modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 03/2022

Erneuerung Kunstmuseum Thurgau in Warth (CH)

7. Rang

Architekturbüro Josef Prinz BDA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen als Ersatz der zwei westlichen Klausen einen grösseren Neubau in Stampflehm vor, der durch drei asymmetrische Giebel in seiner volumetrischen Erscheinung gebrochen wird. In diesem Neubau werden zwei übereinander liegende, je rund 300 m2 grosse, neue Ausstellungssäle untergebracht. Die übrigen Klausen erhalten neue Nutzungen wie ein Café oder einen Leseraum zugesprochen. Sie müssen dadurch nicht mehr die strengen bauphysikalischen Vorgaben einhalten und können zurückhaltend saniert werden. Der Ausstellungsschwerpunkt verschiebt sich dadurch in den westlichen Teil der Anlage und ordnet sich um eine neu konzipierte Erschliessung an. Diese verbindet die bestehenden Ausstellungskeller übersichtlich und abwechslungsreich mit den neuen Ausstellungsflächen.

Die Projektverfasser betonen, dass der aus einer Addition von sechs Gebäudeteilen zusammengefügte Komplex «in der Situierung und Dimension auf den vorgefundenen historischen Klausen» beruht und dass er «den Rhythmus und die Kleinteiligkeit der zwölf Klausen von Antoniol + Huber» fortführt. Die denkmalpflegerischen Vorgaben, nach welchen es gilt «im Minimum die Volumetrie der bestehenden Zellen zu berücksichtigen» oder zumindest die Kubatur so zu bemessen, dass sie «den Rhythmus der siebenteiligen Anlage aufnimmt», interpretiert das Projekt sehr frei. Der Neubau steht zudem klar im Widerspruch zu der Prämisse, wonach zwischen den beiden westlichen Klausen bloss «kleinmassstäbliche, technisch und umgebungsgestalterisch bedingte Eingriffe» zuzulassen sind.

Der neue Baukörper soll in seiner volumetrischen Gliederung an die durch ihn ersetzten Zellen gemahnen, indem er in zwei seiner Raumteile den Massstab der beiden historischen Klausen aufnimmt, den Zwischenbereich mit einer gleichartigen Raumschnitte auffüllt und im Nordhof ein dreiteiliges Kompartiment anfügt. In diesem sind die Firste versetzt, was von innen wie von aussen die Erinnerung an die historische Anlage unterstützen soll. An den hier vorgesehenen sichtbaren Pfetten der Bedachung zeigt sich dasselbe Anliegen.

Die vier östlichen Zellen erfüllen die denkmalpflegerischen Zielsetzungen. Sie behalten im Innern wie im Äussern ihre heutige Gestalt. Weil die Projektverfasser der Meinung sind, dass deren technische Sanierung «nicht ohne Verlust des charakteristischen Erscheinungsbilds» möglich gewesen wäre, wurden sie als Räume mit Sonderfunktionen für den Museumsbetrieb vorgesehen. Eine ähnliche Sorgfalt in der Behandlung erfährt auch ein Teil des baulichen Bestandes im Westflügel. Die neue Zugangstreppe zum Museumseingang und die Rampe sind aber übertrieben und verunklären das Sockelgeschoss im Westflügel.

«SEI SORELLE» ist auf den ersten Blick ein verführerisches Projekt und löst einige der gestellten Aufgaben auf raffinierte Weise. Es stellen sich aber grundsätzliche Fragen, ob das neue Volumen in dieser Form denkmalpflegerisch denkbar ist. Die Jury ist der Ansicht, dass vor allem die Nähe zur nördlichen Klostermauer aussenräumlich problematisch ist. Einerseits widerspricht dies klar dem vorgegeben Perimeter und andererseits verschwindet die Durchlässigkeit des heutigen Hofes. Die Zonierung des Skulpturengartens mit Vitrinen unterteilt den bisher fliessenden Raum in unnötiger und betrieblich zu einschränkender Weise. Die bestehenden Klausen müssen zwar nur sanft renoviert werden. Sie erfahren aber durch den Verlust an Bedeutung eine Entwertung und der Kreuzgang kann nicht mehr wie heute zu einem Teil der Ausstellungsfläche gezählt werden. Kommt hinzu, dass der Auftakt mit der ersten grossen Ausstellungsfläche im Erdgeschoss mit der Anordnung von Warenlift und Fluchttreppe nicht sonderlich attraktiv konzipiert wurde.

Das Projekt ist jedoch ein wertvoller Beitrag, der aufzeigt, dass ein fein gegliederter, nicht allzu grosser Neubau an dieser Stelle grundsätzlich möglich wäre, wenn er die Gestalt der Klausen uminterpretiert und die rhythmische Gliederung der ganzen Nordzeile aufnimmt.