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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 03/2022

Neugestaltung Spitzgarten auf der Klosterinsel Rheinau (CH)

Projekt «Intra Extra Muros»

Projekt «Intra Extra Muros»

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 7.500 CHF

SIMA | BREER GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf greift das Thema des ehemals gegen aussen abgeschirmten Klostergartens auf, des «hortus conclusus». Dieser öffnete sich auch während der Zeit der Nutzung durch die psychiatrische Klinik nicht wesentlich. Erst nach und nach wurde der Garten zunächst durch stellenweise Aufschüttungen am Nordufer erweitert und die starren Mauergrenzen schrittweise aufgebrochen. Durch die immer grössere Nutzungsvielfalt und die damit einhergehende Überprägungen im Verlauf der Kulturgeschichte wurden diese klaren Grenzen, räumlich als auch funktional, stark aufgeweicht und verschoben. Diese Grenzen und die klaren Raumfolgen wieder spürund erlebbar zu machen, ist gemäss den Verfassenden die Intention des Entwurfes.

 

In der Folge wird das Nordufer mit geschwungenen Wegen und naturnahen Gehölzen, Stauden- und Strauchpflanzungen ausgestaltet, während innerhalb der Mauern in Anlehnung an die klösterlichen Baumgärten eine offene Wiese freigespielt wird, ein chaussiertes Wegband führt den Mauern entlang und im aufgelösten Raster gepflanzte Obst- und Zierobstbäume bespielen den Rand. Mit der Materialwahl knüpft das Team an den neu gestalteten Klosterhof an, um die architektonische Einheit auch im Aussenraum zu stärken und spürbar zu machen.

 

Der Eingang zum Spitzgarten wird deutlich näher ans Kloster gelegt. Dafür kann das Nordufer freigespielt werden und z. B. mit den vorgeschlagenen Naturbeobachtungsposten neue und interessante Nutzungsaspekte bieten. Die Besuchenden, die von der Zugangsbrücke kommen, müssen leider zunächst den Weg durch die beidseitig angeordneten Parkplätze finden. Deren Anordnung ist zudem nicht gelöst. Die Rückstossfläche ist zu klein, auch müssen wegen der Schrägparkierung sämtliche Fahrzeuge auf dem zu engen Kehrplatz wenden. Die Strauch- und Staudenpflanzungen wirken manieriert und passen nicht in das Bild eines naturnahen Ufers. Durch feine Geländemodellierungen sollen vielseitige Lebensräume und insbesondere Feuchtmulden am Ufer entstehen. Allerdings wird bezweifelt, dass diese inmitten der Wege und ohne direkten Wasserbezug tatsächlich funktionieren.

 

Innerhalb der Mauern führt ein breites, chaussiertes Wegband direkt der Mauer entlang und setzt diese damit gekonnt in Szene. Durch die mitten im Weg stehenden Bäume entsteht ein interessanter, wenn auch etwas dunkler Raum unter dem Baumdach. Zur Wiese hin dient eine Natursteinkante als Sitzelement. Die als magerer Halbtrockenrasen konzipierte artenreiche Blumenwiese wird entlang der Hauptsichtachse zwischen Kloster und Kirche wohltuend freigespielt, ist allerdings in ihrer Nutzbarkeit eingeschränkt. Zudem dürfte der Wuchserfolg der Obstgehölze bei so magerem Substrat fraglich sein. Die gesamte randliche Bepflanzung mit im aufgelösten Raster gepflanzten unterschiedlichen Obst- und Blütenbäumen wirkt räumlich zu einengend und ist zu dicht.

 

Die Kastanienallee wird gerodet, stattdessen wird der Platz vor der Kapelle räumlich geöffnet. Die Vorzone der Kapelle wird mit einem Pflasterbereich markiert, auf dem chaussierten Platz stehen ein paar wenige Zierkirschen, randlich ein rechteckiges Wasserbecken parallel zum Fluss und abgedreht von der Kapelle. Angesichts der Platzgrösse und Bedeutung dieses Ortes würde man eher eine Akzentuierung erwarten, stattdessen wirkt der Platz gestalterisch unentschlossen.

 

Sehr gut vorstellbar ist das südliche Band mit unterschiedlichen Nutzungsnischen in Anlehnung an klösterliche Nutz- und Ziergärten sowie Orte für Ruhe und Einkehr: Ganz westlich der Garten des Hauses der Stille, danach folgt ein mit Hecken gefasster Staudengarten, ein etwas offener Gartenplatz und schliesslich ein zurückgezogener Heckengarten.

 

Der Vorschlag spielt mit dem interessanten, räumlich und atmosphärisch konstrastierenden Innen und Aussen. Viele schöne Ideen für unterschiedliche Aufenthaltsorte und eine sorgfältige Artenwahl bereichern das Gesamtkonzept, andererseits wirkt das Projekt damit überfüllt und die ökologischen Massnahmen widersprüchlich. Formal wirkt der Entwurf an manchen Stellen auch unausgewogen bis erzwungen, am naturnahen Nordufer gar überladen. Die Markierung der historischen Achse als Wegstück etwa scheint eher störend und ist angesichts der gerahmten Blickbeziehung auch nicht nötig.

Projekt «Intra Extra Muros»

Projekt «Intra Extra Muros»

Projekt «Intra Extra Muros»

Projekt «Intra Extra Muros»

4. Rang 5 / 5