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Offener Wettbewerb | 05/2022

Neubau Schulanlage Tüffenwies in Zürich (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 30.000 CHF

NYX ARCHITECTES

Architektur

MØFA urban landscape studio

Landschaftsarchitektur

Michael Wichser + Partner AG

Akustikplanung

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

GRP Ingenieure AG

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

MADE IN ALTSTETTEN


Eine langgezogene Volumetrie erstreckt sich von Westen nach Osten über die Parzelle. Der tief gehaltene Baukörper, die Dreifachturnhalle, sucht die Verbindung mit dem Quartier Grünau auf der Westseite. Richtung Ost, an der Grenze mit der Grundwasserschutzzone S2, endet die Volumetrie mit einem siebengeschossigen Hochpunkt, der Sekundarschule. Diese zwei Teile sind funktional autonom und verfügen über eigenständige Adressen. Gestalterisch sind sie mit einer gedeckten Anlieferungszone sowie mit einem Metallgerüst verbunden und bilden zusammen eine einheitliche Institution, die neue Schulanlage Tüffenwies. Das Metallgerüst stellt die Funktion „Ballfang“ sicher, schafft physische Verbindungen, generiert unerwartete Aussenräume und nimmt die nötige PV-Anlage auf. Architektur und Aussenräume vernetzen sich durch diese vermittelnde Gestaltung des Neubaus mit dem Quartier Grünau.


Die zwei Hauptprogramme, die Schule und die Turnhallen, wurden sorgfältig und pragmatisch im Schnitt organisiert. Mit der gewählten Programmaufteilung bleibt das Schulgebäude deutlich unterhalb der Hochhausgrenze. Das ist sowohl ökonomisch als auch betrieblich für eine Sekundarschule die sinnvollste Lösung. Alle Standardklassenzimmer sind in den ersten vier Obergeschossen zu finden, so werden die vertikalen Wege der Schule auf ein Minimum gehalten. Eine grosszügige und zentrale Treppe erschliesst das ganze Haus und teilt den Grundriss in zwei autonome Welten, die sich um einen «Salon» organisieren. Diese Teilung reduziert den Massstab der Schule und hilft die räumliche Organisation sowohl für die Regelgeschosse der Klassenzimmer als auch für die Geschosse mit spezifischen Nutzungen wie die Mensas, die Bibliothek, die Werkräume und die Lehrerräume. Das Erdgeschoss ist primär für die Mensas und den Mehrzweckraum vorgesehen. Die Dreifachturnhalle ist halbunterirdisch vorgesehen, diese ideale Typologie bietet eine direkte Zugänglichkeit im Erdgeschoss: für grosse Veranstaltungen und Anlässe können die Türen zur Zuschauergalerie geöffnet werden und das Innere kann mit dem Äusserem stark verbunden werden.


Eine hochwertige Schule verfügt über qualitätvolle Aussenanlagen. Diese sollten grosszügig, qualitativ hochwertig, differenziert und vor allem leicht zugänglich sein. Die Dächer der halbversenkten Dreifachturnhalle und der Anlieferungszone sind mit Pausenflächen und Allwetterplätzen aktiviert. Diese sind leicht über nur ein oder maximal zwei Geschosse zu erreichen. Der Schulvorplatz im Norden stellt alle Zugänge und Veloparkplätze sicher. Die freie und grüne Zone im Osten verbindet die Schule mit der Sportanlage Richtung Limmat und bietet weitere nutzbare Aussenräume: der Schulgarten und die Terrasse der Mensa.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgehend von einer differenzierten Analyse des Ortes schlägt das Verfasserteam eine in Grundriss und Schnitt gestaffelte Gesamtfigur vor. Auf der Nordseite ermöglicht dies die Ausbildung eines länglichen, sowohl für die Schul- als auch für die Sportnutzung adressbildenden Platzes. Dieser schafft den Auftakt zu einer Aussenraumkaskade, die ihren Abschluss auf dem Dach der Sporthalle findet. Die Fassung und der obere Abschluss dieser Dachflächen wird durch ein leichtes Stahlgerüst geformt, das mit Photovoltaik-Elementen bestückt ist und zusammen mit dem Ballfang auf dem Dach der Sporthalle einen Horizont bildet. In der Schnittfigur stellt die Sporthalle den quartierseitigen, niedrigen Auftakt zum Ensemble dar. Sie wird über einen Zwischenbau mit dem siebengeschossigen Baukörper der Schule verbunden, der einen markanten Abschluss des Quartiers bildet und zu einer der Institution angemessenen baukörperlichen Präsenz führt.


