modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 06/2021

Ein innovativ nachhaltiges Schulhaus - Neubau Primarschule Walkeweg in Basel (CH)

ein 5. Preis

rdmr architects v.o.f.

Architektur

IPJ Ingenieurbüro P. Jung GmbH

Bauphysik

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Tragwerksplanung

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «Nachhaltigkeit macht Schule» setzt das Schulhaus als kompakten Baukörper längs zur Friedhofmauer. Er ist vom Quartierplatz zurückversetzt und schafft somit Raum für einen Pausenplatz, der mit dem Quartierplatz verbunden ist. Das Projekt reagiert auf das Richtung Norden abfallende Terrain mit einem Geländesprung zwischen Quartierplatz und Schule. Dadurch entsteht gegenüber dem Quartierplatz eine Hochparterre-Situation. Die Verbindung zur Platzebene wird mit zwei grosszügigen Treppen-Brücken hergestellt. Mittig führt eine geschwungene, zweiläufige Treppe hinunter auf die untere Ebene zum Kindergarten und zur Turnhalle und ermöglicht Sichtverbindungen. Die Attraktivität dieses versenkten Aussenraumbereiches muss kritisch geprüft werden. Der Hauptzugang zum Schulhaus ist zentral auf den Quartierplatz orientiert. Vom leicht erhöhten Erdgeschoss tritt man in das Herzstück der Schule, das Forum. Über eine offene Halle wird ein von oben belichteter, anregender zentraler Begegnungs- und Lernort geschaffen. Im Erdgeschoss ist hier zugleich Foyer und Aula. In den Obergeschossen werden Gruppenarbeitsbereiche und Begegnungszonen angeboten. Über eine zentrale, grosse Treppe, welche auch als Tribüne für die Aula dient, gelangt man ins 1. Obergeschoss. 32 Rangierte Projekte Auf dem Dach stehen unter einer solaraktiven Pergola zusätzliche Pausenflächen zur Verfügung, welche z. B. auch als Pflanzgarten genutzt werden können. Weitere Pausenflächen werden auf jedem Geschoss auf den umlaufenden Balkonen angeboten. Diese sind Richtung Quartierplatz deutlich tiefer ausgebildet und mit diesem über eine grosszügige Aussentreppe und eine Rutschbahn verbunden. Diese schöne Idee hat leider zur Folge, dass der Tageslichteinfall in die dahinterliegenden Gruppenarbeitsbereiche stark reduziert wird. Der durch die zentralaxiale Anordnung von Eingang und Erdgeschosshalle und die erhöhte Positionierung des Gebäudes entstehende monumentale Ausdruck irritiert. Die dargestellte Erscheinung wird eher mit einer Hochschule assoziiert, als mit einer Primarschule und passt nicht so recht ins «Low Cost – Low Energy» Konzept des geplanten Quartiers. Die vorgeschlagene Erweiterung der Schule mittels Aufstockung ist denkbar. Innovationskraft und Konzepte zur Nachhaltigkeit Eine gesamthaft ausgelegte Innovationsgeschichte schlägt den Bogen über Quartier, Materialien, Energie, Klima, Wasser, Biodiversität, Flexibilität und Pädagogik und führt zu einem Gebäude, das mit einem integrativen Ansatz all diese Themen zusammenführen will. Das Resultat ist ein Gebäude mit einer Platten-Stützen- Konstruktion aus Holz und Lehm mit umlaufenden Balkonen, einem Forum als Begegnungsort und einer Dachterrasse mit einer grossmassstäblichen Pergola. So entsteht ein vergleichsweise grosser Footprint. Die Photovoltaik-Anlage auf der Pergola dient der Energie-Produktion (Strom) und ein Eisspeicher der Energiespeicherung (Wärme). Die Holzkonstruktion gewährt Flexibilität und modulare Anpassbarkeit. Der Lehmanteil