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Award / Auszeichnung | 09/2021

Hugo-Häring-Landespreis 2021

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Bischofsgrablege Sülchenkirche Rottenburg am Neckar

DE-72108 Rottenburg am Neckar

Hugo-Häring-Landespreis 2021

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Architektur

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Szenographie

Martin Rauch - Lehm Ton Erde Baukunst GmbH

Design, sonstige Fachplanung, Bauunternehmen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Die bestehende Kirche wurde 1447–1454 errichtet und zeigt spätgotischen Gesamtcharakter. Bei Grabungen im Zuge von Sanierungsarbeiten wurden Fundamente einer vorromanischen Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert mit einem Dreiapsidenchor entdeckt. Unter der Vorgängerkirche werden weitere Reste einer noch älteren Vorgängerkirche aus dem 6. oder 7. Jahrhundert vermutet. Die Funde sind kulturhistorisch und archäologisch höchst bedeutsam und sind ein wichtiger Identitätsfaktor für das Bistum Rottenburg-Stuttgart. Der Entwurf übernimmt die axialsymmetrische Grundstruktur des bestehenden Kirchenbaus. Der durch Grabungen entstandene Freiraum wird durch einen monolithischen Körper besetzt und bildet kraftschlüssig das neue Fundament für das bestehende Kirchenschiff. Die neuen Räume bleiben als Negativformen aus dem monolithischen Gebilde ausgespart. Eine klare Raumdramaturgie schafft inszenierte Raumfolgen mit Bewegung und Spannung. Die Gestaltung des Weges zur Grablege folgt dem Thema des langsamen Eintauchens und bereitet den Besucher ruhig und gelassen auf den zentralen Raum der Andacht vor. Eine spezielle Treppenanlage verbindet Oberkirche und Unterkirche. Konzentrationspunkt der Anlage ist der Andachtsraum mit großer Raumhöhe, dessen seitlichen Raumabschluss die Grablege bildet. Der Zugang zum Archäologiebereich liegt auf Höhe des Zwischenpodestes in axialer Verlängerung des ersten Treppenlaufes. Zwei Nischen im Baukörpermonolith, die den vermuteten Seitenapsiden gegenüberliegen, ermöglichen die Präsentation von kleinformatigen Einzelobjekten. Der gesamte Entwurf beinhaltet ein komplexes System als Kombinatorik aus verschiedensten Verhältniszahlen, Proportionen und Symbolen. Sämtliche Raumschalen wurden in Stampflehmbauweise herausgebildet, deren Bautechnik einen monolithischen Körper hinterließ, welcher in seinem schichtweisen Entstehungsprozess dem strukturellen Aufbau von Sedimentgesteinen entspricht. An frühzeitliche Felsengräber erinnernd wurde eine Umgebung entwickelt, die ganz im Sinne der ewigen Ruhe steht. Das durch die Grabungen geborgene Material aus teilweise bis zu 1500 Jahre alter Friedhofserde wurde auf diese Weise dem Ort wieder zurückgegeben und bildet einst wie künftig die Umgebung der Grabstätten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektonische Ausgrabungen mit ihren beeindruckenden Erkenntnissen und Funden bildeten die Grundlage für eine architektonisch, atmosphärisch, sensibel verdichtete Architekturintarsie im Untergrund der Sülchenkirche. Die Architekten befragen die Geschichte, den Ort, die Aufgabe, das Material und antworten mit einer alle Sinne berührenden Raumskulptur. Sie arbeiten mit greifbarem Licht, spürbaren Materialen und archaischen Räumen. Das Betreten und Hinabsteigen wird zum authentischen Erlebnis und bleibt den Besuchern in echter Erinnerung. In einer Welt, die immer mehr das Unwesentliche zelebriert, bietet diese Architektur einen wahren, positiven Ankerpunkt für die Menschen. Zum Abschluss noch ein großer Dank an den Bauherren, der den Mut hatte, diese Bauaufgabe aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft zu führen und damit ein zart leuchtendes Beispiel setzt, für die moderne Kirche im 21. Jahrhundert.
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