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Award / Auszeichnung | 09/2008

Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2008

Ansicht Ost Eingangsbereich Campus

Ansicht Ost Eingangsbereich Campus

Kategorie über 500.000 €, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald

Landesbaupreis

Preisgeld: 4.000 EUR

heinlewischer

Architektur

Erläuterungstext

Ziel des Entwurfes für das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald war es, einen Baukörper auszubilden, welcher in seiner Klarheit und Genauigkeit der Zahnmedizin als exakter Wissenschaft und präziser Praxis Ausdruck verleiht. Der innovative Ansatz der Gliederung des Lehrbereiches in fachübergreifende Lehrpraxen wurde in eine ablesbare architektonische Struktur übersetzt.

Städtebau
Der Neubau ist als kompakter, freistehender Baukörper ausgebildet, welcher sich zur Stadt offen und transparent darstellt. Der Baukörper formuliert die Eingangssituation für den Campus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

Struktur
Die Erschließung berücksichtigt die Entflechtung von Studenten und Patientenbesucherströmen als Hauptnutzer des Gebäudes. Die „Patientenseite“ im Westen ist zur Stadt ausgerichtet, die „Studentenseite“ im Osten stellt den Bezug zum Campus her. Die transparente Gestaltung der Westfassade ermöglicht – neben der offenen und einladenden Wirkung nach außen – eine einfache Orientierung im Gebäude. Die Zugänge zu den einzelnen Lehrpraxen sind klar ablesbar, die Erschließungszone bildet gleichzeitig den Wartebereich für die Patienten, aus ihr heraus sind Ausblicke zurück auf den Vorplatz möglich. Die Westfassade findet ihre Entsprechung in der dem Campus zugewandten Ostfassade. Hier sind neben der Erschließung die Seminarräume ablesbar.
Die Struktur des Behandlungsbereiches ist geprägt durch die Gliederung des Lehrbereiches in fachübergreifende Lehrpraxen. Hierdurch wird den Studenten die Möglichkeit der Ausbildung in einer praxisnahen Struktur gegeben, für die Patienten entsteht eine Gliederung in identifizierbare Einzelpraxen. Die einzelnen Behandlungsräume sind hierbei als offene Einzelräume gestaltet, die innen liegenden Funktionsräume als eingestellte Möblierung teilweise offen ausgebildet.

Energie
Auf eine Klimatisierung des Behandlungsbereiches konnte durch die Konzeption einer Nachtauskühlung und die Anordnung thermischer Speichermasse in der Fassade verzichtet werden. Die Zuluft gelangt hierbei über die motorisch betriebenen Öffnungsflügel in das Gebäude, die Abluft wird über geschossweise angeordnete innen liegende Schächte abgeführt. Die Erschließungsbereiche werden über einen unter der Bodenplatte geführten Kanal mit kühler Zuluft versorgt.

Material
Die Klarheit der funktionalen und räumlichen Konzeption des Gebäudes findet seine Entsprechung in der Wahl der Materialien. Die äußere Hülle ist geprägt durch den Wechsel von geschlossenen Bereichen mit exakt ausgebildeten Betonfertigteilen und transparenten Flächen mit Glas und Aluminium. Im Kontrast hierzu stehen die Holzoberflächen der Flurzonen des Behandlungsbereiches.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieser Neubau liegt am westlichen Rand des östlich der historischen Innenstadt gelegenen Campusgeländes. Er stellt somit eine Verknüpfung von allgemeiner Stadtöffentlichkeit und Universitätsöffentlichkeit her, was auch dem Sinngehalt des Gebäudes entspricht, da dort sowohl Patienten behandelt als auch Studierende ausgebildet werden. Diese Anforderung wird in dem Gebäude durch zwei dem jeweiligen öffentlichen Raum zugeordnete Eingangssituationen beantwortet. Von dort aus erreichen die jeweiligen Nutzer auf kurzen Wegen Vorlesungsräume und Behandlungsboxen mit direktem Kontakt zu einem intimen Innenhof oder der südlich vorgelagerten Grünachse. Die Eindeutigkeit der jeweils einseitigen Raumorientierung gilt auch für die Eingangszonen. So entsteht eine einfache Orientierung, ohne dass in dem Gebäude auf deutliche Milieuwechsel verzichtet werden muss. Einfachheit der Orientierung und Vielfalt der Eindrücke schalten sich hier nicht gegenseitig aus, sondern bilden eine selten erreichte Ausgeglichenheit.

Der äußere Eindruck ist zunächst auch ganz auf einfache, überzeugend proportionierte Grundelemente abgestellt, die dann bei der Annäherung durch ihre außergewöhnlich sorgfältige Detaillierung einen überzeugenden Zugewinn an Qualität hervorrufen. So gibt es z. B. Reihen sorgfältigst ausgeführter Sichtbetonstützen, die dem sonst oft abweisenden weil häufig grob ausgeformten Material einen dezent edlen Charakter verleihen. Die sparsame Verwendung von akustisch begründeten hellen Holzpaneelen addiert einen freundlichen Begleitton zu den hellen Versammlungs- und Wartezonen.

Insgesamt ergibt sich ein eleganter Gesamteindruck, der ganz ohne die vordergründigen Mittel auskommt, die man üblicherweise dazu angewendet findet. Diese, der Einrichtung angemessene Erscheinung lebt ausschließlich von der präzisen Ausführung technisch schwieriger aber einfach auftretender Elemente.

Die Jury war sich einig, hier ein weitgehend perfektes Baukunstwerk gefunden zu haben.
Ansicht Nord Behandlungsbereich Hörsaal und Aufnahme im Erdgeschoss

Ansicht Nord Behandlungsbereich Hörsaal und Aufnahme im Erdgeschoss

Ansicht Süd Behandlungsbereiche

Ansicht Süd Behandlungsbereiche

Aufnahmebereich

Aufnahmebereich

Zahnmedizinischer Hörsaal

Zahnmedizinischer Hörsaal

Behandlungsbereich

Behandlungsbereich