, ein Hochschulgarten mit Blick auf das neue Gartenschaugelände. Zugleich wird aus einem jahrelang abgeschotteten und aus Sicherheitsgründen nicht zugänglichen Bereich ein öffentlicher, der auch eine barrierearme Verbindung zwischen dem Naherholungsgebiet und dem Stadtzentrum schafft. Auch die verschütteten Gewölbekeller wurden freigelegt und sind als Zeitdokument wieder erlebbar. Eiserne Gitter und die alten Fackelspuren erinnern an die frühe Geschichte des Gebäudes.
Ziel war es, das Gebäude mit einem einheitlichen und zeitgemäßen Gesamtkonzept als Bildungsstätte innerstädtisch neu zu aktivieren und energetisch zu sanieren. Durch sensible Eingriffe konnte den Anforderungen an eine moderne Hochschulzweigstelle mit digital ausgerüsteten Unterrichtsräumen Rechnung getragen werden. Die Grundstruktur des historischen Gebäudes wird dabei erhalten, sein Charakter freigelegt. Das Erd- und das Obergeschoss beherbergt Vortrags-, Seminar-, Dozenten-, und Aufenthaltsräume mit modernster technischer Ausstattung für zeitgemäßes Lernen. Im erweiterten Nordflügel ist die komplette zentrale Erschließung über eine Treppenanlage aus Stahl und Naturstein sowie eine Aufzuganlage untergebracht.
Atmosphäre, Material, Licht und Raum spielen eine herausragende Rolle. Mit Kalk geputzte, geschlämmte Wände, steinerne und hölzerne Böden. Eichenholz und Granit. Außenanlagen aus einem speziell für dieses Haus gebranntem Ziegel der die Farbigkeit der Feldsteine des Granits trägt.

Architektouren 2021 Filmbeitrag
https://byak.cloud.panopto.eu/Panopto/Pages/Viewer.aspx?id=af0a2c12-630c-4da9-955b-ad4000de1f0a

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Festungsbau, dessen Ursprünge im 16. Jahrhundert liegen, sollte zu einer Außenstelle der Regensburger Hochschule umgebaut und energetisch saniert werden. Die Räume des zweigeschossigen Hauptgebäudes, die ursprünglich zu Verwaltungs- und Haftzwecken dienten, entwickelten die Architekten zu Hörsälen, Seminar-, Dozenten- und Aufenthaltsräumen. Zum Sanierungsprogramm gehörte auch die Freilegung der historischen Gewölbekeller des Baus, die unter Bewahrung der Originalsubstanz durch wenige einfühlsame und wirkungsvolle Veränderungen zu einem malerischen Raumerlebnis geworden sind. Die präzise Materialverwendung von Kalkputz und Schlämme, Eichenholz und Granit lässt die architektonischen Eingriffe der Sanierung als zeitgenössische Schicht erkennbar werden, die sich dennoch nahezu nahtlos in den Bestand einfügt. Dieselbe Strategie hat auch im Zusammenspiel des Hauptgebäudes mit den Außenanlagen gegriffen, die den Zugang zum neuen Hochschulgebäude mit Treppen, Rampen und Terrassen fast dramatisch inszenieren: Für die Aufmauerung bestehender Mauerteile wurde hier ein besonderes Ziegelformat entwickelt, das sich der Farbigkeit des im Bestand verwendeten Granits anpasst. Die neuen Setzungen integrieren die sichtbar belassenen Reste des alten Mauerwerks: Die „promenade architecturale“ wird hier zum historischen und räumlichen Erlebnis.