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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Umbau eines bestehenden Gemeinschaftsschulgebäudes in eine Grundschule und Errichtung einer Einfeldsporthalle in Bietigheim

4. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

BAURCONSULT Architekten Ingenieure

Architektur

Hauck.Modelle Konzept + Realisation

Modellbau

Erläuterungstext

STÄDTEBAU UND FREIRAUM
Das bestehende Schulgebäude wird für die Erweiterungsflächen an den Stirnseiten verlängert und das aufgesetzte Holzdach zurückgebaut. Die längliche, 3-geschossige Kubatur der Grundschule findet an der nördlichen Grundstücksgrenze durch den Neubau der Sporthalle mit 2-geschossig organisiertem Umkleiden-Trakt samt Hausmeisterwohnung ihre Entsprechung. Beide Volumen sind in ihrer Staffelung leicht versetzt und spannen eine gemeinsame Mitte auf. Hier findet der eingeschossige Aula-Neubau als übergeordneter Veranstaltungsbereich mit dem künftigen Haupteingang Platz. Das homogene Ensemble ähnlicher Proportionen und gestaffelter Höhenniveaus fügt sich so verträglich in die Nachbarschaft ein.
Der großzügige Vorplatz gibt der Schule im Alltag und bei künftigen Veranstaltungen einen angemessenen Auftritt. Die überdachten Fahrradstellplätze liegen eingangsnah in Verlängerung der Sporthalle. Vor dem neuen Speiseraum wird ein einladendes Mensadeck ausgebildet. Der gesamte Pausenhofbereich ist als offene, vielfältige Campuslandschaft konzipiert und erstreckt sich von der mittigen, befahrbaren Spiel- und Parcours-Fläche über angrenzende Spiel-, Sport- und Kletterbereiche im Nordwesten bis hin zum Schulgarten und dem terrassierten Lernbereich im Südwesten, welcher zum tiefer gelegenen Werk- bzw. Atelierhof überleitet.
Die notwendigen PKW-Stellplätze sind im Süden entlang der Grundstücksgrenze organisiert. Hier findet auch die Küchen-Anlieferung Platz. An der nördlichen Grundstücksgrenze sind für den Vereinssport weitere Stellplätze eingangsnah zur Sporthalle platziert. Auch die Hausmeisterwohnung wird hier von Norden erschlossen.


INNERE FUNKTION UND ERSCHLIESSUNG
Der überdachte Haupteingang führt in ein helles, lichtdurchflutetes Foyer, welches als Aula genutzt für interne Veranstaltungen mit dem Musikraum verbunden werden kann. Für übergeordnete Veranstaltungen sind die benachbarte Mensa und die Sporthalle durch Schiebefaltwände zuschaltbar. Es entsteht insgesamt eine großzügige und multifunktionale Veranstaltungsfläche, welche durch die Küche zusätzlich angedient und bis in die Außenanlagen erweitert werden kann.
Die zentrale Haupttreppe des Bestandes wird durch Addition eines weiteren Treppenlaufes von der Aula kommend erschlossen. Im Schulalltag gelangen die Grundschüler so auf direktem Wege in die Jahrgangscluster der Obergeschosse. Diese sind als eigene, störungsfreie Nutzungseinheiten organisiert und werden durch hohe Transparenz, Schiebwände, Sitznischen und wechselnde Blickbeziehungen zusätzlich aktiviert. Die Klassen-, Team- und Differenzierungsräume gruppieren sich um eine gemeinsame Mitte und werden durch eine vorgelagerte Loggia als Lerndeck ergänzt bzw. belichtet. Bei künftiger 4-Zügigkeit kann diese zum Klassenraum ausgebaut werden, der bestehende neue 2. Rettungsweg bleibt erhalten. Zur barrierefreien Erschließung wird im sanierten mittigen WC-Kern ein Aufzug installiert.
Erdgeschossig sind der neue Lehrer- und Verwaltungsbereich sowie untergeschossig der Werkstattbereich ebenfalls als autarke Nutzungseinheiten mit eigenem Freibereich organisiert. Die Technik- und Lagerräume verbleiben im Bestandskeller. Die neue Sporthalle ist nach DIN geplant, verfügt zur externen Nutzung über ein eigenes Foyer und wird im Obergeschoss um eine Hausmeisterwohnung und eine Lüftungszentrale für die Sport- und Veranstaltungsbereiche ergänzt.


