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5. Rang 8 / 8

Offener Wettbewerb | 06/2021

Neubau Naturwissenschaften an der Uni Muesmatt in Bern (CH)

6. Rang / 5. Preis / Projektteil

Preisgeld: 20.000 CHF

GRIMSHAW

Architektur

Archipel Generalplanung AG

Architektur

LAND Suisse

Landschaftsarchitektur

dsp Ingenieure & Planer AG

Bauingenieurwesen

eicher+pauli

TGA-Fachplanung

mtp Planungsgesellschaft fĂŒr Medizintechnik mbH

TGA-Fachplanung

Emmer Pfenninger Partner AG

Fassadenplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

StÀdtebau
Mit drei in den Dimensionen gut austarierten neuen Baukörpern schaffen die Projektverfassenden eine ĂŒberzeugende stĂ€dtebauliche Setzung. Ausgerichtet werden die Neubauten an der Geometrie der Freiestrasse bzw. an dem historischen GebĂ€ude an der BĂŒhlstrasse. Dadurch entstehen einerseits zwischen dem neuen LaborgebĂ€ude der ersten Etappe und dem Roost-Bau sowie der Muesmattstrasse 27 enge, jedoch rĂ€umlich spannende, trapezförmige AussenrĂ€ume, welche die NĂ€he der GebĂ€ude ertrĂ€glicher machen. Anderseits wird durch die Aufnahme der GebĂ€udeflucht des historischen GebĂ€ude BĂŒhlplatz 5 der Freiestrasse entlang ein quartiertypischer grĂŒner Vorbereich geschaffen. Die StĂ€rkung des historischen Eckbaus BĂŒhlplatz 5 mit einer geschickten, prĂ€zisen und direktangebauten Erweiterung sorgt fĂŒr ausgewogene VerhĂ€ltnisse der Baukörper im ganzen Strassengeviert und ermöglicht das Freispielen eines gut situierten Campusplatzes mit Bezug zur Pauluskirche.

Durch die arealintern versetzten GebĂ€udefluchten wird auf eine spannende Weise Enge und Weite in den AussenrĂ€umen erzeugt. Diese Setzung bildet auch einen grĂŒnen Boulevard fĂŒr Quartier und Areal, die neue Gertrud-Woker-Strasse. Die gestufte Höhenentwicklung der neuen Volumina nehmen direkten Bezug auf ihre Nachbarschaft. WĂ€hrend die Mitte durch das höchste GebĂ€ude markiert wird, schaffen die Bauten entlang der Freiestrasse ein der Höhe des Quartiers angepasstes GegenĂŒber. Den umlaufenden LaubengĂ€ngen in den Erdgeschossen entsprechend weisen die neuen GebĂ€ude mehrere ZugĂ€nge auf und unterstreichen so den allseitigen Bezug zum Quartier. DurchgĂ€ngige, z. T. als Atrien ausgebildete Passagen auf Erdgeschossniveau unterstĂŒtzen eine informelle WegfĂŒhrung zusĂ€tzlich.

Freiraum
Konzeptionell genauso schlĂŒssig wie der StĂ€dtebau bilden die FreirĂ€ume ein vielfĂ€ltiges und gut auf das Quartier und die Uninutzung abgestimmtes Netz von unterschiedlichen Wegen und Angeboten. Der grĂŒne Rahmen setzt die quartiertypischen VorgĂ€rten fort, die
Gertrud-Woker-Strasse wird zu einer klassischen und direkten neuen Quartierverbindung, und der Campusplatz, als GegenĂŒber zur Pauluskirche sehr schlĂŒssig im Quartier situiert, öffnet sich grosszĂŒgig dem Quartier und ist die Hauptadresse des neuen Forschungsstandorts. Er setzt sich gekonnt aus unterschiedlichen Bereichen und Freiraumangeboten zusammen und hat dadurch das Potential, eine wirklich lebendige Schnittstelle zwischen Uni und Quartier zu werden. Die weitlĂ€ufigen Arkaden als witterungsunabhĂ€ngige AussenrĂ€ume spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie der mit Sitztreppen gestaltete Bereich, der das untere Stadtniveau und den Roost-Bau an dieses Zentrum anbindet. Bedauerlich ist hingegen, dass dieser Treppenabgang auf der unteren Ebene innenrĂ€umlich verstellt wird und die Geste somit unterbrochen ist.

Im Text der Verfassenden wird verbal eine attraktive Aussenwelt mit hoher atmosphĂ€rischer QualitĂ€t geschaffen, die auch dem Stadtklima der Zukunft und der BiodiversitĂ€t Rechnung trĂ€gt. Auf den PlĂ€nen sieht man dazu noch zu wenig. Unterbaute Bereiche zum Beispiel sind so wie dargestellt nicht zu begrĂŒnen und im Bereich der Schule fehlt der Spielplatz, da brĂ€uchte es eine fachlich versierte Umsetzung der verbalen Absichten. Die gestalterisch integrierte Balzerstrasse dient der Anlieferung auch fĂŒr das neue LaborgebĂ€ude. Ihr GrĂŒnanteil dĂŒrfte aber deutlich erhöht werden. Zu Parkierung und Lage der Einstellhallenzufahrt sind die Angaben widersprĂŒchlich und auf den PlĂ€nen nicht nachgewiesen.

