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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2021

Um- und Neubau Fachhochschulzentrum Graubünden in Chur (CH)

3. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Penzel Valier AG

Architektur, Bauingenieurwesen

Takt Baumanagement AG

Projektsteuerung

Krebs und Herde GmbH

Landschaftsarchitektur

Gruner AG, Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Gartenmann Engineering AG

Bauphysik

Indievisual AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept sieht einen viergeschossigen, von der Strasse abgerückten Baukörper auf der nördlichen Parzelle vor, der das Wettbewerbsprogramm abdeckt.Er übernimmt die Ausrichtung des Bestandesbau P57 und bildet mit ihm ein gleichberechtigtes Paar, das den Hochschulcampus gegen die Stadt begrenzt. Dazwischen öffnet sich ein grosser, strassenübergreifender Aussenraum, der Hochschulplatz, flankiert von der historischen Schaltstation und offen gegen die Landschaftsallmend. Der Bestandesbau P57 wird um eine Terrasse mit Freitreppe ergänzt und partizipiert so am zentralen, hochwertigen Freiraum, der zum Herzstück und zur Adresse des neuen Hochschulzentrums wird. Die nachzuweisende erste Erweiterung erfolgt als Anbau an den bestehenden Hauptbau P57 und verankert diesen zusätzlich am Hochschulplatz.Die aussenräumliche Gestaltung lässt dies zu und zwischen den beiden Hauptbauten entsteht eine Angleichung der Baumassen. Die sorgfältige volumetrische Setzung etabliert eine städtebauliche Komposition und Systematik die sich längerfristig weiter entwickeln lässt, ohne die vorhandene Qualität einzubüssen. Mit einem platzseitig eingezogenen, überhohen Erdgeschoss und dem zurückspringenden Dachgeschoss weist der Neubau einen klassischen, mehrteiligen Aufbau auf.Der Ausdruck des Baukörpers wird geprägt von umlaufenden, abgelösten Bändern aus PV-Modulen, die sich allseitig als dreidimensionale Filterschicht um den Baukörper legen und ihn gliedern.Durch ihre Transparenz erzeugen sie eine Tiefenwirkung und gewähren eine anteilhafte Fixverschattung. Im Zwischenraum zur rationellen Aluminium-Glasfassade erweitern offene Gitterrostbalkone den Innenraum und dienen der Aufnahme der Fassadenbegrünung.In ihrer dezenten Farbigkeit schaffen die PV-Module einen Bezug zur Kupferbekleidung der Bestandesfassade und in der allseitigen und grossflächigen Anordnung mit nur schmalen Sichtschlitzen wird die nachhaltig Strom produzierende Fassade zum ästhetischen und ideellen Ausdruck der Fachhochschule. Im Innern wird, gleich wie im Bestandesbau, auch im Neubau erdgeschossig, leicht exzentrisch, ein stützenfreier Oberlichtraum angeboten. Darüber öffnet sich über alle Obergeschosse ein begrünter Hof, dessen vier Ecken jeweils von einem Erschliessungskern besetzt sind.Diese einfache Struktur erlaubt es, entlang der äusseren und inneren Fassaden, gut proportionierte und belichtete Raumschichten anzubieten, die von einer umlaufenden Erschliessung getrennt sind.Die exzentrische Hofposition und die Variation der Raumtiefe um den Hof weitet die Kommunikationszone im Vorbereich der Haupterschliessungen.Durch partielles Weglassen der inneren Raumschicht stösst die Erschliessung wechselnd an den Hof und schafft Platz für ruhigere Zonen und studentische Arbeitsbereiche.Im Dachgeschoss wird der Aussenbezug der Erschliessungsräume invertiert.Der Innenhof ist allseitig von Räumen umgeben, dafür öffnen sich die Ateliers auf die umlaufende Dachterrasse. Die Kommunikationsflächen sind eher knapp bemessen und trotz lokaler Doppelgeschossigkeiten in der Vertikalen kaum durchlässig. Die Situierung des kompakten Neubaus an der nördlichen Parzellengrenze ermöglicht einen maximal grossen zusammenhängenden Freiraum, den Hochschulplatz an dem auch die geschützten Bestandesbauten partizipieren.Allseitig führen öffentliche Übergänge in die disperse Umgebung und vernetzen diese mit dem Hochschulcampus.Eine strassenübergreifende Gestaltung mit einem einheitlichen Betonbelag mit eingeschriebenen Vegetations- und Nutzungsinseln schafft ein Raumkontinuum über die querende Pulvermühlestrasse und den beiden Hauptbauten angemessene Vorbereiche.Sowohl der Aussenbereich der Kinderkrippe in der ehemaligen Schaltstation als auch das Transformatorenhaus integrieren sich unaufgeregt in die übergeordnete Gestaltung.Entlang des Mühlbachs ist der Aussenraum naturnah und führt selbstverständlich in den Landschaftsraum über. Der Entscheid die Personenströme nicht über abgehobene Kunstbauten, sondern durch den natürlichen Stadtraum zwischen den Gebäuden zirkulieren zu lassen, bedingt einen adäquaten gestalterischen Umgang mit der Strasse.Mit einer langgezogenen Mittelinsel, auf der Strasse halten den Stadtbussen und einem breiten Fussgängerübergang wird der Verkehrsfluss im Platzbereich gezielt gebremst und ein sicherer Übergang gewährleistet. Auf dem Areal beschränkt sich der