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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Bürgerpark im York-Quartier in Münster

3. Preis

Preisgeld: 8.460 EUR

MERA GmbH

Landschaftsarchitektur

Filon Architekturvisualisierung & Bildbastelei

Visualisierung

Erläuterungstext

Ein Bürgerpark mit historischer Struktur
Das Konzept sieht eine formal-strenge Gliederung vor. Es zielt darauf ab, die historische Struktur der Freiflächen mit dem bedeutsamen Baumbestand so weit wie möglich zu erhalten. Alle neuen Nutzungsangebote des Konzeptes fügen sich in das gewachsene Bild des baumbestandenen Rasenfeldes behutsam ein.
Das Schema der Verkehrs- und Freiraumhierarchie zielt auf eine funktionale und nutzungsorientierte Verknüpfung mit den angrenzenden Gebäuden ab. Damit verbunden ist auch die Reaktivierung der historischen Achse und die damit einhergehende, neue Verbindung von der Straße zum Bürger-Gebäude im Süden. Die zentrale Achse kreuzt eine Platzfläche, an die das Schulgebäude und das Gebäude des bestehenden Kindergartens angrenzt. Der Platz stellt gleichzeitig den Auftakt der südlich angrenzenden Baumhalle dar, dem zukünftigen Zentrum sozialer Aktivitäten innerhalb des Parks.
Die zentrale Verbindungsachse verknüpft die Räume miteinander. Sie zentralisiert die Verbindung zum Offizierscasino und ist gleichermaßen die prägnante Verbindung des Parks. Die restlichen Wegebeziehungen bilden einen zurückhaltenden Rahmen und erschließen den Ort sinngemäß.
Die Halle bildet das Zentrum des Parks, in ihr findet gesellschaftliches Leben statt, die implementierenden Nutzungen verbinden die angrenzenden Institutionen. In einzelnen „Feldern“ findet sich ein diverses Angebot an Nutzungen. Der Schulhof ist Teil des Parks und bildet gleichzeitig einen eigenen Raum. Eine transparente Struktur (Zaun) markiert eine (durchlässige) Grenze. Das Offizierskasino wird auf ein Tableau gestellt, der Garten wird anhand der Historie geordnet und interpretiert.
Für das geplante Wegenetz ist neben der Haupterschließungsachse eine rahmende, entlang der Bestandsmauer verlaufende, Wegeverbindung vorgesehen. Sie dient zum einen der Erschließung des Parks von der Ost- und Südseite und ermöglicht gleichzeitig eine umlaufende Begehung der baumbestandenen Rasenfläche. Eine zusätzliche Bespielung der grünen Mitte mit weiteren Nutzungen wird so leichter möglich und kann über den neuen Weg problemlos erschlossen werden.
In dem gesamten zentralen Grünbereich ist kein ruhender Verkehr vorgesehen, die Anlieferung inkl. Anfahrten von Rettungsfahrzeugen sind über die zentrale Verbindungsachse aber möglich. Stellplätze sind ausschließlich im Norden und Süden des Plangebiets angeordnet. Damit ist das Ziel verbunden, einen zusammenhängenden, autofreien und menschenfreundlichen Freiraum in der Mitte entstehen zu lassen und gleichzeitig so wenig wie möglich in den vorhandenen Baumbestand einzugreifen.
Die vorgeschlagenen Möbel unter den Bäumen, setzen farbliche Akzente und laden dazu ein, die Rasenflächen unterhalb der Bäume zu betreten und aktiv für den Aufenthalt zu nutzen. Eine ergänzende Bespielung der weitläufigen Rasenflächen mit Kunst kann die Attraktivität der grünen Mitte weiter erhöhen.