ÄUSSERE GESTALT UND KONSTRUKTION
Der Bestandsbau wird energetisch saniert und erhält eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus hellen, zementgebundenen Platten. Diese verleihen der Grundschule eine freundliche Erscheinung, gleichsam verspricht das Material eine angemessene Wertigkeit und Langlebigkeit. Die großformatigen, repetitiven Fensteröffnungen der Obergeschosse werden beibehalten und partiell zu Fensterbändern zusammengefasst. Die stirnseitigen Erweiterungsflächen schreiben dieses System fort, die Loggien der Lerndecks werden für einen künftigen Ausbau vorgerüstet. Die Gemeinschaftsbereiche des Erdgeschosses werden ihrer Funktion entsprechend durch großformatige Glasflächen als Pfosten-Riegel-Fassade rhythmisiert und belichtet. Das freigelegte Flachdach der Schule wird bekiest, Technikaufbauten zurückgebaut und die Sheddachfenster reaktiviert. Einen Farbakzent und ständig sanfte Bewegung der Fassade versprechen die Ausstellmarkisen des außenliegenden Sonnenschutzes.
Die massiven Wände der inneren Geschosse werden im Rahmen der Sanierung auf die tragenden Stb-Stützen zurückgebaut. Im Innenausbau sollen im Sinne der Flexibilität größtmöglich Leichtbauwände verwendet werden. Die freien Deckenuntersichten werden durch akustisch wirksame Holzlamellendecken mit integrierter Beleuchtung ergänzt, in den neuen Fußbodenaufbauten kommt Trittschalldämmung aus Holzfaser zum Einsatz. Warme Farben, hölzerne Einbauten und Böden sowie vielfältige Sichtverbindungen kennzeichnen den Innenraum.
Die Neubauten der Aula und Sporthalle erhalten die gleiche Fassadenbekleidung und werden aus Stb-Halbfertigteilstützen und -wänden sowie Stb-Decken mit Bauteilaktivierung errichtet. Auf den Dächern werden extensive Begrünung, Oberlichter und PV-Anlagen ergänzt.


TECHNIKKONZEPT
Für den Neubau wird die Energie zum Heizen über die bestehende Wärmeversorgung als Nahwärme im Untergeschoss angeschlossen. Künftig ist auch Fernwärme denkbar. Die Wärme wird im Schulgebäude über schnell regelnde Heizkörper an der Fassadenseite übergeben, erdgeschossig ist in den übergeordneten Veranstaltungs- und Gemeinschaftsbereichen Fußbodenheizung vorgesehen. Die Sporthalle wird mit einer Sportbodenheizung ausgestattet.
Die Baukonstruktion des Neubaus wird in massiver Bauweise hergestellt. Über Bauteilaktivierung werden vor allem die Decken mit Kälte temperiert. Die Grundlast für Wärme und Kälte wird über eine Wärmepumpe bereitgestellt. So kann über Nacht die Wärme aus der Phasenverschiebung Tag / Nacht effizient abgeführt werden und beide Gebäude auf einem niedrigen Temperaturniveau beheizt und gekühlt werden.
Die Luftversorgung der Schulräume erfolgt prinzipiell über Fensterlüftung, die bei Bedarf hybrid mit einer mechanischen Lüftung unterstützt wird. Die zentrale Lüftungsanlage befindet sich im Untergeschoss. Die vertikale Verteilung geschieht über die vorhandenen Schächte im Technik- und WC-Kern, horizontal wird über die flurseitigen Raumschichten verteilt. Die RLT-Anlage der Sporthalle versorgt ebenfalls die Aula, um Synergieeffekte nutzen zu können.
Die elektrische Energie für die Wärmepumpe wird über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Sporthalle erzeugt. Die Trinkwarmwasserbereitung erfolgt dezentral elektrisch, mit Ausnahme der Schulküche. Präsenzmelder und Tageslichtsensoren regeln automatisch die LED-Beleuchtung der Innenräume und werden durch Ausstell-Markisoletten und Textil-Blendschutz unterstützt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag sieht klar gegliederte Kubaturen vor, die sich aus dem Bestandsgebäude und dem II-geschossigen Neubau für die Einfeldhalle zusammensetzen, die von der Aula / Pausensaal verbunden werden. Die Körper fügen sich verträglich in den städtebaulichen Kontext ein und reagieren auch in ihrer Höhenentwicklung angemessen auf den umgebenden Gebäudebestand. Durch die Baukörper werden allerdings Freiräume definiert, die nicht ganz optimal von den vorgesehenen Funktionen genutzt werden können. Im Nordosten scheint der Vorplatz für die zu erwartenden 140 Schüler vor Schulbeginn etwas klein. Es fehlt im Pausenbereich ein Ruhebereich. Das Flächenangebot scheint jedoch insgesamt ausreichend.

