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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2021

Neubau Klinik Wald für die Zürcher RehaZentren (CH)

3. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Miller & Maranta

Architektur

Raymond Vogel Landschaften AG

Landschaftsarchitektur

Perita AG

Projektsteuerung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

EBP Schweiz AG

Bauingenieurwesen

Teamplan GmbH

Bauingenieurwesen

AFC Air Flow Consulting AG

Brandschutzplanung

Filippo Bolognese Images

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektonisches Konzept
Die Projektverfasserinnen und Projektverfasser wählen aufgrund der ausserordentlichen Lage auf der Krete des Faltigbergs eine stark landschaftsbezogene Architektur. Durch die Materialwahl und Gliederung wird das markante und zugleich lichte Bauwerk verortet. Gemäss Verfasser bietet die neue Klinik ein «inneres räumliches Erlebnis» für die Patientinnen und Patienten. Der innere Lichthof mit der geschwungenen Treppe regt gleichermassen zur Kontemplation und Bewegung an. Die Umgebung wird zurückhaltend und naturnah als «Waldgarten» für die Rehaklinik gestaltet. Dabei dienen einerseits Landschaftsgärten der europäischen Kulturgeschichte als Vorbild und andererseits findet die Konzeption die Inspiration aus der Analyse der Schichtrippenlandschaft mit den zahlreichen Waldfragmenten an den Kanten der Schichtrippen. Es resultiert ein Gartenanlage mit hohem Anspruch an Stenographie. Zugleich dient der entworfene «Waldgarten» für die im kantonalen Bericht des Gestaltungsplanes geforderte «aktive» Erholung und Freizeitaktivitäten.

Raumkonzept, Nutzungsverteilung und Funktionalität
Das gewählte Raumkonzept resultiert gemäss Verfasser aus der „aussichtsreichen“ Lage und der „herrlichen“ Landschaft. Die Patienten und Besucher gelangen über eine sanft geschwungene Zufahrt zum gut besonnten Vorplatz im Südosten. Der Haupteingang steht in idealer Beziehung zum Empfang, der Cafeteria mit der Aussenterrasse und der grosszügigen Aufenthaltslounge. Bestechend ist die Situierung der Therapieräume nahe dem Haupteingang. Als elementare Haupträume für die Klinik befinden sich diese Nutzräume an bester Lage im Erdgeschoss. Die Patienten sind auf dem Faltigberg um gesund zu werden - entsprechend positiv wird diese attraktive und sichtbare Situierung vom Betrieb beurteilt. Eine geschwungene Treppe und ein grosszügiger Luftraum verbinden als zentrale Klinikmitte alle Geschosse. Im Dachgeschoss befinden sich das Restaurant für die Patienten und Mitarbeitenden sowie der Konferenzbereich. Das Attikageschoss bietet umlaufend Aussensitzbereiche mit grandioser Weitsicht, einzigartiger Atmosphäre und dem gesamten landschaftlichen Panorama. Die Projektverfasser erkennen den erhöhten Aufwand im Bereich der Speiselogistik und kompensieren das Defizit mit einem zusätzlichen Logistikaufzug für den Küchenbereich im 1. Untergeschoss. Das attraktive Restaurationsgeschoss auf dem Dach ist ein Alleinstellungsmerkmal des Projektvorschlages. Aufgrund des Raumkonzeptes werden jedoch externe Gäste und Wanderer für die Konsumation im Restaurant mitten durch die Klinik geführt, was bei hoher Frequenz an sommerlichen Wochenenden zum Nachteil werden kann. Die Bäder der Patientenzimmer sind nicht behindertengerecht angeordnet.

