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Award / Auszeichnung | 04/2022

Otto-Borst-Preis 2022

Besucherzentrum Am Neuen Palais, Potsdam

DE-14469 Potsdam, Am Neuen Palais 10

Anerkennung / Kategorie "Einzelgebäude im Ensemble"

SSP Rüthnick Architekten

Architektur

Buro Happold

Bauingenieurwesen

KREBS+KIEFER Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    1.650m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Südwestlich des Neuen Palais im Potsdamer Park Sanssouci wurde das ehemalige Wachgebäude von Carl von Gontard aus dem Jahr 1768/69 zu einer modernen Besuchereinrichtung mit Aufenthalts- und Informationsräumen, Kassen, Museumsshop und Gastronomie umgebaut.
Diese Baumaßnahme ist Teil eines Sonderinvestitionsprogramms für die Preußischen Schlösser und Gärten, die im Rahmen eines Masterplans im Sommer 2009 mit dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg festgelegt wurden.
Der denkmalgeschützte Gontardbau wurde durch wiederholte Umnutzungen im Laufe der Jahrzehnte mit Um- und Anbauten erweitert. Die Aufgabe diesen Bau zu einem zentralen Anlaufpunkt für Parkbesucher umzubauen, umfasste Maßnahmen wie den teilweisen Rückbau der Anbauten, die Konservierung historischer Raumfassungen, Fassadensanierung und die Restaurierung der Fenster sowie historischer Wand- und Fenstervertäfelungen. Dabei war das Bauwerk unter höchstmöglicher Substanzschonung und unter der Einhaltung denkmalverträglicher Sanierungsverfahren herzurichten.

Durch das Hinzufügen eines Baukörpers zwischen dem Gontardschen Wachgebäude und dem westlichen Anbau des ehemaligen Kaiserlichen Baubüros, entstand ein neuer, nach Süden orientierter Eingangspavillon. Dieser bildet das Foyer des Besucherzentrums und ist Verbindungsglied zwischen dem zentralen Besucherbereich und den Servicebereichen im ehemaligen Kaiserlichen Baubüro.
Der knapp acht Meter breite Pavillon ist in seiner Größe und Materialität aus Stahl und Glas bewusst zurückhaltend gestaltet worden und fügt sich behutsam in das historische Ensemble ein.
Der ehemals offene Innenhof des Gontardbaus wurde mit einer frei tragenden Stahlkonstruktion mit umlaufendem Lichtband überdacht. Die dadurch entstandene 270 m² große Halle bietet Platz für den Empfang von Reisegruppen, den Ticketverkauf und den Museumsshop. Die angrenzenden Räume im Erdgeschoss beherbergen unter anderem eine „Wissenskammer“ in der den Besuchern mit Terminals individuell der Zugang zu den umfangreichen digitalen Informationen zu Geschichte, Park und Gebäuden möglich ist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei Einzelobjekte mit Umnutzung, Sanierung und teilweisem Neubau, eingebunden in ein historisches Ensemble mit Welterbe-Status.

Das Neue Palais (1763/69) ist namensgebender Bestandteil einer eindrucksvollen barocken Anlage, bestehend aus verschiedenen Bauten, Plätzen und Freiflächen, symmetrisch in die barocke Grundstruktur eingebunden. Ganz unscheinbar liegen am Rand der Anlage im Norden undSüden zwei ehemalige Torgebäude. Diese Torgebäude wurden mit neuen Funktionen belegt, im Bestand saniert, funktional angepasst und um neue Bauteile subtil ergänzt.


Das Südtorgebäude schafft mit dem Besucherzentrum für das Neue Palais ein neues Entree für das Areal. Der Gebäudebestand mit seinen barocken Strukturen und Details wurde sensibel an die heutigen Anforderungen angepasst. Dabei ist es gelungen, diesen Bestand auf ein noch höheres Qualitätslevel zu heben. Dies hängt auch mit der sehr feinfühligen Überdachung des Innenhofs zusammen, der jetzt, angrenzend an das Foyer im historischen Teil, zum Mittelpunkt der Anlage wird. Das zurückhaltend gestaltete Eingangsbauwerk mit dem vorgelagerten Eingangshof stärkt diese Wirkung. In der Summe wird ein attraktiver, angemessener Zugang für Besucher zur Gesamtanlage geschaffen. Das Nordtorgebäude schafft Raum für ein Ausbildungsseminar, eine Synagoge und bildet damit das neue Europäische Zentrum für Jüdische Gelehrsamkeit. So wie das Südtorgebäude ist auch das Nordtorgebäude durch zahlreiche Ergänzungen und Veränderungen überformt.


Eine Orangerie bildete ursprünglich den Abschluss des nördlichen Torhauses. Aufgrund vielfältiger Veränderungen und Eingriffe konnte vom Bestand nur wenig erhalten werden. Einem neuen massiven Bauteil, der die Funktionsräume aufnimmt, wurde eine gläserne Schale gegenübergestellt, die einen als Wintergarten erlebbaren Zwischenraum schafft. Das bauliche Konzept, die Materialisierung und Detaillierung tragen entscheidend zur harmonischen Einbindung in das Ensemble bei. Ein angrenzender, früherer Stall nimmt heute eine kleine Synagoge für bis zu 50 Besucher auf. Von außen nicht wahrnehmbar entfaltet sich im Inneren eine intime Atmosphäre höchster Qualität. Das eigentliche Torgebäude selbst wurde in seiner Grundstruktur nur minimal verändert, selbst der offene Hof ist weiterhin Bestandteil. Die mit der neuen Nutzung verbundenen notwendigen baulichen Maßnahmen, auch die technischen Einrichtungen wurden in beispielhafter Weise mit den denkmalpflegerischen Anforderungen formal und ästhetisch in Einklang gebracht.


Der Umbau und die Weiterentwicklung beider Torgebäude zeigt, dass selbst ein historisches Ensemble von dieser Bedeutung an zeitgenössische Ansprüche angepasst und mit neuem Leben gefüllt werden kann.

Zugleich wird die Ausstrahlung und Qualität gestärkt, den Gebäuden eine Zukunft gegeben.