Unter Berücksichtigung der Vorgaben des Denkmals identifiziert das Konzept wichtige Merkmale, die ein zeitgenössisches, nutzungsorientiertes und atmosphärisches Freiraumkonzept erlebbar machen und gleichzeitig an die historische Gestaltung der Vergangenheit anknüpfen. Wir sehen den Wert in den bestehenden Räumen und verstehen unser Konzept als etwas additives, dass den Bestand in seiner Wirkung nicht infrage stellt, sondern im Sinne der aktuellen Nutzungsanforderungen behutsam ergänzt und weiterentwickelt. Das Prinzip der Wegestruktur bleibt erhalten, ebenso wichtige Verbindungsachsen, der Baumbestand und das Grundgerüst des historischen Gartens, der an das Offizierscasino angrenzt. Gleichzeitig geben wir den vorhandenen Rasenflächen unterhalb der Bestandsbäume im Sinne der zukünftigen Nutzer*innen eine neue Bedeutung und reichern diese mit vielfältigen Nutzungsnageboten an, die zukünftig zur Belebung des Bürgerparks beitragen sollen.
Das Ergebnis: ein moderner Ort mit historischem Charakter.
Das Gestaltungskonzept greift die Wünsche der Nutzer*innen auf und verwandelt den Ort in einen hochwertigen Aufenthaltsort, dabei geht der historische Charkter nicht verloren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee der Arbeit den Charakter des Ortes zu erhalten und mit wenigen Eingriffen zu verbessern wird vom Preisgericht gewürdigt. Es gelingt den Verfassern den inneren Grünraum frei von ruhendem Verkehr zu halten und die wesentlichen not-wendigen Stellplätze im Bereich des nördlichen Platzes zu organisieren. Da die östlich gelegenen Stellplätze am Wiegandweg nicht zulässig sind, fehlen jedoch einige nachzuweisende Stellplätze, beispielsweise der vollständige Nachweis der temporären PKW-Stellplätze, damit das Forum der Grundschule als Versammlungsstätte genehmigungsfähig ist. Das Parken an der historischen Sichtachse führt zu funktionalen Konflikten im Zufahrtbereich und Nutzungskonflikten mit den Schülerinnen und Schülern. Eine weitere Leitidee ist der geplante Ausbau der Achse auf dem Eingang des Casinos und ein klares zurückhaltendes Wegekonzept. Die historische Wegeachse wird als zentrale Verbindungsachse betont. Denkmalpflegerisch kritisch ist die vollständige Wegnahme der Mauer am Beginn dieser Achse, so dass der Übergang zum ehemaligen Kasernengelände nicht mehr nachvollzogen werden kann. Bei der Ausformung des „zentralen Platzes“ an dieser Achse zwischen Kita und Schule wird die Chance leider vertan hier einen Aufenthalts- und damit Begegnungsort zu schaffen. Diesen zentralen Ort zum großflächigen Fahrrad-Abstellplatz zu entwickeln vermag in seiner Dimension und Gestaltung nicht zu überzeugen. Die Grünflächen bleiben zusammenhängend erhalten unter Wahrung der wesentlichen vorhandenen Wegestruktur und werden durch ein umlaufendes Wegenetz entlang der Mauer erfahrbar. Die Anbindung an das Umfeld wird durch wenige Mauer-öffnungen an den richtigen Stellen unterstützt. Die Schulhoffläche ist klar in Nutzungsbereiche gegliedert und durch frei in die Wiesenflächen eingestellte Zaunpfähle von den öffentlichen Grünflächen erkennbar ge-trennt. Bezüglich der Möblierung der Schulhofflächen geht der Entwurf jedoch nicht in die Tiefe und wirkt schematisch. Die Materialwahl erscheint plausibel. So werden die Flächen mit hohem Nutzungs-druck gepflastert, Stellplätze mit versickerungsfähigem Pflaster und alle weiteren Wegeflächen mit wassergebundenen Decken vorgeschlagen. Die Rasenflächen werden durch ergänzende Gräseranpflanzungen räumlich strukturiert und in der Wahrnehmung verbessert. Die Bestandsbäume bleiben im Wesentlichen erhalten und werden auch im Schulhofbereich in die Planung integriert. Das Motiv des Ei-chenhains ist deutlich wahrnehmbar, da es mit wenigen Verbindungswegen durch-schnitten wird. Auch der Offiziersgarten wird mit seiner bauzeitlichen Aussage erhalten. Der Entwurf ist wohltuend zurückhaltend und lässt bewusst Spielraum für spätere Nutzungsanpassungen.