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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2021

Neukonzeption Strandhalle und Wohnunterkunft auf Spiekeroog

2. Preis

Preisgeld: 11.500 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die neuen Baukörper der Strandhalle und der Wohnunterkunft nehmen die Dachform und Firstrichtung der Strandkorbhalle auf.
Mit ihrer differenzierten Höhenstafflung sind die Bauvolumina in ihrer Hierarchie von weitem erkennbar und gut in die Landschaft integriert. Die vorgeschlagene Leichtigkeit der Konstruktion ist der Typologie des Tragwerks und der ´klappbaren´ Fassade ablesbar und verspricht einen lichten Raumeindruck. Dabei unterstützt die stabförmige Struktur des Skelettbaus und die warme Oberflächenanmutung der sichtbar belassenen Holzbauteile die Atmosphäre des Raumeindrucks.
Die neue Strandhalle verschafft sich durch die Verschiebung des Baukörpers auf dem vorhandenen Untergeschoss geschickt einen auf drei Seiten umlaufenden Außensaum.
Der Rücksprung bricht gleichzeitig die Vertikalität der Gebäudeanmutung in einer dem Ort angemessenen Weise. Der Bereich für die Außengastronomie auf der Nordseite erscheint ausreichend großzügig dimensioniert für die zu erwartende Besucherzahl. Der Grundriss für den SB-Bereich im Erdgeschoss sieht eine klug positionierte, längsgerichtet Kochinsel und Ausgabe vor, welche ein schlüssiges Gefüge aus zwei Hauptbereichen (Nord/West und Süd/Ost) erzeugt. Beide Bereiche profitieren von den spannenden Hauptblickrichtungen in die Dünenlandschaft.
Der Zugang zum SB-Bereich erfolgt von Osten und Norden, wo sich auch die Räume der Strandkorbvermietung, des Eisverkaufs und der Aufzug befinden. Die Ballung dieser drei in der Hauptsaison stark frequentierten Anlaufstellen für die Gäste ist funktional und im Hinblick auf den intendierten Aufforderungscharakter zu kritisieren.
Die auf der Nord-Ost-Seite gelegene breite Freitreppe lädt den Besucher ein, das Bistro im Obergeschoss zu besuchen und stellt einen überzeugenden Entwurfsansatz dar, der jedoch in der dargestellten Form noch Fragen aufwirft. So wird bspw. nicht deutlich, wie sich die (teilweise funktional erforderliche) Wandausbildung unter der Treppe auf die Charakteristik dieses Raums auswirkt; die Gefahr einer ´Vermüllung´ dieser Ecke ist vorhanden.
Die Raumorganisation des Bistros überzeugt im Wesentlichen durch einen funktional gut geschnittenen Sitzbereich und den Außenbalkon auf der Nord- und Südseite.
Insbesondere im Winterbetrieb unterstützt diese Orientierung die Wahrnehmbarkeit des Gastraums von Slurpad und vom Hauptstrand kommend. Allerdings verhindert die Positionierung des Sanitärkerns die abendliche Wahrnehmbarkeit des Sonnenuntergangs. Auch im Bistro verspricht das vorgeschlagene sichtbare Tragwerk mit den Holzoberflächen und den Raumaussicht Maßnahmen eine schöne Raumatmosphäre.
Das Konstruktionsprinzip in vorgefertigter Holzbauweise ist glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt und lässt dahingehend grundsätzlich eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Diese Annahme kann allerdings nicht gleichermaßen für die vorgeschlagene Gestaltung der Fassade gelten: Die sehr großzügige, geschosshohe Verglasung löst u.a. einen hohen Reinigungsaufwand aus und wirft in dem extrem exponierten Standort (Flugsand, Salz) auch funktionale Fragen, bspw. nach den alltäglich problemlosen Öffnungsmöglichkeiten der Elemente, auf. Die Konstruktion dieser für die Außendarstellung wichtigen Funktion bleibt unbewiesen.
Die vorgeschlagenen Klapplamellen stellen ein interessantes und potenziell starkes Entwurfselement dar, allerdings wird auch hier die Durabilität angesichts der besonderen Standortverhältnisse in Frage gestellt.
Die Aussagen zum Umfang der transparenten Fassadenanteile bleiben im Grundriss und den Ansichten vage bzw. inkohärent, was letztlich die Bewertung des Entwurfes erschwert. Die den perspektivischen Darstellungen zugrundeliegende Idee größtmöglicher Leichtigkeit und Luftigkeit wird verstanden, allerdings ist die ´realistische Durchlässigkeit´ schwer ablesbar.
Das in der Höhe abgesetzte Apartmenthaus überzeugt durch seine in die Landschaft eingebettete Volumetrie. Die Apartments erzeugen auf kleiner Fläche eine hohe Nutz- und Wohnqualität. Die flexibel nutzbaren Gemeinschafträume im Erdgeschoss erlauben verschiedene Nutzungen und sind gut positioniert.
Insgesamt verspricht der Entwurf eine Leichtigkeit der Architektur, die der Aufgabe angemessen ist. In der Umsetzung erscheint die dargestellte Transparenz jedoch nicht durchgängig erreichbar. Die Sichtbarkeit der Lösung mit der angebotenen räumlichen Atmosphäre ist von hoher Qualität und eine angemessene Antwort auf die komplexe Aufgabe.