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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021

Laborneubau Haus 6: Haus für Forschung und Bildung in Rosental-Mitte, Basel (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 54.000 CHF

Itten+Brechbühl AG

Bauingenieurwesen, Projektsteuerung

Kunz und Mösch Architekten

Architektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

Probst + Wieland AG

TGA-Fachplanung

Corenta AG

TGA-Fachplanung

Lemon Consult GmbH

Energieplanung

Laborplaner Tonelli AG

sonstige Fachplanung

Christoph Etter Fassadenplanungen

Fassadenplanung

RISAM AG | Risk- & Safety Management AG

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Der aus zwei übereinandergestapelten Volumen bestehende Baukörper integriert sich schön in den städtebaulichen Kontext. Das untere Volumen nutzt die gesamte Parzellenfläche aus. Es rückt wie das Nachbargebäude des FMI leicht konisch von der Strassenflucht ab, wodurch eine Vorzone entsteht, die den Besucher über einen drei geschossigen Hof zum Haupteingang führt. Ein zweiter Eingang befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite an der Bleichestrasse im Arealinneren. Die beiden Seiten sind über einen grossen, gedeckten Aussenraum, der seitlich entlang der zurückgesetzten Längsfassaden führt, miteinander verbunden. Eine innere Verbindung zwischen den beiden Eingangsbereichen besteht nicht. Zwischen dem unteren und dem oberen Volumen befindet sich der Mittelpunkt des Hauses: die «Stadtterrasse». Die umlaufende Terrasse ist zur Maulbeerstrasse hin gegen den Himmel offen und für die Allgemeinheit zugänglich. Sie ist ein städtebaulich integrativer Ort für alle von überzeugendender architektonisch-räumlicher Qualität. Ein Ort für informelle Gespräche und spontane Treffen. Das Dach liegt mit 30m Höhe genau unter der Hochhausgrenze. Das oberste Band der Fassadenverkleidung ragt darüber hinaus, um die dahinterliegende Haustechnik zu verstecken. Es verleiht dem Gebäude seinen markanten Abschluss. Die horizontale Gliederung des Baukörpers wird auch durch die Fassadengestaltung mit umlaufenden, horizontalen Fenster- und Brüstungsbändern fortgeführt. Sie gibt dem grossen Gebäude eine schöne Massstäblichkeit. Die ca. 3m hohen Verglasungen versorgen die Räume grosszügig mit Tageslicht, verursachen aber auch hohe solare Energieeinträge. Die Brüstungen bestehen aus Solarpaneelen. Sie hängen von der Fassade abgewinkelt ins Fensterlicht, um den Energiegewinn zu maximieren und gleichzeitig die Verglasung vor der direkten Sonneneinstrahlung zu schützen. Eine Überprüfung der Funktionalität der PV-Paneele hinsichtlich der geplanten Hochhäuser auf den Nachbarsparzellen kam zum Schluss, dass diese mittels einer umfassenden Tageslichtsimulation abschliessend zu prüfen wäre.
Alle Geschosse sind über Atrien miteinander verbunden. Sie unterstützen die geschossübergreifende Kommunikation und schaffen informelle Begegnungsmöglichkeiten. Wendeltreppen verbinden das untere und das obere Atrium mit der Stadtterrasse, wo sich die Seminarräume und die Science Lounge befinden. Die vertikale Erschliessung ist funktional und attraktiv. Die verglasten Treppenkerne befinden sich nicht in der Mitte, sondern an der Nord- und der Südfassade bei den Eingängen. Dies ermöglicht eine flexible Nutzung des Mittelbereichs und die Trennung und separate Erschliessung der Laborzonen, Mischzonen und der Nicht-Laborzonen. In den oberen Etagen sind die Laborzonen geschossübergreifend durch ein zentrales Atrium verbunden. Dass sich auch die Seminarräume in dieser Zone befinden, widerspricht der konsequenten Trennung der Hygienezonen. Die bipolare Erschliessung ermöglicht es in Zukunft, die Geschosse für mehrere Mieter zu unterteilen. Das offene Atrium und die schmalen Schreibzonen entlang der Fassade bringen allerdings gewisse Einschränkungen mit sich. Das Stützenraster von 7.20m x 10.80m ermöglicht eine flexible, modulare Aufteilung der Laborflächen. Allerdings betrachtet das Preisgericht die dezentralen Haustechnik-Steigschächte kritisch, weil sie die Flexibilität der Labornutzung einschränken und spätere Nachrüstungen aufwendig machen. Die geringen Geschosshöhen von 4.24m werden ebenfalls als kritisch beurteilt. Zu beachten ist auch, dass das Abwasser der oberen Haustechnik-Steigzonen unter der Decke im dritten Obergeschoss an die seitlichen Steigschachte geführt werden muss. Die Flexibilität der Labore ist etwas eingeschränkt, weil die Nebenräume in der gleichen Schicht untergebracht werden müssen, da die Fläche in der Mitte wegen des Atriums nicht zur Verfügung steht. Die Schreibzonen entlang der Fassaden sind sehr schmal, was nachteilig zur Folge hat, dass ein Drittel der Schreibplätze keinen direkten Sichtbezug zum Labor aufweist. Die Logistik ist gut gelöst in Form einer grossen, zusammenhängenden Fläche im Erdgeschoss für Anlieferung und Logistik. Die Verteilung auf die Geschosse erfolgt mit zwei Warenliften. Unbefriedigend gelöst ist dagegen die Garagenzufahrt. Es fehlt ein Wartebereich und die Rampe ist nur einspurig befahrbar. Anstelle der geforderten 200 Parkplätze sind nur deren 182 ausgewiesen. Das Projekt weist gegenüber der im Raumprogramm geforderten HNF eine leicht grössere HNF auf. Vor den Labors hat es nicht genügend Auswerteplätze. Die Labore und Werkstätten im 2. Untergeschoss werden nicht mit ausreichend Tageslicht versorgt und können deshalb nicht als permanente Arbeitsplätze genutzt werden. Die integrale Fassadengestaltung mit den halbtransparenten PV-Elementen ist ein innovativer Ansatz. Die Verwendung von leistungsstärkeren PV-Elementen auf dem Dach wäre allerdings effizienter. Es braucht zwei Technikzentralen, was weniger effizient ist als eine. Von der Wirtschaftlichkeit her steht das Projekt im Vergleich gut da, obwohl es wegen der grösseren Hüllfläche und den Auskragungen einen relativ hohen Preis /m2 hat, weil die Flächeneffizienz gut ist und die Volumen kompakt sind. Die Aufwandschätzung für den Betrieb ist eher hoch, da eine Befahranlage wegen der PV-Module nicht funktioniert.