Durch den angelagerten Stellplatzbereich im Südosten können Lehrerstellplätze hergestellt und auch die Anlieferung getrennt vom Schulweg der Kinder bewerkstelligt werden. Negativ zu bewerten ist aber die Lage der Stellplätze im Norden der Halle, die nur über den Gehweg angefahren werden können. Hier wäre eine Verlegung des Gehwegs wünschenswert. Die überdachte Abstellfläche für Fahrräder im Nordosten müsste bezüglich der Tiefe optimiert werden. Der Gehweg im Bereich zwischen Fußgänger-Überweg und Eingangsbereich ist zu schmal. Für die Umsetzung des Konzepts muss der Baumbestand weitgehend entfallen.

Die mögliche Erweiterung zweier Klassenräume ist zwar schon angedacht, aber das Konzept lässt die Erweiterung nicht ohne Umplanungen zu, was bei einem schnellen Bedarf seitens des Schulbetriebs fragwürdig aber nicht unlösbar erscheint. Besonders zu überdenken wäre diesbezüglich die Lage der beiden Fluchttreppenhäuser.

Das von der Gemeinde gewünschte „Herz der Schule“ im EG, das sich aus dem Eingangsbereich, der Aula, der Mensa und der Einfeldhalle zusammenschließen lässt - auch durch den direkten Bezug zum Pausenhof - im Erdgeschoss flexible schulinterne als auch externe Nutzungen zu. Dabei entstehen angemessen dimensionierte Innenräume und eine gute Orientierung.

Der Entwurf bietet interessante Blickbezüge und räumliche Qualitäten, auch im Verhältnis Innenraum – Außenraum. Die Reaktivierung der Sheddächer trägt zur Innenraumqualität der oberen Räume im Bestandsgebäude bei. Die Klassenräume sind angemessen proportioniert und gut nutzbar. Besonders positiv ist hier auch der Bezug zu den Lerndecks zu erwähnen.
Die Bewegungsräume sind gut proportioniert.

Im Vergleich zu den anderen Arbeiten lässt der Beitrag eine ökonomische Lösung erwarten.
Dies kann dem Entwurf sowohl hinsichtlich des Baus als auch der Unterhaltung zugebilligt
werde.

Die reine Bekiesung der Bestands-Flachdächer ist keine zeitgemäße Sanierungsmaßnahme, hier wären Aussagen zur Niederschlagswasser-Retention und zur Begrünung zugunsten ökologischer Aspekte wünschenswert. Gründächer haben auch mikroklimatische Funktionen, auch hinsichtlich der Hitzeregulierung. Warum dies nur für den Neubau vorgesehen ist, kann nicht nachvollzogen werden.

Die eingesetzten architektonischen Mittel sind insbesondere bezüglich der Fassadengestaltung etwas sparsam und erfordern auch bei der Detaillierung einer großen Aufmerksamkeit.

Die Qualität der Clusterstruktur erfüllt alle pädagogischen Anforderungen. Besonders positiv hervorzuheben ist das Lerndeck, das eine sehr wertvolle Erweiterung flexibel nutzbarer Flächen darstellt. Allerdings ist diese Fläche auch für die Erweiterung für zusätzliche Klassen gedacht. Das ist ohne grundlegende Überplanung der Grundrisse nicht möglich, insbesondere hinsichtlich der Positionierung der Fluchttreppenhäuser. Dies wird besonders schwer im Bereich der Küche im EG zu lösen sein.

Der Entwurf stellt einen wertvollen Beitrag dar, lässt aber Fragen zur Erweiterbarkeit, zur Ökologie und zur Zonierung der Freiflächen unbeantwortet.