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Einladungswettbewerb | 10/2021

Neubau Gemeindehaus mit KITA „Zum Guten Hirten“ in Stuttgart-Stammheim

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Cheret Bozic Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Mit dem Rückbau der jüngeren Zubauten eröffnet sich die Chance, der gesellschaftlich prägenden Bedeutung eines Katholischen Gemeindezentrums in angemessener Form gerecht zu werden. Es soll ein Ort entstehen, der Identität stiftet und der Besonderheit des Ortes Gestalt gibt.
Wir schlagen vor, die Neubauten nicht nur als profane Ergänzungen zu behandeln, sondern mit deren Hilfe eine ensemblebildende Gesamtfigur zu entwickeln. Diese beinhaltet auch die markante Ausbildung von Außenräumen, zunächst die des gefassten Hofs in Verlängerung des Kirchenschiffs. Er verfügt über einen bergenden, eher „privaten“ Charakter und steht mit dieser Eigenschaft im Dialog mit dem Kirchplatz. Dieser bleibt als einladend öffentlicher Raum unverändert und wird durch die Öffnung des Seitenschiffs in seiner Wirkung noch gestärkt. Als „dritter Raum“ kann der Außenbereich der Kindertagesstätte gelten. Auch er gewinnt mit der Öffnung des Seitenschiffs - zum einen mit der neuen räumlichen Fassung, zum anderen dank der visuellen Bezüge zum Kirchplatz hin.

Das bestehende Seitenschiff bleibt in seiner baulichen Struktur zwar erhalten, wird aber in der vorgeschlagenen Variante zum „Garten“ hin als gedeckte Kolonnade geöffnet. Sie verbindet den Kirchplatz mit dem Raumbereichen der Gemeinderäume und der Kindertagesstätte, bietet Schutz vor dem Wetter und lädt zum Verweilen ein. Die neue Außenwand des Kirchenraums kann die vorhandene Glaskunst aufnehmen.
Der neue Hof kann auch als Eingangsbereich dienen und darüber hinaus als Freifläche für Gemeindefeste oder auch als Spielfläche für die Kindertagesstätte.

Alle Raumbereiche lassen sich aus dem gemeinsamen Foyer erschließen. Die im Sockelgeschoss liegenden Jugendräume erhalten zusätzlich einen Außenzugang. Der Sakralraum ist über das ehemalige Seitenschiff mit den Gemeinderäumen verbunden.


Marienaltar und Sakristei

Wir sind der Meinung, dass die durchgängige Verbindung aller Innen- und Außenräume über das „freigeräumte“ Seitenschiff eine große, ebenso räumliche wie funktionale Qualität bietet. Allerdings kommen die Eingriffe an dieser Stelle einem Verstoß gegen die Auslobung gleich. Wir schlagen daher, jeweils unter Wahrung des Gesamtkonzepts, verschiedene Varianten vor:

1. Die Sakristei samt der Marienkapelle wird an die Westseite des Kirchenschiffs neu verortet. Die am frühen Abend stattfindenden Marienandachten gewinnen durch das von Westen einfallende Tageslicht. Der Zugang zum Gemeindezentrum erfolgt über den Kirchplatz und den Hof.
2. Die Sakristei bleibt am bestehenden Ort erhalten. Der Marienaltar wird in der Taufkapelle neu verortet. Der Zugang zum Gemeindezentrum erfolgt über den Kirchplatz und den Hof.
3. Die Sakristei und die Marienkapelle bleiben am bestehenden Ort erhalten. Das geöffnete Seitenschiff dient der Erweiterung des Freibereichs der Kita. Der Zugang zum Gemeindezentrum erfolgt über den Hof. Die geforderte Verbindung des Kirchraums mit dem Neubau ist gegeben.
4. Das Seitenschiff bleibt unangetastet. Der Zugang zum Gemeindezentrum erfolgt über den Hof.


Bestand und Neubau

Die bestehende Kindertagesstätte und der im Sockelgeschoss befindliche Gemeindebereich werden abgebrochen und durch den Neubau ersetzt. Der Bereich mit der Kegelbahn kann erhalten bleiben und die benachbarten Jugendräume können weiterhin als Raumreserve genutzt werden.


Freianlagen

Der Kirchplatz bleibt unberührt. Ebenso der Baumbestand innerhalb des bestehenden Freibereichs der Kita. Die Dachfläche über den Gemeinderäumen ist begrünt und kann ebenfalls als Außenspielfläche genutzt werden.
Der Hof kann wie gegenwärtig mittels eines Gartentors geschlossen werden und steht außerhalb der Nutzung der Gemeinderäumen der Kita zur Verfügung.
Da die Ebene 0 über das Sockelgeschoss auskragt, wird der Wurzelbereich der Großbäume auf der nördlichen Grünfläche nicht beeinträchtigt. Sie können erhalten bleiben.


Brandschutz

Aus allen Bereichen und Geschossen führen jeweils zwei Rettungswege ins Freie. Das zentrale, alle Geschosse miteinander verbindende Erschließungselement kann als baurechtlich „nicht notwendige Treppe“ realisiert werden.