Die vorgeschlagene Verteilung der Baumasse schafft eine differenzierte Volumetrie. Zugleich stellen diese Prämissen des Entwurfs aber auch eine grosse Hypothek dar, da die frei zugängliche Fläche um das Gebäude zu einem wenig genutzten Restraum zu werden droht. Diesem Umstand wird mit der vorgeschlagenen Anordnung der öffentlichen Aussenräume im ersten und zweiten Obergeschoss begegnet, die als Pausen-, Sport- und Unterrichtsflächen genutzt und auch als Angebot für das Quartier verstanden werden. Im Vergleich zu Aussenräumen auf Bodenniveau ist ihre Attraktivität jedoch fraglich, genauso wie der Mehrwert des aufwändigen Metallgerüsts. Es ist eine Begrünung der Konstruktion angedacht, auf konkrete Umsetzungsvorschläge wird jedoch verzichtet.


Die konsequente Trennung der beiden Hauptnutzungen Sport und Schule im Grundriss ermöglicht einen sinnfälligen strukturellen und typologischen Aufbau der Gebäudeteile und eine gute Funktionalität. Die Sporthalle ist gegenüber dem gewachsenen Terrain um ein Geschoss abgesenkt, was eine attraktive erdgeschossige Adressierung der Zuschauergalerie ermöglicht. Erkauft wird diese Konzeption durch die Anordnung der Garderoben und Geräteräume im Untergeschoss, die weder funktional noch räumlich zu überzeugen vermag.


Im ostseitig gelegenen Schulgebäude wird die gewünschte Clusterkonzeption der Klassenzimmer zum Anlass genommen, diese um eine zentral gelegene Vertikalerschliessung anzuordnen. Dabei bildet jeweils ein flexibel nutzbarer «Salon» den Auftakt zu den Klassenzimmern. Dieser Logik wird auch im Erdgeschoss entsprochen, wo Mehrzwecksaal und Betreuungsräume angeordnet sind und ein guter Bezug zum Quartier geschaffen wird. Diese Grundkonzeption ermöglicht leistungsfähige wie auch identitätsstiftende Clustereinheiten von hoher räumlicher Qualität und leistet einen wertvollen Beitrag zur Diskussion.


Die Konstruktion des Ensembles wird aus Gründen der Nachhaltigkeit mehrheitlich in Holz vorgeschlagen und prägt den Bau in seiner inneren wie äusseren Erscheinung. Beton wird neben dem Untergeschoss nur punktuell zur Aussteifung eingesetzt. Die Logik der recht rigiden inneren Tragstruktur zeichnet sich in der Fassade des Schulbaus durch eine Gliederung aus, in der jeweils eine Fenstergruppe mit Brüstung durch ein feines, leicht vorstehendes Metallprofil gerahmt wird. Dieses Raster findet seine Fortsetzung und Entsprechung im Zwischenbau sowie in der Sporthalle; es homogenisiert die einzelnen Teile des Ensembles adäquat und unterstützt dessen filigrane Erscheinung.


Während die Flächen- und Volumeneffizienz des Gebäudes als recht gut bezeichnet werden kann, führen das durchgehende Untergeschoss und die grosse Abwicklung der Baukörper im Vergleich zu schlechten Ökonomie- und Nachhaltigkeitswerten. Zudem wird die gitterartige Pergola, welche die Dachflächen des Zwischenbaus und der Sporthalle räumlich fasst, trotz der einfachen Machart in der Erstellung als sehr aufwändig beurteilt und lässt auch einen hohen Unterhaltsaufwand erwarten.


In seiner Gesamtheit überzeugt MADE IN TÜFFENWIES mit einer systematischen Logik und einer in vielen Teilen guten Funktionalität. Die Reibung der vorgeschlagenen Konzeption mit dem Ort führt jedoch aufgrund des grossen Fussabdrucks zu einer Besetzung grosser Teile der Parzelle und damit zu einer städtebaulich unbefriedigenden Situation. Vorhandene Aussenraumqualitäten gehen verloren und können durch den vorgeschlagenen Ersatz an Aussenflächen auf den beiden gegenüber dem Strassenniveau erhöhten Ebenen genauso wenig aufgewogen werden wie durch die mehrheitlich kluge räumliche Organisation im Innern.