motorisierte Verkehr auf die Anlieferung entlang der Grenze zur Giesserei und der geschickt unter der neuen Eingangsterrasse des Bestandesbaus P57 angeordneten Tiefgarageneinfahrt.Die Pulvermühlestrasse wird unterirdisch gequert und so die Abstellplätze unter dem Nordbau erschlossen.Fahrradabstellplätze sind über das ganze Areal verteilt und punktuell an zwei Orten innerhalb der Gebäude konzentriert. Die klare und einfache Volumetrie des Neubaus setzt sich auch in einer klaren und einfachen Struktur im Innern fort.Das durchgängige Tragwerk besteht aus einem grosszügigen Stützenraster, vier aussteifenden Kernen sowie Betondecken.Variiert wird es lediglich mit dem als Holzbau ausgeführten Attikageschoss und den erdgeschossigen, stützenfreien Grossräumen und der eingangsseitigen Auskragung.Hier werden die Decken an Zugstäben aufgehängt, um die Lasten über Streben in die Fundamente abzuleiten.Die horizontal wirkenden Ablenkkräfte werden von den Geschossdecken übernommen.Die gewählte Struktur ermöglicht es, die Erfordernisse des Raumprogrammes präzis umzusetzen und gewährleistet ein hohes Mass an Flexibilität.Die konventionelle Ausbildung in Beton mit üppigen Konstruktionsstärken vermag nicht zu überzeugen.Im Sinne der geforderten Nachhaltigkeit wäre hier ein effektiverer Einsatz von Ressourcen gewünscht. Die räumliche Organisation sind übersichtlich und zweck-mässig.Direkt am Platz liegt der Hauptzugang gefolgt vom Foyer, daneben die Mensa mit den Multifunktionssälen in der Gebäudemitte und fassadenseitig Cafeteria und Hörsaal.Diese Raumgruppe verfügt über einen unmittelbaren Bezug zum Hochschulplatz und lässt sich auf vielfältige Weise kombinieren und an unterschiedlich grosse Anlässe anpassen.Auch direkt am Foyer stehen die zwei grösseren Kerne mit den beiden über alle Geschosse reichenden Haupttreppen.Die zwei kleineren Kerne sind untergeordnet positioniert und dienen der Gebäudeversorgung und Entfluchtung. Die Vertikalerschliessung ist übersichtlich und durchgängig, aber in ihrer Kapazität zu knapp dimensioniert.Die ausschliessliche Anordnung der Treppen in den Kernen verhindert eine wünschenswerte Offenheit und Grosszügigkeit im Übergang der Geschosse. Rückwärtig im Erdgeschoss verfügt das Baulabor und die Anlieferung über eine direkte Aussenerschliessung. Im ersten Obergeschoss liegt prominent zum Platz die Bibliothek, während sich entlang der restlichen drei Fassaden Labore aufreihen. In den weiteren Obergeschossen finden sich die Unterrichts- und Arbeitsräume, speziell erwähnt die attraktiven studentischen Ateliers im Dachgeschoss. Wohl dem kompakten Volumen geschuldet, liegen nebst Lager- und Archivräumen auch einige Seminarräume im Untergeschoss, mehrheitlich ohne Tageslicht und ohne räumlichen Bezug zum Eingangsgeschoss.Die zu erstellenden Parkplätze bedingen ein zweites Untergeschoss, das aber zumindest gut mit der Höhenlage der unterirdischen Strassenquerung korrespondiert. Mit der kompakten Volumetrie und der übersichtlichen Organisation der Grundrisse lässt sich das geforderte Raumprogramm abbilden, jedoch wenig Raum für Kommunikation und Interaktion schaffen. Auch der bisherige Hauptbau kann kaum partizipieren.Die erforderlichen Umbaumassnahmen sind rücksichtsvoll und beschränken sich auf infrastrukturelle Anpassungen.Genutzt soll er durch das Departement EMA werden. Das Projekt erfüllt die gestellten Anforderungen zur Nachhaltigkeit.Es überzeugt durch einen kleinen Fussabdruck und lässt viel Umgebungsfläche unversiegelt. Die gute Kompaktheit, die Holzbauweise im Dachgeschoss und auch die geringe Eingriffstiefe im Bestand führen zu günstigen Werten bei der Grauen Energie.Dem stehen üppige Betonvolumen bei den schlaff bewehrten Betondecken gegenüber.Trotz des teilweise knappen Dämm-standards (insbesondere im Brüstungsbereich) werden die Anforderungen im Betrieb sehr gut erfüllt, dies auch dank der hohen Eigenproduktion.Die thermische Behaglichkeit dürfte in allen Jahreszeiten gewährleistet sein.Allenfalls ist der Glasanteil an der Fassade zu reduzieren. Der Einfluss auf die Tageslichtnutzung der ausgestellten PV-Module ist kritisch zu überprüfen. Das Projekt CUPRUM macht einen überzeugenden städ-tebaulichen Vorschlag mit präzis gesetzten Volumen in einem belebten und vernetzten Stadtraum. Als «begrüntes Solarkraftwerk» generiert der Neubau einen umweltbewussten, innovativen aber auch praxisnahen Ausdruck, der die Wahrnehmung der erweiterten Fachhochschule Graubünden massgeblich prägt, jedoch auch genügend Kraft hat, im heterogenen vorstädtischen Umfeld zu bestehen.In seiner Kompaktheit schafft er eine dichte Bildungs- und Forschungswelt, mit hoher Flexibilität.Und mit der durchgängigen, regelmässigen Struktur gelingt es ein robustes Umfeld für den Hochschulbetrieb zu schaffen, das aber zu wenig offen und durchlässig scheint, um die gewünschte interdisziplinäre Kommunikation und Zusammenarbeit zu fördern.