Architektur
Die rhythmisierte, tektonische Fassade bildet die strenge Rasterung aber auch die differenzierten Nutzungen des GebĂ€udes nach Aussen ab. Die vorgestellten tiefen Betonstelen entwickeln je nach NĂ€he und Sichtwickel der Betrachtenden unterschiedliche Wahrnehmungen und Transparenzen. Mit der Aufnahme der Farbigkeit des Vorhandenen wird auf das Quartier und den Bestand geschickt reagiert. Der Ausdruck ist zwar identitĂ€tsstiftend und fĂŒr ein Labor- und UnigebĂ€ude vorstellbar. Letztlich wirkt dieser Ansatz aber zu additiv. Im Inneren sorgt der Materialwechsel vom betonierten Kern zur Peripherie aus Holz fĂŒr ein anregendes, kommunikatives und stimmiges Ambiente.

Betrieb/Nutzung
Die grosszĂŒgige Vertikalerschliessung reagiert auf den Campusplatz, sorgt fĂŒr Übersicht und teilt das GebĂ€ude in einen öffentlichen Bereich respektive halböffentlichen Bereich ab dem 2. OG im SĂŒden und in einen Forschungsbereich im Norden. Aus dieser vertikalen Aufteilung ergeben sich zu kleine zusammenhĂ€ngende Bereiche mit ungenĂŒgender FlexibilitĂ€t. Bis ins dritte Untergeschoss sind, z. T. ohne Tageslicht, LernarbeitsplĂ€tze, Praktika-, Forschungs- und MaschinenrĂ€ume angeordnet. Die Vorzonen fĂŒr die HörsĂ€le und SeminarrĂ€ume sind zu knapp bemessen und die Personenströme nicht eindeutig gefĂŒhrt. In der Raumschicht den Fassaden entlang sorgen Öffnungen in den Decken fĂŒr spannende Sichtverbindungen und kurze interne Erschliessungen. Diese sind architektonisch interessant, aber nicht auf die Anforderungen des Betriebs abgestimmt. Die LabornebenrĂ€ume sind in ihrer Lage und Grösse nicht gebrauchstauglich.

Statik
Im Perimeter der acht ĂŒber sĂ€mtliche Geschosse durchgehenden Kerne bilden Betonplatten auf im Raster angeordneten BetonstĂŒtzen das innere Tragsystem. An diese Betonkonstruktion angehĂ€ngt ist in den Obergeschossen rundumlaufend fĂŒr die Ă€usserste Raumschicht eine Holzkonstruktion vorgesehen. Die Untergeschosse ragen allseitig ĂŒber die Fassadenflucht. So klar die hybride Konstruktion der Obergeschosse ĂŒber alle Materialien hinweg einer Rasterung und inneren Struktur folgen, so beliebig wirkt die Statik im Bereich der Fassadenflucht und deren fehlenden Entsprechung in den Untergeschossen. Die Lasten werden wenig stringent abgefĂŒhrt. Im Bereich der HörsĂ€le fehlt eine nachvollziehbare Aussage ĂŒber die Abfangungen.

Etappierung
Die Etappierung ist gewĂ€hrleistet, und auch die Anlieferung ĂŒber die Freiestrasse 3 ist möglich.

GebÀudetechnik, Energie, Wirtschaftlichkeit
Die Technikzentralen befinden sich im dritten Untergeschoss und die RĂŒckkĂŒhler sind im obersten Geschoss in die Architektur integriert. Die acht durchgĂ€ngigen Kerne passen in das architektonische Konzept. Jedoch sind die FlĂ€chen sowohl fĂŒr die Technikzentralen als auch fĂŒr die dezentralen Steigzonen zu klein bemessen und nur ĂŒber Dach oder unter der Bodenplatte erschliessbar. Die Lage der HörsĂ€le stellt (zu) hohe AnsprĂŒche an
das Haustechnikkonzept. Durch das eher grosse Volumen, die anspruchsvolle Hybridbauweise und die umstĂ€ndliche Fassadenkonstruktion sowie das ungĂŒnstige VerhĂ€ltnis von Erschliessungs- zu HauptnutzflĂ€chen ist im Vergleich mit ĂŒberdurchschnittlichen Investitionskosten zu rechnen.

Konklusion
Insgesamt besticht das Projekt durch die stĂ€dtebauliche Setzung im Zusammenspiel mit dem schlĂŒssigen Freiraumsystem, der gewĂ€hlten Typologie und dem Ausdruck. Trotz der an Laborbauten angepassten Rasterungen könnte die Grundrissorganisation effizienter und die WegfĂŒhrungen kĂŒrzer und prĂ€ziser sein. Die hohen Anforderungen an einen Laborbau sind leider nicht genĂŒgend bewĂ€ltigt.
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