modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
5. Rang 6 / 6

Offener Wettbewerb | 11/2021

SCHULZENTRUM HARD Arealstudie und Neubau eines 3-fachen Kindergartens mit Tagesschule in Langenthal (CH)

6. Rang / 6. Preis

Preisgeld: 8.000 CHF

Marco Duarte Architekten

Architektur

Andreas Geser Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Holzbaubüro Reusser GmbH

sonstige Fachplanung

HEFTI. HESS. MARTIGNONI. Zürich AG usic

Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem einbündigen Klassenzimmertrakt und einer Einfachturnhalle besetzt das heutige Schulzentrum Hard die Feldmitte des offenen Gevierts zwischen der Bäreggstrasse und der Anlage des Gymnasiums. Mit dem vorgeschlagenen Bebauungskonzept besteht die Absicht, das gebaute Fragment eines Projektwettbe werbs aus dem Jahre 1958 im Quartier zu verankern. Dabei wird mit einer Hauszeile entlang der Bäreggstrasse, welche bei der zentralen Erschliessungsachse unterbrochen ist, und zwei quer zum Hauptgebäude gestellten Volumen die Anbindung an die gegenüberliegende Wohnüberbauung gesucht.

Die Anordnung ergibt zwei winkelförmige Segmente, die sich zusammen mit den Bestandsbauten um zwei unterschiedlich gestaltete Schulhöfe gruppieren. Wobei im Falle der letzten Etappe, des Ersatzes der Einfachturnhalle durch eine Dreifachturnhalle am gleichen Standort, die situative Grundordnung praktisch unverändert bleibt. Alle Neubauten im zur Bäreggstrasse orientierten Feld sind eingeschossig, sodass das Schulhaus seine Rolle als bestimmender Rücken zum Rasensportfeld behält.

In Bezug auf eine bewusste Integration in das Bebauungsmuster der benachbarten Mehrfamilienhäuser und die gewollt raumbildende Akzentuierung des Straßenraums ist die Setzung durchaus verständlich. Die klare Haltung mit den die Quartierstrasse begleitenden Kindergarten Gebäuden schränkt einen insgesamt gestärkten Auftritt des Schulzentrums Hard jedoch deutlich ein. Die Aussenräume liegen dadurch introvertiert städtisch im rückwärtigen Bereich. Im Endausbau fehlt infolge des unauffälligen Durchgangs zwischen den beiden Kindergärten dann definitiv ein angemessenes Gesicht beim Hauptzugang.

An korrekter Lage und funktional gut strukturiert liegt die Tagesschule in praktischer Nähe zum Schulgebäude an der zentralen Zugangsachse. Deren Räumlichkeiten sind jedoch entlang eines Korridors mit aufgereihten Lochfenstern wenig attraktiv erschlossen.

Die beiden Dreifachkindergärten sind effizient und übersichtlich organisiert. Bei den von der Bäreggstrasse abzweigenden Zutritten befinden sich jeweils die allgemeinen Räume. In deren Verlängerung folgen entlang eines Garderobenbands die einheitlich strukturierten Kindergarteneinheiten. Zur funktionalen Entflechtung verfügen die einzelnen Gruppen zusätzlich über separate Eingänge. Die Nutzungsüberlagerung von Korridor und Garderobe ergibt aber beim gleichzeitigen Aufenthalt von bis zu 25 Kindern sehr knappe Raumverhältnisse. Problematisch ist die nahe Lage und Ausrichtung der Haupträume zur Bäreggstrasse. Ihnen fehlt der direkte Bezug zum rückwärtig angelegten Aussenraum.

Durch die dicht an die Bäreggstrasse gesetzten Kindergartengebäude entwickelt sich deren Aussenraum nach Nordwesten in die Schulanlage hinein. Der separierte Grünstreifen zwischen der Strassenhecke und der Längsfassade verfügt nicht über die notwendigen Aufenthaltsqualitäten und bietet zu wenig Distanz zu den Bewegungen an der Quartierstrasse. Beim östlichen Kindergarten wird der Garten von der Tagesschule und dem bestehenden Schulhaus räumlich gefasst und bildet dadurch einen eigenen Freiraum. Nicht optimal, aber denkbar teilen sich die Tagesschule und der zuerst gebaute Dreifachkindergarten den zonierten Aussenraum im Nordosten. Die Aussenräume sind orthogonal gestaltet, die Bäume sind locker eingestreut und bieten viel Schatten. Von der Schwingfestweg über die Bäreggstrasse bis zur Breitfluhstrasse wird das Schulareal mit einer geschnittenen Hecke eingefasst.

Mit der Realisierung des zweiten Kindergartens akzentuieren sich die situativen Schwierigkeiten des Entwurfsprinzips markant. In unmittelbarer Nachbar - schaft zum belebten Pausenplatz ergeben sich für die drei weiteren Kindergarteneinheiten definitiv zu knapp bemessene Aussenräume ohne jegliche Privatheit und der Hauptzugang zum Schulareal verkommt zu einem unauffälligen Durchgang zwischen den beiden Seiten - fassaden der Kindergärten. Zudem ist die Mehrfachnutzung von Pausen- und Hartplatz funktional ungünstig.

Die vorfabrizierten Holzbauten mit den versetzten Pultdächern sind plausibel und wirtschaftlich konstruiert. Die zwischen Lehmziegelwänden aufgespannten Decken und Fassaden in Holz ergeben eine entspannt ruhige Raumstimmung. Aus den schemenhaft dargestellten, strassenseitigen Lochfassaden lassen sich hingegen keine architektonischen Qualitäten ableiten.
Bis auf den Neubau der Dreifachturnhalle gelingt die Umsetzung der Erweiterungsstrategie ohne Provisorien. Bei den Zwischenetappen steht jeweils sinnvoll der heutige Kindergarten- und Tagesschulpavillon als Zwischennutzung zur Verfügung.
Mit der Schaffung zweier ansprechend proportionierter Schulhöfe wird an der auf dem weitläufigen Areal unfertig wirkenden Schulanlage weitergestrickt. Die im Endausbau situativ starke Anknüpfung an die gegenüberliegenden Wohnbauten wird jedoch hinterfragt. Mit der zur Strasse streng gebauten Fassung ergibt sich örtlich eine im Quartier fremd wirkende urbane Abschirmung des Schulzentrums, bei der die beiden Kindergärten ortsbaulich als Wohnbauten gelesen werden. Dabei geht der heute gegenüber dem Strassenraum offene Charakter der Anlage verloren.

5. Rang 6 / 6