Konstruktion
Die neue Klink tritt als markanter und landschaftsbezogener Holzbau in Erscheinung. Die im Grundriss geschwungene Balkonschicht mit vertikalen Holzstützen verleiht gemeinsam mit den Holzfenstern und dem textilen Sonnenschutz einen wohnlichen Charakter. Konstruktiv wird ein Hybridbau in Holz und Betonbauweise vorgeschlagen. Die Orientierung des Gebäudes in alle Himmelsrichtungen wird durch die einheitliche Fassadengestaltung unterstrichen. Im Innern werden die breit dimensionierten Erschliessungsräume aus Stahlbeton durch Holzoberflächen zu wohnlichen Gemeinschaftsbereichen. In den Zimmern sind die Wände und Decken hell verputzt, womit das einfallende Tageslicht in die Tiefe des Gebäudes getragen wird. Einzelne Patientenzimmer sind aufgrund der Grundrissanordnung durch die geschwungenen Balkone und teilweise vorgerückten Nachbarzimmer stark benachteiligt. Die Balkonschicht wirkt leicht und grosszügig. Der vorgesehene Sonnen- und Sichtschutz als textiler Vorhang ist aufgrund der stark windexponierten Lage im Alltag kaum praktikabel. Das Brandschutzkonzept gestaltet sich aufwendig. Die Brandschutzlösungen für den Lichthof führen zu merklichen Abweichungen bei der Innengestaltung im Vergleich zu der vorliegenden Visualisierung.

Wirtschaftlichkeit und Energie
Die Gebäude- und die Tragstruktur ist konsequent strukturiert. Das Steigzonenkonzept fehlt gänzlich und in der Schnittlösung werden aufwendige Etagierungen notwendig. Der Lichthof bedingt für die Erfüllung des Brandschutzes und der Statik kostenintensive Lösungen. Die geometrisch freie und umlaufende Balkonschicht fordert zahlreiche aufwendige Detailanschlüsse. Das Projekt liegt im Quervergleich bei den teuersten Beiträgen. Aufgrund der Vor- und Rücksprünge vermag die Tageslichtqualität der Bewohnerzimmer nur teilweise zu überzeugen. Zusätzlich fehlen in den Regelgeschossen die Räume für Pflegedienstleistungen (Arztzimmer), was betrieblich nachteilig ist und langfristig die Betriebskosten negativ beeinflusst.

Landschaftliche Einbindung / Aussenraum
Die Umgebung und das Gebäude ist ungenügend kotiert, so dass die Einbindung in das Terrain nicht eindeutig beurteilt werden kann. Die Visualisierungen lassen den Eindruck aufkommen, dass das Gebäude ohne Sockel auskommt, was aber angesichts der gegebenen Topgraphie kaum möglich erscheint. Auch die grosse Vorfahrt verursacht mutmasslich erhebliche Terraineingriffe, die nicht abgebildet werden. Der ‚Waldgarten‘, der im Erläuterungstext vielversprechend beschrieben wird, bleibt in der planlichen Umsetzung unklar und die angestrebte Stimmung ist nicht erkennbar. Die breite Zufahrtsstrasse, begleitet von einer beidseitigen Baumreihe aus Linden wirkt dominant und steht im Widerspruch zum Konzept des ‚Waldgartens‘. Die Vorfahrt endet in einem Wendekreis und in einer direkt anschliessenden Terrasse mit wenig Aufenthaltsqualität. Das Wegnetz knüpft zwar an die bestehenden Wanderwege an, bietet aber im nahen Umfeld des Gebäudes für eingeschränkt mobile PatientInnen wenig Möglichkeiten, da keine zusammenhängenden, hausnahen Rundwege konzipiert werden. Therapiegarten, Raum der Stille und Rastplatz sind wichtige Freiraumelemente, die jedoch nicht weiter ausformuliert werden, die gestalterische Intention bleibt unklar. Durch die stark auskragenden Balkonvorzonen entstehen im Erdgeschoss nicht beregnete Zonen, die kaum begrünt werden können. Die Aussenraumgestaltung ist insgesamt wenig ausgearbeitet und es bleiben vor allem hinsichtlich der angestrebten Terraingestaltung offene Fragen.

Gesamtwürdigung
Der Projektansatz „Girasole“ besticht mit einem unerwarteten Raumkonzept. Der einladende Lichthof mit der grosszügigen Aufenthaltslounge und die erdgeschossigen Therapieräume direkt neben dem Haupteingang überzeugen aus betrieblicher Sicht. Die landschaftsbezogene Architektur prägt den identitätsstiftenden Gesamteindruck. Die Anordnung des Restaurationsbereiches im Attikageschoss verleiht dem Projekt im Quervergleich eine Sonderstellung und ist zugleich betrieblicher Schwachpunkt.