ermöglicht Speichermassen in den Decken aller Räume. Kritisch wird die starke Versiegelung des Grundstücks gesehen. Ein möglicher Ausgleich durch ein begrüntes Dach wird nicht angeboten, stattdessen befindet sich eine Photovoltaik- Anlage auf der Pergola und schränkt dort die Belichtung des darunterliegenden Forums ein (Glas ist mit Photovoltaik bedruckt und damit wenig transparent). Auch die vorgelagerten Balkone müssen wegen der schlechten Belichtung der Klassenzimmer hinterfragt werden. Für Kühlung und sommerlichen Wärmeschutz wird Begrünung und Bepflanzung der Balkone vorgeschlagen, auf der Ost- und Westseite bräuchte es weitere Massnahmen. Die grosse Sammlung der Themen führt zu einer Beliebigkeit, die in einer weiteren Präzisierung konkretisiert werden muss. Soziale Nachhaltigkeit und Mehrwert fürs Quartier Das Projekt kommuniziert im wahrsten Sinne mit der Quartieröffentlichkeit: Von weitem sichtbar ist der Abgang zur Turnhalle, die ausserhalb der Schulzeiten von Vereinen genutzt werden kann. Im Hochparterre wird die Nachbarschaft vom zentralen Forum mit seiner Sitztreppe empfangen, die der Schule einen dezidiert öffentlichen Charakter verleiht und ihr eine unverwechselbare Identität verschafft. In der Vertikalen vermitteln die grosszügigen, begrünten Balkone hin zum Quartierplatz, dass auch der öffentliche Dachgarten für die Quartierbevölkerung zugänglich ist. Er schafft eine Referenz an die frühere Kleingartenkolonie und mithin ein symbolisches Band zwischen der Geschichte des Territoriums und seiner Zukunft als ökologisch und sozial nachhaltige Schule. Nutzersicht Das grosse Gebäude schafft durch seine Setzung verschiedene Aussenräume, welche jedoch aufgrund der grossen Grundfläche eher klein sind. Die Adressierung erfolgt klar gegen den Quartierplatz. Der zentrale Eingang der Schule wird allerdings durch die vorgelagerte Erschliessung ins Untergeschoss zu den Turnhallen konkurrenziert. Der breite Laubengang gegen Süden schafft attraktive Aussenbereiche. Die innere Organisation der Schule ist klar strukturiert. Das zentrale Forum bildet das Herz der Schule und soll gleichzeitig auch als Aula dienen. Diese Gleichzeitigkeit von zentralem Treppenaufgang und Aula schränkt die Nutzung für die Schule entsprechend ein. Allgemein muss Belichtung und Akustik in der weiteren Bearbeitung geprüft werden. Die nach Osten ausgerichteten, zweigeschossigen Kindergärten bieten eine hohe räumliche Qualität. Qualität Freiräume Das Gebäude weist einen grossen Fussabdruck auf, wodurch Resträume entstehen. Städtebaulich wirkt die Raumzonierung zwar stimmig, jedoch zeigt sich, dass die Nachbarschaftsbildung durch das breite Volumen schwierig ist. Die Programmierung der Veloständer zum Werkhof ist denkbar. Der nördliche, eher grünere Aussenraum und die Gestaltung der Naturschonzone entsprechen den Vorgaben. Der Freiraum östlich zum Quartier bietet Spielgeräte und auf dem Quartierplatz werden Spiel und Sport angeboten. Die Projektidee zeigt viele Möglichkeiten und Ideen, muss aber in der Überarbeitung noch präzisiert werden. Résumé Das Verfasserteam von «Nachhaltigkeit macht Schule» erzählt eine fundierte Innovationsgeschichte, die anregend vermittelt wird. Es setzt die Themen in einem schlüssigen Entwurf um. Die Angemessenheit des monumentalen Ausdrucks für eine Primarschule wird in Frage gestellt.
Lageplan

Lageplan