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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 01/2022

Neubau Lehrschwimmbecken Schulanlage Neumatt (CH)

5. Rang

Preisgeld: 5.000 CHF

H+O Architekten BDA Partner GmbB

Architektur

Mohnke I Höss Bauingenieure

Bauingenieurwesen

Aqua-Technik Freiburg

TGA-Fachplanung, Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Wiederverwenden statt Neubau - Ein Beitrag zum zirkulären Bauen. 


Bewahren und Umnutzen ist ökologisch und ökonomisch oft die ideale Lösung.

Das neue Lehrschwimmbecken für die Schulanlage Neumatt in Belp (Schweiz) wird in das vorhandene Volumen der alten Sporthalle integriert. Als Zwischenebene unter Berücksichtigung der vorgegebenen Mindestraumhöhen und Beachtung des Hochwasserstandes der Aare ist die Lehrschwimmbeckenanlage in die ehemalige alte Sporthalle implantiert.

Die vorgeschlagene Maßnahme bringt folgende überzeugende Vorteile:


  1. Wirtschaftliche Lösung, da die gesamte Hülle bereits besteht und auf teuren Grundbau verzichtet werden kann. Ebenso entfällt ein aufwändiger Abbruch der alten Sporthalle und damit teure Transport- sowie Deponiekosten.
  2. Wertvoller ökologischer und ressourcenschonender Beitrag durch Wiederverwendung der betonierten Sporthalle. Die gespeicherte graue Primärenergie im vorhandenen Sporthallenbau geht nicht verloren, sondern wird weiterverwendet.
  3. Naheliegende und sinnvolle Umnutzung der alten Sporthalle.
  4. Flächensparende Lösung auf dem Schulgelände, dadurch vielfältige Möglichkeiten für zukünftige Erweiterungen und Neubauten.
  5. Wertschätzender Umgang mit dem Gebäudeensemble des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs aus den 1970er Jahren.
  6. Erhalt der frisch renovierten Hausmeisterwohnung.


Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf liegt die Haltung des zirkulären Bauens zugrunde. Dabei wird die These aufgestellt, dass Bewahren und Umnutzen die ideale Lösung sowohl in ökonomischer wie auch ökologischer Sicht seien. Ein vielversprechender und verführerischer Ansatz, der als zeitgemässe Fragestellung Interesse auslöst. 


Die bestehende Turnhalle sowie die angebaute Abwartwohnung wird weitestmöglich erhalten. Das neue Lehrschwimmbecken wird als Zwischenebene in den Bestand eingefügt. Diese liegt ca. 50 cm tiefer als der bestehende Pausenhof - ein Entscheid, welcher der minimalen Raumhöhe geschuldet ist. Sowohl nach aussen mit einem unglück-lich abschüssigen Zugang wie auch nach innen mit einer umständlichen Grundrissorganisation zeigt diese Setzung viele Nachteile. Die Rampen schränken ein. Es werden klare funktionale Abläufe wie beispielsweise eine Unterteilung in Schmutz und Sauberkorridor vermisst. Die Anordnung der Duschen und Garderoben ist eng und die Verglasung zum Pausenplatz ermöglicht eine unerwünschte Einsicht auf das Lehrschwimmbecken.


Der Einbau des Hallenbeckens und die damit verbundenen Fragestellungen hinsichtlich Statik, Konstruktion und Gebäudetechnik bleiben, abgesehen vom Einhalten der Grundwasserkote, unbeantwortet. Unklar ist, wie der Dämmperimeter im Umgang mit dem Bestand im Detail gedacht ist respektive ob oder wie der Anschluss an die bestehende Glasfassade vorgesehen ist. Es kommt bei genauerer Betrachtung der Verdacht auf, dass der effektive Nutzen, sowohl in ökologischer wie auch in architektonischer und funktionaler Sicht, bei einem maximalen Erhalt nicht den Absichten der radikalen Grundhaltung entspricht. Die Eingriffstiefe in den Bestand wird voraussichtlich höher sein als angedacht, was wiederum den ökonomischen Anspruch relativiert. Eine Änderung der Nutzung mit komplett anderen Anforderungen müsste bei diesem Konzept vertiefter bearbeitet sein und auf mögliche Konsequenzen müsste hingewiesen werden. Ansonsten sind die Risiken mit dem Bestand weiterzubauen zu hoch und im vorliegenden Entwurf zudem mit zu einschneidenden funktionalen Kompromissen behaftet. 


Der atmosphärische Schnitt zeigt ein klar ablesbares Prinzip, das allerdings weder architektonisch noch technisch genau erfasst werden kann. Die Ideen bleiben ein Schema und an der Oberfläche. Das Eingangszeichen einer Walfluke als Vordach ist durchaus witzig als Zeichen. Generell könnte man den Projektverfassern eine unverkrampfte Entwurfsmethode zugestehen, welche unvermitteltes Nebeneinander zulässt. Das gilt auch in der Haltung, wie weitergebaut wird. Ein zweigeschossiger Holzbau ergänzt als 2.Etappe das Schulhausareal nachvollziehbar und räumlich prägnant mit einer Stärkung des Pausenhofes als akzentuierte Mitte des Areals. Die vorgelagerte Rampe wirkt zufällig und dominant, der eingeführte Lift steht unpräzise an lateraler Lage. Als Erweiterung in ferner Zukunft wird das ursprüngliche Wettbewerbsprojekt zitiert und ein weiteres Schulgebäude mit markanter Kubatur vorgeschlagen. 


Diese Direktheit und Simplizität in der Haltung auf allen Ebenen ist auf den ersten Blick ungewöhnlich und erfrischend. Allerdings bleibt fast alles im Entwurf auf einer schematischen Ebene stecken und kann weder räumlich, funktional noch gestalterisch überzeugen. Es handelt sich um einen zukunftsweisenden Ansatz, der insgesamt noch zu viele Fragen unbeantwortet lässt und daher im Grundsatz leider eine blosse Absichtserklärung darstellt.

4. Rang 5 / 5