Konstruktion

Das Sockelgeschoss ist als erdberührendes Bauteil einschließlich der Geschossdecke in massiver Bauweise konzipiert: Außenwände in Beton, Innenwände gemauert.
Für das darüber aufgesetzte zweigeschossige Gemeindezentrum ist ein leichter Holzbau vorgeschlagen: Wände in Holzrahmenbauweise, Geschoss- und Dachdecke in Holz-Beton-Verbund oder als Holz-Rippendecke.


Energetisches Konzept

Mit einem Holzbau lassen sich hochwertige energetische Standards einfach realisieren. Ob die vermutlich veraltete Heizung durch eine klimaschonendere Anlage ersetzt wird und die Effizienz über zusätzliche aktive Elemente optimiert werden soll, wird sich anhand einer qualifizierten Gesamtbetrachtung erweisen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf bindet mit seinen Neubauten die bestehenden Gebäude mit Pfarrhaus und Kirche zu einem Gesamtensemble zusammen und bildet differenzierte Außenräume, die eine hohe Aufenthaltsqualität versprechen. Durch den Rückbau der Sakristei und Kapelle bzw. deren neuen Verortung schafft es der Entwurf den Bestand zu bereinigen und eine klare Struktur zu entwickeln. Das Seitenschiff wird in seiner Struktur zitiert und führt als Arkadengang zum gemeinsamen Eingang, ein angemessener Eingang mit Adressbildung und Übergang vom öffentlichem zum „privaten“ Raum. Die städtebauliche Setzung und Konzentration der Baumasse am Eck stellt die Kirche frei und gibt dem Ensemble gleichzeitig Halt. Der nördliche Riegel mit innenliegendem Hof verspricht eine hohe räumliche Qualität und Synergien verschiedenster Nutzungen. Kritisch zu sehen ist der zu schmale Zugang als Anbindung zur Herbertstraße, die im Bereich der Stützmauer eher abweisend wirkt und noch einmal überdacht werden sollte. Die Parkierung ist funktional angeordnet, muß aber im weiteren Verfahren mit der Stadt Stuttgart abgestimmt werden, da städtische Flächen mit einbezogen werden. Der Umgang mit dem Bestand in Proportion und Dimension, sowie im Punkt Nachhaltigkeit mit Erhalt eines Teiles des Bestandes wird positiv bewertet. Die Holzfassaden sind zurückhaltend und differenziert ausgebildet. Die interne Erschließung funktioniert getrennt für die jeweiligen Nutzungen. Die Zuschaltbarkeit von Mehrzweckraum Kita und Gemeindesaal erscheint funktional und mit Anbindung, Übergang an den Hof qualitätsvoll. Die Multifunktionalität mit Synergieeffekten im Innen- und Außenraum der Grundrissgestaltung wird hervorgehoben. Die Jugend erhält einen separaten Eingang im Norden ein Geschoß tiefer und ist intern über eine Treppe angebunden. Im Bereich der Kita müssten die zwei Betreuungsbereiche getauscht werden und der direkte Zugang im Erdgeschoß für die 3-6 jährigen Kinder vorgesehen werden. Die neue Sakristei erscheint zu klein. Insgesamt für die Aufgabe eine Lösung, die eine hohe räumliche Qualität und Verbindung von Außenund Innenräumen verspricht. Die Tragkonstruktion ist oberhalb der erdberührten Stahlbetonbauteile als vorgefertigte Holzelementbauweise vorgesehen. Die Vorfertigung ermöglicht eine verkürzte Bauzeit und hohe Qualität auf der Baustelle. Die Wände in Holzrahmenbauweise lassen sich wirtschaftlich umsetzen. Die Deckenspannweiten von bis zu 6m sind im Holzbau gut umsetzbar und erfordern nicht zwingend die vorgesehene Holz-Beton-Verbundbauweise. Die alternativ vorgeschlagenen Holzrippenelemente (Hohlkastenelement) bieten bei statisch vergleichbarer Tragfähigkeit die Möglichkeit der wirtschaftlichen Integration der Schüttung, der Akustik und Leitungen. Durch die Vermeidung der Stahlbetonschicht lässt sich die CO2-Bilanz im Vergleich zum Holz-Beton-Verbund nennenswert verbessern. Die Auskragung des Obergeschoßes erscheint auf Grund der wechselnden Tragachsen vom EG zum 1. OG eine Herausforderung. Der Teilerhalt des bestehenden Untergeschosses mit einem neuen Holzgeschoß erscheint denkbar, aber muss hinsichtlich der Lastreserven und Brandschutzes geprüft werden. Insgesamt ist das Tragkonzept realistisch gewählt und ermöglicht eine wirtschaftliche Umsetzung der Holzbauweise. Eine durchdachte brandschutztechnische Konzeption ist dem Entwurf nicht abzulesen, so dass eine Genehmigungsfähigkeit zunächst in Frage gestellt werden muß (Größe der Nutzungseinheiten, Rettungswegführung). Es wird eine Abtrennung der Geschosse im Bereich der internen Treppe erforderlich. Für die KITA im EG (> 200 m2) und im OG ( ungefähr 400 m2) ist die Rettungswegführung gemäß Auslobung zu überarbeiten. Es wird empfohlen im OG eine weitere Unterteilung vorzunehmen, so dass keine keine Ausgänge aus jedem Aufenthaltsraum erforderlich werden. Die Rettungswegführung der Gemeinderäume über den zentralen Foyerbereich bedingt eine weitestgehend brandlastarme Zone und Brandmeldeeinrichtungen.